Mein Kind hab ich auch nicht einfach so gekriegt. Es hat lange gedauert. Es hat richtig weh getan. Er war ziemlich viel nicht schön. Es hat sich hingezogen. Es war erschöpfend. Und es wäre mir nie in den Sinn gekommen, mich diesen Schmerzen zu entziehen. Ich wollte, dass es so ist. Auch wenn es – mit Verlaub – zwischendurch richtig Scheiße war.
Ein gigantischer Übergang, so eine Geburt.
Ein noch größerer Übergang, so ein Sterben.
Seit ein paar Tagen gehe ich mit diesem Gedanken „schwanger“: Wieso soll Sterben eigentlich nicht weh tun? Wieso soll es ohne Leiden vor sich gehen? Ist es wirklich das höchste Gut, da schmerzfrei durchzugehen? Ist das realistisch?
Ehrlich: ich wünsche niemandem Leid und Schmerzen. Und dennoch. Kreieren wir hier uns das nächste optimierte Ziel? Optimal sterben, nachdem wir optimal Kinder gekriegt, Kinder erzogen, Karrieren geplant, Diäten verfolgt und unser Alter supergesund und fit gestaltet haben?
Bei Geburten haben wir es, wenn wir es so zulassen, wie die Natur es vorgesehen hat, mit Schmerz, Blut und Scheiße zu tun. Und erleben ein Wunder. In Hospizkreisen kursiert die Geschichte von den Zwilligen im Bauch, die genauso herumhirnen wie wir, ob das so eine gute Idee sei, hier raus zu gehen. Und draußen wird es sicher nicht so toll sein, sinnieren die zwei.
Und wenn Sterben jetzt wirklich so ähnlich ist wie gebären/geboren werden?
Auf diese Gedanken gebracht wurde ich vom BR 2 radiofeature: Besser ist nicht gut genug. Leben in der atemlosen Gesellschaft – 21.11.2015
Übers Sterben ab Minute 7.
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ein sehr interessanter blickwinkel… und ob es das darf oder nicht, es kommt ohnehin wie es kommt…
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Eine Frage, an die ich ich hin und wieder auch gedacht habe und ich bin mir im klaren, das es im „worst case“ sehr weh tun, zumindest aber sehr unangenehm sein kann.
Dieser Gedanke ängstigt mich eigentlich (noch) nicht, denn momentan erscheint mir mein Sterben noch weit entfernt und ich gehe davon aus, das es hinterher angenehmer sein wird.
Denn der Tod tut (hoffentlich) nicht mehr weh, es ist der Weg dahin, der unter Umständen lang, qualvoll und steinig werden kann.
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