Heute ist ja eigentlich Faschings-beginn und ich habe bewusst diesen Tag gewählt, um dich daran zu erinnern, jeden Tag in deinem jetzigen Leben zu schätzen und zu feiern.
Ich wurde schon sehr früh mit dem Tod konfrontiert. Mein Vater ist tödlich mit dem Auto verunglückt als ich gerade mal 5 Jahre alt war. Er ist so plötzlich nicht mehr da gewesen, was für meine Mutter sicher fürchterlich war. Leider kann ich mich an vieles nicht mehr erinnern. Aber ein Bild habe ich immer wieder vor Augen. Meine Mutter saß in ihrer Trauer in der Küche und hat geweint und ich stehe neben ihr auf einem Hocker und habe sie getröstet. Vom Küchenfenster aus hatte man etwas erhöht den Kirchturm vor sich. Der Kirchturm und dieses Bild gehören nach all den Jahren immer noch unzertrennlich zusammen.
Früher war es noch üblich, dass die Toten zu Hause aufgebahrt wurden. Als Kind war ich bei meiner damaligen besten Freundin, als ihre Oma gestorben war. Wir hatten das strikte Verbot, in das Zimmer, indem sie lag, zu gehen. Wir konnten allerdings der Versuchung nicht widerstehen und haben uns in den Raum geschlichen. Da lag die Oma und hatte ein so friedliches Gesicht, etwas weiß, aber voller Ruhe.
Wir möchten gerne fit alt werden und wenn die Zeit gekommen ist, von dieser Bühne abzutreten, soll es möglichst schnell und schmerzlos geschehen. Wenn ich Menschen sehe, denen es so schwer fällt zu gehen und die vielleicht noch sagen: „ach, wenn ich nur sterben könnte“, frage ich mich – warum ist das so mühsam? Dann wieder triffst du eine alte Frau, die zu dir sagt, „ich habe ein so schönes Leben gehabt, nicht immer leicht, aber es war gut“. Zwei Tage später flattert dir die Todesanzeige ins Haus, das finde ich erstaunlich.
Ist es so, dass wir vielleicht eine gewisse Klarheit brauchen – vom Leben und vom Tod? Gelegentlich fällt es schwer, das Leben mit klaren Augen zu betrachten. Dies wirft die Frage auf, wie man sich wohl bei jener bisher unbekannten Begegnung fühlt?
Ich denke, wir sollten uns die schönen Momente in irgendeiner Form speichern, solange sie uns bewusst sind. Damit wir sie im Alter parat haben, um uns daran zu erinnern. Dadurch kann sich eine gewisse Ruhe und Gelassenheit entwickeln, die uns bereit machen „fit in die Kiste“ zu steigen. Meine letzten Worte sollen sein: schön war’s.
Liebe Gabi, schöne Frage und schöne Antwort. Helau ;-). Deinen Artikel können wir auch in Deinem Blog lesen. Danke fürs Verlinken.
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Liebe Annegret,
die heute Gesellschaft suggeriert uns gelegentlich, dass wir ins Grab joggen sollten. 😀 Oft stehen Menschen, Jenen, die sich auf den ihren letzten Weg machen hilflos gegenüber.
Mit „Schön war’s“ verbinde ich auch „Dankbarkeit“. Dankbar sein, für das Leben und für jeden Moment, auch wenn es mal schwierig ist. Wir wachsen ja auch an scheinbar schwierigen Situationen. Da gehört natürlich auch das Sterben dazu.
Herzliche Grüße
Gabi
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Hallo Gabi,
ich hatte schon befürchtet, wir müssten ins Grab joggen ;-). Da bist du ja zum Glück nicht gelandet! Ich habe mit Petra dieser Tage kurze Gedankenblitze in Sachen „Sinn des Lebens“ hin und her geschickt und aus diesem Kurzdialog würde ich für mich gerne zu „Schön war´s“ ein „Erfüllt war´s“ setzen. Hergeleitet von dem Gedanken: ich bin erfüllt von etwas, von Begegnungen, von Musik, von Gedichten, von…. Auch die schwierigen Momente können zum Erfüllt-sein gehören. Die schwierigen, schmerzlichen Gespräche, ein Hocker, ein Kirchturm, ein Abschied.
Danke dir für´s Anregen mit deiner „anstößigen“ Frage!
Annegret
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