Das war ja eine Überraschung letzten Sonntag in der Rubrik „Leben“ in der Frankfurter Sonntagszeitung: Ich entdeckte den Artikel: Der Tod steht uns gut.
Der Untertitel des Artikels:
Das ganze Leben lang macht sich der eine mehr Gedanken darüber, was er anzieht, als der andere. Ein Thema ist es trotzdem für alle. Nur das letzte Hemd blieb bislang von dieser Frage oft ausgeschlossen. Warum eigentlich? – fragt die Journalistin Barbara Russ.
Zuerstmal ist die Überschrift ja ein bisschen verwirrend. Das Thema klärt sich erst, wenn wir vom letzten Hemd im Untertitel lesen. Ich suchte beim Lesen sofort, ob die Autorin unseren Blog erwähnt. Denn es liegt doch nahe unseren Totenhemd-Blog zu nennen, in dem wir uns sehr ausführlich über unser „letztes Hemd“ ausgemährt haben.
Sie fragt gleich zu Anfang: „Welche Kleidung würden Sie Ihrer Mutter für die letzte Ruhe aussuchen?“ Auch wenn man sich heute eher in Jogginghose oder Jeans verabschiedet, existiert das Leichen- bzw. Totenhemd noch. Dennoch kleidet man den Verstorbenen tendenziell so wie man ihn im Alltag erlebte, es wird der Persönlichkeit entsprechende individuelle Kleidung getragen.
Beim weiteren Lesen freute ich mich Sarah Benz Namen zu entdecken. Sie wurde mit ihren Sarggeschichten vorgestellt und hat erlebt, dass Angehörige ein hässliches Totenhemd gekauft haben, weil der Bestatter es ihnen so empfahl. Mit ihren Sarggeschichten will sie Anregungen geben, wie man eine Beerdigung individuell gestalten kann. „Leider reden noch immer viele Familien nicht über dieses Thema„.
„Das mochte sie besonders, das hatte sie immer gerne an“ … ist so ein Satz, der mir gut gefallen hat und mich weiterdenken lässt, wie ich denn meine Mutter einmal kleiden werde, wenn es so weit ist.
Inspiriert durch die Lektüre hab ich gleich mal Sarah in Berlin angerufen. Das tat gut, denn es war ein sehr anregendes Gespräch, das mich wiederum sehr inspiriert hat. Sie erzählte mir wie sie kürzlich die Totenfürsorge für eine Verstorbene organisierte: sehr berührend, sehr aufmerksam, sehr tröstlich für alle Anwesenden.
In dem Artikel las ich auch vom Berliner Bestatter Eric Wrede, der eine schöne Idee vorstellt für eine Totenfeier: Alle die mögen, tragen zum Zeichen der Verbundenheit ein Armband. Ich habe darüber nachgedacht, wie man es wohl herstellt und habe eine Idee dazu mit Sarah kreiert: aus der Kleidung der/s Verstorbenen werden Armbänder geschnitten/gebastelt … vielleicht mit Perlen verziert … vielleicht auch eine ganz besondere Farbe. Am Tag der Trauerfeier fühlen sich damit alle miteinander vereint in ihrer Trauer – ich stelle mir das Zugehörigkeitsgefühl sehr tragend und tröstlich vor.
Ich sagte zu Sarah, die ich hier im Blog schon einmal im Interview vorstellte, dass wir das jetzt öfters tun sollten: regelmäßig telefonieren und weitere Ideen für eine Trauerfeier überlegen und dann irgendwann einmal Realität werden lassen. Es hat mir gut getan so offen und normal übers Sterben und den Tod sprechen zu können. Im Interview sagt sie: „es kann so hilfreich sein, wenn wir uns die Zeit nehmen, einen Tod mit allen Sinnen zu begreifen“.
Ein schöner Artikel.
Den Tod begreifen , den Tod zu akzeptieren , den Tod zu respektieren, als naher Angehöriger das dauert. Unser Sohn starb mit 17 Jahren ganz unerwartet. Dank unserer guten Weiterbildungen ich als hospizbegleiterin , mein Mann ist in der krisenintervention ehrenamtlich haben wir es geschafft . Wer weiß wie es ohne geworden wäre denn große Hilfe von außen haben wir nicht bekommen.den Tod ergreifen kann man am besten wenn man den sterbenden begleitet.
Lieber Gruß aus Bremen
Dagmar
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Liebe Dagmar, danke dass Du bei uns mitgelesen hast und dir mein Artikel gefallen hat. Ich glaube dir gern dass es dauert wenn man einen liebsten Menschen an den Tod verliert. Und Ihr habt Euren Sohn unerwartet verloren. Dass Ihr gut ausgebildet ward hat bestimmt unterstützt.
Es ist ein großes GEschenk wenn man einen Menschen bei seinem Sterben begleiten darf. Dies ist nicht jedem vergönnt.
Euch alles Liebe. Herzlich. PEtra
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Pingback: Heute über das Sterben gesprochen | Totenhemd-Blog
„…einen Tod mit allen Sinnen zu begreifen“. Ein schöner Gedanke, aber doch zu weit weg von der Realität, besonders dann, wenn es sich um einen engen Menschen handelt.
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Hallo Anna-Lena, guten Morgen, ich freue mich über Dein Mitlesen. Danke!
Ich höre deine Skepsis … und gerade wenn es um einen engen Menschen geht: es ist heut alles erlaubt was man an einer Trauerfeier und während des Abschiednehmens gestalten möchte: Musik in jeglicher Form, ein Tanz, den Sarg anmalen mit den Händen, den Toten anfassen, schöne Blumen, feine Stoffe für die Deko … leckeres Essen und Trinken = Lieblingsessen des Verstorbenen zubereiten vorher, nachher … es gibt keine Grenzen … wir dürfen es wagen :-), den Tod und die Trauer mit allen Sinnen zu be-greifen, zu spüren, zu er-fahren.
Ganz zart und ganz sanft und alles in dem Lebensrhythmus, der passt.
Herzliche Grüße
PEtra
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Hallo Petra, die Idee mit dem Band gefällt mir gut. Eine schönes Symbol der Verbundenheit, sowohl zum verstorbenen Menschen, als auch zu den (Mit-)Trauernden.
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Guten Morgen Annette,
ja, sehr schönes Symbol !!!
Man kann aus der 0-8-15-Trauerfeier aussteigen und viele schöne Dinge gestalten.
Hab einen schönen Tag.
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merci und für dich ebenso 🙂
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danke 🙂
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