
Mein erster Dia de los Muertos – Altar. Ich weiß, es ist die Basic-Ausstattung. Wir haben hier im Blog schon ganz andere Altäre gesehen. Überbordend, knallbunt. Aber es ist meiner. Ein kleines Kästchen von Superskull hat mir endlich den Rahmen gegeben, den ich brauchte. (Es hätte sicher auch eine alte Schublade sein können, die hatte ich aber nicht.) Ich habe Fotos hineingeklebt, gelbe Papierblumen dazugelegt. Meinen Hausaltar für den November umdekoriert. Früher war er im November immer dunkel und karg. Nun hat er so viel Wärme, dass es eine Freude ist. Ich muss immerzu vorbeigehen und schauen.
Vor wenigen Wochen starb ein lieber Kollege und Freund. Die Erinnerung an ihn hat hier nun einen Platz. Ich fand ein Foto meiner Omi, die ihren vier rotwangigen Enkelkindern vorliest. Ihre Wärme und Liebe strahlt in meinen Alltag. Mein Schwiegervater, schon lange verstorben – er wird fast täglich zitiert – streift nun versonnen über unseren Hausaltar. Das verbindet uns noch ein bisschen mehr in unserer neuen Familie.
Meinen Hausaltar jahreszeitlich und lebensgeschichtlich immer wieder umzudekorieren, ist schon sehr sehr lange ein Ritual. Es gibt meinen Gefühlen einen Raum, meiner Seele Bilder, meinen Gebeten einen Ort. Wie oft habe ich dieses Jahr meine Fürbittkerze für Menschen in Sorge und Traurigkeit angezündet. Ich konnte dadurch meine Sorge für Andere von einer „Sorge um“ in eine „Sorge für“ umwandeln und sie auch abgeben. Es hat mich mit Freund*innen und Fremden verbunden.
Nun erinnert mich dieser Platz und diese Kerze an Kräfte, die in meiner Familiengeschichte stecken, ans Geschichten erzählen und Bratensoße, Lakritzkatzen und Weisheiten wie „Für den, der Warten kann, kommt letzten Endes alles.“
In unserer 9. November-Blogaktion: Abschied nehmen: Meine und unsere tradierten und spontanen Rituale laden wir euch dazu ein, von euren Ritualen zu erzählen.
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Oh wie schön! Ja!!!
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Liebe Annegret, danke für deinen Beitrag! Bislang dachte ich immer, Hausaltäre sind etwas für andere Leute, nichts für mich. Beim Lesen und Betrachten deines kleinen Altares mit seiner zarten Verspieltheit ist mir plötzlich die Idee zugeflogen, wo mein Hausaltar zukünftig Platz finden würde. Dabei war dieser Platz schom immer da, ich habe ihn nur nicht gesehen!
Herzliche Grüße
Martina
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