Allerseelenmonatssehnsucht

IMG_5774Da schreiben wir nun schon wie lange im Totenhemdblog? Im Januar könnten´s drei Jahre sein. Und ich phantasier mir die ganze Zeit mein Dia de los Muertos und schleich mich so ran und nun erst/endlich hab ich meinen ersten eigenen kleinen Altar. Am Sonntag vor Halloween – was ja von All Hallows´ Eve (Abend vor Allerheiligen)  kommt – hab ich ihn zusammengestellt, mit dem was da ist. Mit dem Klaus und dem Bastian und dem Friedrich, der Ulrike, die ich gar nicht kannte aber ihren Mann und mit einem Hauch von Imke, die dieses Jahr freiwillig aus dem Leben ging und ich hab ihnen Smarties in die Etagère getan, was höchstens Imke gut gefunden hätte und die kleine Girlande dazu und das Bild von Petra und mir in meine Sterbedecke eingewickelt und meinen Holzlöffel (den zum Abgeben). Das ist immerhin ein Start.

Aber eigentlich will ich noch woanders hin. Eben hat der Artikel „Allerseelen, Bier und toter Otto“ mir gespiegelt, was es ist. Öffentliche und halböffentliche sichere schöne warme Allerseelenfeierlichkeiten.

Ich bin ja Pfarrerin (ohne eigene Gemeinde) und liebe Rituale, bunte Feste, das Zusammensein mit nahen und fremden Menschen. Besonders wenn wir zusammen kochen und unsere spirituellen und kulturellen Quellen miteinander teilen. Und ich leide daran, dass da dieser Totensonntag sein wird, an dem alle versteinert in der Kirche sitzen und meine Kolleg*innen mit viel Herzblut und Kerzen Gottesdienste feiern, die meine Sehnsucht dennoch nicht stillen.

Ich wünsche mir einen Allerseelenmonat, in dem wir uns treffen, Altäre bauen: klitzekleine oder große für unsere Toten, für die Opfer von Flucht und Gewalt, öffentlich, in der Kirche und Zuhause. Da treffen wir uns und essen und  kochen auf dem Gaskocherchen was Wärmendes. Und es darf lustig sein und traurig.
Den Monat lang immer mal wieder. Im Wohnzimmer, in der Kirche, auf dem Friedhof…

Meine Freundin Magda hat damit jetzt in Frankfurt angefangen. Sie hat zum Kaffeetrinken auf dem Friedhof eingeladen und sie haben die Gräber besucht und Spirituelles und Kuchen geteilt. Sechs Leute waren dabei. Es habe sich angefühlt, als seien es 25 gewesen. Es war wunderschön.

Ich schleiche mich also ran. Und hoffe auf mehr Mut nächstes Jahr.

 

 

5 Gedanken zu „Allerseelenmonatssehnsucht

  1. Pingback: Wenn Zeit und Ewigkeit sich küssen. Meine Predigt zum Totensonntag 2017 – Jippie! Au Ja!

  2. Wenn viele das Gleiche denken und wollen, setzt es sich bestimmt durch. Bei einem Gedankenaustausch von Predigerseminar und Mitgliedern meiner Kirchengemeinde wie demnächst Gottesdienst gefeiert werden könnte, habe ich mal den Vorschlag eingebracht. Doch wie immer kommt es am Schluß auf den Pfarrer*in persönlich an. Bis sich solch eine Idee „von oben“ durchsetzt dauert es sicher noch ewig. Doch es bewegt sich was. Wir feiern jedenfalls wie jedes Jahr wieder „Weihnachten auf dem Friedhof“

    Liebe Grüße
    Elvira

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