Totensonntag: Trauerarmbänder

Traueraltar.jpgHeute ist Totensonntag. In der Schweiz sagen sie Ewigkeitssonntag. Wenn Du vormittags hier liest bin ich grad mit dem Chor beim Singen im Gottesdienst. Die Namen der Verstorbenen werden aufgerufen und wir gedenken ihrer. Ein schöner Brauch. Ich bin immer wieder sehr erstaunt wie alt die Alten hier werden. Sicher werden wieder einige Hundertjährige dabei sein.

Ich gedenke schon den ganzen Monat meinen lieben Toten: meinem Vater, Bastian, Brigitta und Gabrielle. Heute werde ich für sie singen.

Meine Mutter lebt noch. Sie hatte einen schweren Schlaganfall. Sie hat sich wunderbar erholt mit einigen kleinen Maläsen. Ich habe einige ihrer Blusen mitgenommen, als ich die Wohnung auflöste. Sie sind ihr zwischenzeitlich zu groß geworden. Ich habe begonnen Trauerarmbänder daraus zu flechten. Zuerst schnitt ich lange Streifen und habe 5 Stränge geflochten, kleine farbige Holzkugeln, die ich in ihrer Schublade entdeckte. Ich habe sie dazu gesteckt und silberne Verschlüsse angebracht. Mir gefallen sie sehr mit den großen bunten Kugeln. Wie Farbtupfer.

Armbänder2.JPG

ArmbänderIch bin ja nicht wirklich die kreative Bastlerin vor dem Herren. Eher schreibe ich. Es braucht ein bisschen Geduld vor allem auch mit den Verschlüssen. Aber dieses Tun bringt mich so was von ins Hier und Jetzt.

Ich finde es gut, dass ich das Zuschneiden und Flechten zu Mutters Lebzeiten erledige und nicht erst mit ihrem Tod, weil ich dann vielleicht zu traurig sein werde und es gibt dann eh genug zu tun.

Sie sind nicht super chic aber sie werden uns ein bisschen trösten. Wir werden das Armband am Handgelenk tragen und den Stoff und die Holzkugeln auf unserer Haut spüren. Meine Idee: wir Töchter und wer sonst noch mag trägt ein solches geflochtenes Armband während der Trauerfeier. Wir fühlen uns vielleicht miteinander und mit unserer Mutter verbunden und dadurch getragen.

Ich fühle mich jetzt schon sehr getröstet, jetzt in meinem Alltag, wenn ich daran bastle und in Vorfreude auf das, was mich und uns erwartet während Mutters Trauerfeier. Ja, genau Vorfreude. Oh, darf ich Vorfreude schreiben? Neben all der Trauer die da kommen wird.

12 Gedanken zu „Totensonntag: Trauerarmbänder

  1. Das ist eine so schöne & symbolische Idee! Auch jetzt schon zu knüpfen & zu flechten als Vorbereitung & Teil des Abschieds. Von meinem Opa habe ich alte Stofftaschentücher, damit möchte ich auch gern noch etwas gestalten. Ahoi & herzliche Grüße, Ina.

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  2. Liebe Petra,

    was für eine wunderbare Idee und wie schön, dass Du zu Lebzeiten Deiner Mutter darauf gekommen bist. Sicherlich werden die Armbänder Euch ein Trost sein. ❤
    Ich finde es direkt schade, dass ich nicht auf so etwas gekommen bin, als ich all die Säcke in die Altkleidersammlung stecken musste… Aber ich habe bei der Trauerfeier Tütchen jeweils mit drei NImm 2 Bonbons (Achtung Werbung 😉 ) verteilt. Meine Mutter hatte sie geliebt!

    Liebe Grüße
    Nicole

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    • Hallo Nicole, das ist ja auch ne Bombenidee!!! Ich glaube, wir sollten mal ne Challenge machen, was Angehörige ihren Toten in den Sarg mitgegeben und was sie während der Trauerfeier an ihre Gäste weitergegeben haben.
      Nimm2 ist toll!!!! Ich habe sofort den Geschmack im Mund. Zitrone mochte ich lieber als Orange ;-). Was ein schönes Erinnerungsgeschenk!
      Herzlicher Gruß. Petra

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      • Oh ja, Petra: eine Trauerfeier-Mitnehmsel-Challenge! (Am Namen müsste wohl noch gefeilt werden…) Wie oft staune ich darüber, wie wundervoll andere die letzte Feier für ihre Lieben gestalten. Das in einer Challenge zu sammeln kann wunderbare Anregungen geben. (Nach der Trauerfeier für meine Ma haben einige gesagt, dass sie nicht geahnt haben, das solche Feiern auch schön sein können)Vielleicht haben Annegret und Du Lust, dass wir eine Art Blog Kooperation machen und das gemeinsam starten?! Ihr könnt ja mal „dran lang denken“.
        Und Zitrone mag ich auch soooo viel lieber!! ❤
        Liebe Grüße
        Nicole

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      • Liebe Nicole, wir denken nach … vielleicht als Blogparade und irgendwo werden alle Ideen/Links in einem Artikel für die Übersicht gesammelt. Ich habe es Annegret schon geschickt … ich selbst denke an entweder Frühjahr oder April.
        Vergnügte Grüße. Petra

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  3. HALLo Hiltrud, komme mit Antworten zurück. Auf jeden Fall hab ich im Internet recherchiert wie man Armbänder selbst macht nachdem ich von dieser Idee las.
    Du meinst ein schon fertiges Gummiarmband? Ich habe nämlich Gummiband genommen – es muss nur dann verschlossen werden oder geknotet. Alles nicht so einfach :-/. LG Petra

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  4. Hat dies auf ilseluise rebloggt und kommentierte:
    Das ist eine wunderbare Idee: Trauerarmbänder flechten aus zerschnittener Kleidung der/des Verstorbenen. Verbindet alle, die es tragen. Kann gut bei der Trauerfeier verteilt und angelegt werden. Mit einem eingeflochtenen Gummifaden/-band erübrigt sich dann auch das Zusammenfummeln eines feinen silbrigen Verschlusses.

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  5. Pingback: November – Blog-Challenge 2018: Memento mori – Werdet kreativ! | Totenhemd-Blog

  6. Wunderbare Idee 🙂
    Neugierige Nachfragen:
    die Länge Deiner Stoffstreifen?
    Sind die Verschlüsse aus Silberdraht (kann es nicht so genau erkennen ;-))?
    Für die Perle(n) einen Faden mitlaufen lassen?
    Wie weit sind sie am Ende?

    Meine spontane Verfeinerungs-Idee:
    warum nicht ein Gummiband mit einflechten, dann sind sie elastisch und das mühselige Gefummel beim Verschluss-Basteln entfällt?
    (meine Feinmotorik lässt sehr nach wegen der Arthrose in meinen Händen und den dicken Hornhäuten auf den Fingerkuppen 😉 )

    Was meinst Du?

    LG. Hiltrud

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