Unsere Blogaktion „Was kommt danach“ wurde ja durch das Nachfragen von Dorothea Hillingshäuser initiiert, die zurzeit an einem Heft zu diesem Thema arbeitet. Sie stellte uns drei Fragen. Petra hat sie so beantwortet…
Hier jetzt meine Gedanken dazu.
Was bedeutet euch der Blog?
Ich habe vorher noch nie mit jemand so dauerhaft und durchaus detailverliebt ein Thema verfolgt. „Über das Sterben reden“ ist in der Tat ein wichtiger Bestandteil unserer Freundschaft. Das macht immer noch total Spaß und hat was von Detektivarbeit. Ich bin immer noch mit unserer ursprünglichen Haltung unterwegs: wir machen das, weil und solange wir Lust dazu haben. Es ist ok und gewollt, dass wir hier schreiben und posten wie wir können, ohne Hochglanz-Ziele oder Druck. Ich habe im letzten Jahr so wenig Zeit zum Schreiben gehabt. Aber dafür war ich umso mehr im Gespräch darüber. Ich denke viel und auf vielfältigen Ebenen über „Sterben“ nach. Aktuell gerade wieder darüber, wie ich meine ethischen Vorstellungen in meine Patientenverfügung bringen kann. Darüber hoffentlich bald mal mehr.
Hat es etwas verändert in deinem Leben?
Und das hat sich geändert: Ich rede viel leichter und direkt mit meinem Partner über „die letzten Dinge“, der das in gleicher Direktheit mit mir tut. „So, also, wenn ich tot bin, findest du alle Unterlagen in diesem Stapel.“ „Ja toll, vielen Dank auch. Wenn du tot bist, soll ich mich durch deine Haufen arbeiten? Ich wäre ja sehr für nen Ordner, bitte…“ Mit Humor und der Lust am Entdecken. Und als eine Form unseres Comitments füreinander.
Zurzeit sind wir am Thema Patientenverfügung dran. Ich habe inzwischen einen SOS Ordner, der greifbar und sichtbar im Flur steht, sodass niemand suchen muss. So etwas hatte ich vor dem Blog nicht.
Übrigens kann ich mit meiner Familie nach wie vor nicht gut über das Thema „Sterben“ reden. Es reicht halt nicht, wenn man nur selbst bereit ist. Ich kann das aber inzwischen gut akzeptieren.
Was bewirkt, ihr hier macht?
Aus dem Blog hat sich besonders auch über Facebook ein Netzwerk entwickelt, in das wir unsere Gedanken und Fundstücke hineingeben und das uns seinerseits mit Infos, Fundstücken und gleicher Freude-am-Reden-über antwortet, ohne dass wir uns dafür anstrengen. Ich finde das berührend und eindrucksvoll. Ich biete ab und zu einen Workshop an, bei dem ich immer auch Gedanken und Impulse aus dem Blog genutzt habe. Nun wurde ich das erste Mal zu einem Vortrag gebeten, weil Studierende den Blog irgendwie gefunden haben und mehr wissen wollen. Ich werde also mit jungen Studierenden in Marburg übers Sterben reden. Wie toll!
Ich glaube wir sind ein kleiner Teil einer größer werdenden Bewegung ganz vieler Kräfte, darunter ganzheitlich denkende Bestatter*innen, Palliativteams, Hospizleute, die Bildungsarbeit machen. Diese Bewegung holt den Tod ins Leben, schenkt uns mehr Optionen, das Sterben zu gestalten.
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