Wir reden übers Sterben … heute mit Björn Wolff

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Björn Wolff

Björn Wolff ist Gründer und Geschäftsführer des digitalen Bestattungshauses mymoria.

Bei einem Sterbefall im Freundeskreis hat er erlebt, wie wenig transparent und zeitgemäß ein herkömmlicher Bestatter kommuniziert und gearbeitet hat. Das wollte er mit Hilfe des Internets ändern. Seit 2016 planen auf www.mymoria.de Hinterbliebene und Vorsorgende von zu Hause aus bei voller Kostentransparenz die Bestattungen von Angehörigen oder ihre eigenen. Gemeinsam mit seinem Team organisiert Björn Wolff die meist alternativen Bestattungen deutschlandweit. Außerdem will er mit mymoria die Themen Tod und Bestattung aus der Tabuzone holen und redet nicht nur deshalb viel und auch mal provokant darüber.

  1. Du beschäftigst dich mit (deiner) Endlichkeit. Welche Auswirkungen hat das auf dein Leben?

Auch wenn man denken könnte, dass ich als Bestatter nur mit dem Tod zu tun habe, habe ich in erster Linie mit den Lebenden zu tun. Entweder mit den Hinterbliebenen, die mit mymoria ihre Verstorbenen bestatten, oder mit den Vorsorgenden, die bei uns ihre Bestattungen nach ihren Wünschen planen. Diese Menschen bei schwierigen Entscheidungen und in Ausnahmesituationen zu unterstützen, gibt mir Demut und Dankbarkeit für das Leben, das ich jetzt bewusster erlebe.

  1. Viele haben Hemmungen oder auch Angst, mit anderen über das Sterben zu reden. Wie ist das bei dir? Was hat sich verändert?

Ich habe keine Hemmungen mehr, über den Tod zu sprechen. Im Gegenteil, ich spreche viel und gerne darüber und das sollten wir alle tun. Sobald jemand erfährt, was ich beruflich mache, sprudeln Fragen zu den Themen Bestattungen und Tod nur so aus ihr oder ihm heraus, als ob sich ein Ventil öffnet. Viele Menschen wollen sich mehr mit dem Sterben auseinandersetzen, haben aber dieses gesellschaftliche Tabu als Schranke im Kopf. Das zu verändern, ist ein Grund, warum wir mymoria gegründet haben und das auch täglich vorleben und kommunizieren. Unser Hashtag lautet sehr bewusst #wirsprechendrueber.

  1. Dein Vorschlag für einen guten Satzanfang, wenn du mit jemand über solche Dinge wie Sterben, Vorsorge u.ä. reden willst:

Warum nicht direkt fragen: „Hast du / haben Sie schon für deine / Ihre Bestattung vorgesorgt?“

  1. Wie ergänzt Du diesen Satz der Künstlerin Candy Chang: Bevor ich sterbe, möchte ich …

… die Bestattungskultur hin zu mehr Transparenz, Offenheit und Unbeschwertheit verändern.

  1. Was glaubst Du, kommt nach dem Tod?

Für die Verstorbenen, glaube ich, kommt einfach nichts. Für die Angehörigen hingegen versuchen wir mit mymoria eine möglichst stressfreie Zeit zu ermöglichen, damit sie die Zeit haben, in Ruhe Abschied zu nehmen.

  1. Wenn du in der Sterbe- und Bestattungskultur in Deutschland/ der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das?

Ich ändere mit mymoria jeden Tag die sehr eingestaubte Bestattungskultur und mache sie transparenter und zeitgemäßer. Aber auch jede und jeder andere kann das Tabu aufbrechen, indem sie oder er offen über die Themen Tod und Bestattung spricht und auch Fragen und Ängste dazu teilt.

  1. Dein Beitrag zu unserer Sammlung „100 Songs übers Sterben“.

Wir durften mit mymoria die Bestattung eines berühmten Countrysängers ausrichten und er hat einen tollen passenden Song geschrieben, der in dieser Sammlung nicht fehlen darf: Gunter Gabriel – Der letzte Wagen ist immer ein Kombi.

  1. Und sonst noch?

Allen Lesern aus anderen europäischen Ländern kann ich hier schon verraten, dass mymoria bald auch zu ihnen kommt. Wir starten in Kürze in weiteren Ländern, weil es den Bedarf an Transparenz und ortsunabhängiger Bestattungsplanung nicht nur in Deutschland gibt.

Vielen Dank.

***

Link zur Webseite von Björn Wolff: www.mymoria.de #wirsprechendrueber

Wir sagen Björn danke und wünschen viel Erfolg.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in 100 Songs, Bestatten so und anders, Im Gespräch mit ... und verschlagwortet mit , , von Petra Schuseil. Permanentlink.

Über Petra Schuseil

Als "alte" Frankfurterin pendel ich seit Anfang 2012 zwischen Frankfurt und dem Zürichsee hin und her. 64 bin ich jetzt und offiziell Rentnerin. Ich schreibe regelmäßig Morgenseiten, singe im Kirchenchor, und schwimme im Sommer täglich im Zürichsee. 2013 kam mein Buch "Finde Dein Lebenstempo" auf den Markt. "Wesentlich werden" so heißt ein anderer Blog von mir. Seit Ende 2014 gibt es unseren Totenhemd-Blog. Inzwischen sind wir ein Team: Juliane, Sigrid und Lutz schreiben mit. Wenn nicht jetzt, wann dann ist mein Lebensmotto.

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