Cemetery Walk and Talk in Hong Kong with women. Fürchte Dich nicht.

fotografiert von Nicolette

fotografiert von Nicolette

Da hätte uns der Wettergott doch beinahe einen Strich durch unseren Spaziergang über den Happy Valley Cemetery gemacht. Um 9 Uhr war es auf Discovery Bay, wo ich zur Zeit wohne, dunkelschwarz und die Welt ging unter. Es blitzte und donnerte angsteinflössend. Mutig machte ich mich auf den Weg, denn es lichtete sich schon wieder am Horizont. In Hongkong mit der Fähre angekommen war alles vorbei. Es regnete nicht mehr, nur die Luft dampfte ordentlich.

„Fürchte Dich nicht“ – kann ich da nur sagen. Drei interessierte und mutige Frauen sind trotz heftigem Regen unterwegs gekommen. Wir haben alle den richtigen Eingang zum ehemals „Colonial Cemetery“ gefunden. Vergnügt haben wir unseren Spaziergang über den Friedhof begonnen. Eine morbide Stimmung hieß uns willkommen. Die Wolken hingen noch tief, die schwüle Luft dampfte schwer über den Gräbern und in den Bäumen. Gegen Mittag blitzte sogar die Sonne.

So viel zum Hongkong-Wetter, das seit Wochen seine eigenen Kapriolen ausheckt.

Warum heißt ein Friedhof „Happy Valley“?

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fotografiert von Karin

IMG_2801„Like many people in Hong Kong I assumed Happy Valley was so named because of the horse racing, and associated gambling, that took place there. But the area has a much more morbid genesis. Back in the early days of British colonial rule in the 1840s, there was a high death rate from malaria and other diseases in Hong Kong. The area became a burial ground for victims of disease and was named „Happy Valley,“ a common reference to cemeteries in Victorian times“. (Derrick Chang, CNN Travel)

Ein Happy Valley also für Verstorbene, die an Malaria oder Pest starben. Das ist doch schön. 1845 wurden die ersten Toten auf diesem Friedhof begraben.

IMG_2790Die Toten liegen hier seit über 150 Jahren. Wir haben die Gräber von britischen und jungen Soldaten besucht, die im Opiumkrieg gefallen sind oder im Pazifikkrieg bzw. Japankrieg.
Hongkonger Polizeibeamte liegen hier begraben, gut betuchte Chinesen und Unternehmer aus aller Welt, die Hongkong zu wirtschaftlichem Erfolg brachten. Vor allem Briten. Neben dem Happy Valley Cemetery schließen sich die Gräber der indischen Bevölkerung (Parsee) und der Juden an. Auch auf dem katholischen Friedhof St. Michael haben wir eine kurze Runde gedreht.

IMG_2806Auf dem Happy Valley Cemetery haben wir den Sarkophag von Karl Gützlaff gesucht. Eine Übersicht am Friedhofseingang zeigte die verschiedenen Sektionen. Ich wusste, dass wir das Grab des deutschen Missionars in der Sektion 13 finden würden. Genau gegenüber der kleinen Kirche. Gützlaff wird als erster deutscher Missionar für China bzw. Hongkong genannt. Auf seinem Sarkophag steht: Apostel Chinas. Er war ein Sprachgenie für asiatische Sprachen und unternahm gefährliche Reisen nach China. Er ist leider jung gestorben. Mit 48 Jahren am 9. August 1851. Hier öffneten wir die Flasche Prosecco und erwiesen ihm unseren Respekt und Ehre. Prost, auf den kühnen und mutigen Karl Gützlaff.

IMG_2828Nun aber zurück zu den Ladies, mit denen ich unterwegs war. Wir haben wunderschöne Fotos gemacht vom mitten in der Stadt liegenden Friedhof. Der dichte Verkehr braust nah an den Friedhofsmauern vorbei. Die Hochhäuser der Stadt sind nicht zu übersehen. Kleine IMG_2821Treppen führen in die Höhe. Die Gräber liegen hübsch verteilt, teils versteckt unter alten Bäumen. Teilweise wirkt es wie in einem suptropischen Urwald. Während ich die Urnenwand fotografierte, dachte ich: Man müsste ein Fotobuch gestalten. Links das FotoIMG_2824 und rechts eine Geschichte über die Bilder, die im Kopf aufsteigen: man sieht für jeden Verstorbenen eine weiße Porzellanplatte, darauf chinesische Zeichen für den Namen und die Daten, das Foto einer Frau oder eines Mannes und davor beispielsweise einzementiert eine kleine Mingvase für Blumen … oder ein hellgrünes Colaglas oder ein witziges Bierglas …

Ich hatte ja einige Fragen vorab gestellt, die wir uns während des Spaziergangs beantworteten. Unter anderem haben wir danach geschaut, welche Gräber uns gefallen. Wo wollen wir eine mitgebrachte Blume hinlegen? Was soll mal auf unserem Grabstein stehen. Hier drei Ideen:

„Hier ruht meine große Liebe – für sie waren Liebe und Mitgefühl das Wichtigste im Leben.“

fotografiert von Karin

fotografiert von Karin

oder „Hallo Schatzi! Immer in Gottes Hand“

oder „Ich bin mal wieder unterwegs“.

Als wir uns verabschieden waren wir froh über die letzten zwei Stunden. Neue Erkenntnisse und Gedanken haben wir mitgenommen und neue Fragen aufgeworfen:

  • B. war inspiriert, mit den Fragen weiter zu denken und zu vertiefen.
  • Wichtig wurde für alle, dass der digitale Nachlass – auch der Ehegatten – geklärt sein muss.
  • Es tauchte die Frage auf, ob das deutsche Testament auch im Ausland/in Hongkong gilt.
  • Wie organisiert man den Transport eines Sarges mit einem toten Körper von Hongkong nach Deutschland? (einfacher ist der Transport einer Urne)
  • Kremieren? oder bestatten?, tauchte generell die Frage auf und wurde nicht endgültig beantwortet.
  • Wissen die Angehörigen, die Familie von den eigenen Wünschen oder Gedanken? Die eine oder andere will nun das Gespräch eröffnen bzw. fortsetzen.

Und zuguterletzt wurde mir die Frage gestellt, wo ich denn mal begraben werden will und ob ich eine Empfehlung aussprechen mag, wenn die alten Eltern noch leben.

Ich erzählte von meiner Vorstellung, dass meine Asche einmal über dem Victoria Peak verstreut werden soll.

Meine Empfehlung wenn die Eltern noch leben: Nicht warten mit schönen und IMG_2845wichtigen Gesprächen, bis sie gestorben sind sondern JETZT sprechen. Vielleicht mal einen Abschiedsbrief formulieren, in dem man würdigt, was sie alles Gutes getan haben für einen. Es könnte ja auch sein, dass wir als Kinder früher sterben als die Eltern. Wissen sie, dass man sie liebt, dass sie einem wichtig sind, dass man wertschätzt, dass sie zu einem gehalten haben in guten oder nicht so guten Zeiten? Es tut gut, dies für sich zu formulieren. Besser noch man teilt es mit oder verwahrt den Abschiedsbrief beim Testament.

Fürchte Dich nicht!

Ich danke Euch drei Ladies für Euer Kommen und Euer Interesse. Dankeschön auch an die Ladies, die nicht dabei waren wegen des Gewitters. Euer Interesse hat mich beflügelt. Ich bin selig nach Hause gefahren. Ich liebe Friedhofspaziergänge und ich habe den Austausch mit Euch sehr genossen. Herzlichen Dank. Den nächsten T/Walk dann bei meinem nächsten Hongkong-Besuch.

Ein Gedanke zu „Cemetery Walk and Talk in Hong Kong with women. Fürchte Dich nicht.

  1. Für meine Vorbereitung zum Walk habe ich interessante Links entdeckt zum Friedhof und zum deutschen Missionar Gützlaff. Es gibt übrigens in Hongkong Central eine Straße, die nach ihm benannt ist: Gutzlaff Street. Angeblich die einzige nach einem Deutschen.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Gutzlaff_Street

    Führungen mit Mr. Ng: http://travel.cnn.com/hong-kong/play/graveyard-tours-hong-kong-728433/
    bzw. http://www.humanityrepublic.org/

    Führungen mit Jason Wordie: http://www.jasonwordie.com/index.php/walks/hong-kong-walks/happy-valley-cemeteries/

    https://en.wikipedia.org/wiki/Hong_Kong_Cemetery

    http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=cr&CRid=2177241

    Über Karl Gützlaff: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_G%C3%BCtzlaff

    noch ein interessanter Link zu Monsieur Gützlaff: http://www.zeit.de/1998/03/Apostel_der_Chinesen

    http://hongkongcemetery.blogspot.hk/

    http://gwulo.com/hong-kong-cemetery

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