21.11. Julia Schulz: Warum immer so ernst auf Beerdigungen ?

Als meine Oma beerdigt wurde ist Folgendes passiert:

Nun muss man vorweg sagen, dass meine Oma eine heitere, laute, stets gut gelaunte und zu ihren Lebzeiten sehr üppige, also dicke/vollschlanke/wohl genährte Person war. Sie hatte sogar bei ihrer ersten Flucht Schmalz für die Kinder eingepackt, damit diese nicht verhungern sollten – jedoch bekamen sie dadurch übles Durchfall, was die Flucht erheblich erschwerte.

Jedenfalls jene Oma wurde eingeäschert.

Nun waren wir alle da und der Pfarrer hielt seine Rede – alle andächtig um die Urne herum versammelt. Er sprach viel über meine Oma, aber eben nicht über die Oma, so wie wir sie kannten (ein leider oft vorhandenes Phänomen bei Beerdigungen).

Als es gerade sehr still war, fragte der kleine Urenkel, also der Sohn meiner Cousine, ganz laut: „Sag mal, da in der kleinen Büchse ist doch nicht die Oma drin oder?“

Wir haben dann sehr lange und ausgiebig gelacht und waren nicht mehr in der Lage, einer ernsthaften Rede zu folgen. Wir waren fortan heiter, laut, lustig und gut gelaunt, fast so als habe meine Oma sich in uns ausgebreitet, statt in der kleinen Urne zu bleiben!

***
Liebe Julia, danke dass Du uns von Deiner heiteren Oma und ihrer heiteren Beerdigung erzählt hast.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in 1. November-Blog-Aktion: Geheime Fragen, Erinnern und verschlagwortet mit , , von Petra Schuseil. Permanentlink.

Über Petra Schuseil

Als "alte" Frankfurterin pendel ich seit Anfang 2012 zwischen Frankfurt und dem Zürichsee hin und her. 64 bin ich jetzt und offiziell Rentnerin. Ich schreibe regelmäßig Morgenseiten, singe im Kirchenchor, und schwimme im Sommer täglich im Zürichsee. 2013 kam mein Buch "Finde Dein Lebenstempo" auf den Markt. "Wesentlich werden" so heißt ein anderer Blog von mir. Seit Ende 2014 gibt es unseren Totenhemd-Blog. Inzwischen sind wir ein Team: Juliane, Sigrid und Lutz schreiben mit. Wenn nicht jetzt, wann dann ist mein Lebensmotto.

4 Gedanken zu „21.11. Julia Schulz: Warum immer so ernst auf Beerdigungen ?

  1. Hallo Julia,
    was für eine großartige Geschichte! Eine Freundin von mir hat bei der Beerdigung einer ihr sehr lieben älteren Angehörigen eine Flasche Wein ausgepackt, einen Teil des Weines ins Grab gegossen und eine Feministische Zeitschrift dazu gelegt. Das war dann auch alles nicht mehr so ernst und zugleich zutiefst wahrhaftig, berührend und genau richtig.
    Und: Lebenslust kriegt offensichtlich auch der Tod nicht klein.
    Danke dir sehr!
    Annegret

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  2. Wie heißt es doch so schön? Kindermund tut Wahrheit kund. Nein, Beerdigungen müssen nicht traurig sein. Ich habe die Beerdigung des Mannes meiner Nachbarin erlebt, und die war wunderbar. Beim Kaffeetrinken schwelgte man in Erinnerungen an den Verstorbenen. Es wurde erzählt und auch gelacht. Das fand ich sehr gut!

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  3. Das finde ich wunderbar. Meistens ist es ja wirklich so, dass der Trauerredner irgendwie was erzählt, was nur einen Bruchteil dessen wiedergibt, was und wie der Verstorbene war. Naja, wie soll er auch, denn er baut sich ja aus den Erzählungen der Trauernden eine Zusammenfassung zusammen. Manchmal klappt das, manchmal aber auch nicht.

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