„Erdbeerkuchen“ … so riefen es ihr die Freunde zu. Die Freunde standen vor der Haustür. Sie lag unter der Decke verkrochen im Bett. Sie wollte niemanden sehen und hören. Das erste Trauerjahr war fast vorüber.
„Erdbeerkuchen. Erdbeerkuchen“. Hörte sie es fröhlich in ihren Ohren und sie machte auf und empfand das erste Mal ein bisschen Hoffnung. Hoffnung, dass das Leben ihres Mannes doch Sinn machte. Zu früh ist er gestorben. An Krebs.
Die große Liebe ihres Lebens. Nach dem Tod ihres Mannes haben die Trauer und der Schmerz sie überwältigt.
Im aktuellen Juni-Heft der „Brigitte woman“ kann man diesen sehr berührenden Artikel der Journalistin Sylvia Heinlein lesen, ab Seite 114.
Man kann sich wirklich die Haare raufen über Menschen, die keine Worte haben für einen trauernden Menschen. Der Autorin ist dies öfters passiert. Natürlich kann man diese Menschen nicht verurteilen. Sie haben Angst, sie laufen weg, sie wollen nichts hören.
Wie wichtig es ist, die richtigen Worte und Sätze auszusprechen. Ich verstehe gut, dass sie eine beste Freundin nicht mehr sehen mag, die nicht zur Beerdigung kam. Sie konnte nicht kommen und der besten Freundin NICHT beistehen, als der Liebste zu Grabe getragen wurde.
Ich wünsche mir, dass ich einmal die richtigen Worte finden werde, wenn es darauf ankommt. Lieber halte ich meinen Mund oder nehme den trauernden Menschen in den Arm. Ich verstehe die Autorin so gut, wenn sie zu den tröstenden Worten einer Freundin schreibt: „Lange hat mich nichts mehr so sehr getröstet“. Diese Freundin sagte zu ihr:
„Hör gut zu. Du hast ab jetzt fünf Jahre. Fünf Jahre, in denen du mir immer wieder das Gleiche erzählen und jedes mal weinen darfst. Verstehst Du? Ich höre dir von heute an fünf Jahre lang zu und weine mit dir“.
„Erdbeerkuchen. Erdbeerkuchen“. Es ist so simpel und so schwer, einem trauernden Menschen beizustehen. Egal wie lange dieser weinen muss.
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Das Friedhof Forum Zürich lädt nächste Woche ein zu einem Vortrag der Sterbebegleiterin und Fährfrau Sabine Brönnimann: Wir tragen den Knigge zu Grabe. Wir hören ein Plädoyer für mutige Begegnungen mit Trauernden. Da gehe ich hin!