Dieses wunderbare Buch von Frau Brönnimann habe ich schon mal in einem anderen Zusammenhang erwähnt und kurz vorgestellt. Ich hatte aber versprochen, dass es eine ordentliche Buchbesprechung gibt.
Mein Fazit: Sehr lesenswert. Sehr inspirierend. Auch sehr berührend! Sehr ehrlich, was das Sterben betrifft.
Die Autorin begleitet uns Leser in ihrer Rolle als Fährfrau durchs Leben ins Sterben. Schritt für Schritt geht sie behutsam mit uns um.
Sie teilt das Buch in 4 große Kapitelbereiche ein:
1. Streiflichter auf die grossen Fragen des Lebens
2. Ungereimte Geschichten aus dem Alltag
3. An den Ufern der Zeit
4. Gelassenheit wider alle Vernunft
Sie schreibt, ich zitiere, wenn Sie sich einem Toten nähert, dann achtet sie darauf, was er/sie ihr erzählt: Wie liegt der Verstorbene da? Wie „schauen“ die Gesichtszüge? Welche Geschichte erzählt ihr der tote Mensch?
Sie stellt kritische Fragen, beispielsweise: Ist Heilung eine Alternative zum Tod? Oder hinterfragt kritisch: die Kriegsrhetorik vom tapferen Kampf gegen den (Krebs-)Tod.
An einer anderen Stelle erzählt Sie uns aus dem Alltag, wie sie im Zug einem Demenzkranken hilft sich zurecht zu finden und kritisiert, dass alle anderen Reisenden weggeschaut haben.
Sie macht uns Mut, alt zu werden und das „Angewiesen-sein auf Pflege“ mit einem Augenzwinkern und einem friedlichen Lächeln zu akzeptieren. So wie ein Baby strahlt, wenn es frisch gewickelt wurde so können auch wir unsere Würde behalten im Alter, weil wir das Gegebene zulassen und annehmen – mit frisch gepudertem Hintern.
Übungen und Gedichte, die mich inspiriert haben, findet man im Buch verstreut. So haben wir ja auch die Ausstellung mit dem Koffer für die letzte Reise entdeckt, initiiert von Fritz Roth.
Was mich wirklich sehr angerührt hat: Frau Brönniemann beschreibt für einen Moment lang das Sterben …. das Loslassen von der Welt …. das Weit-werden …. das Hinübergleiten.
Als Fährfrau begleitet Sie Lebende und Sterbende von dem einen Ufer zum anderen. Beglückende und tröstliche Lektüre, die ich sehr empfehle.
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