
Ich war schon öfters in Sent. Aber noch nie bin ich über den Friedhof spaziert. Ein kleiner Ort des Friedens. Schneebedeckt. Am dritten oder vierten Tag des Krieges.
In der letzten Stunde der Nacht
wohnt die Ewigkeit
und wir warten
auf unsere Geliebten
die niemals kommen
unsere Liebe zu erfüllen.
Alles Sehnen ist vergangen
(von Gianna Olinda Cadonau)
Das Gedicht habe ich während der Zugfahrt nach Sent vor wenigen Wochen in der Zeitschrift Piz Nr. 61 gelesen. Mir hat es sehr gefallen und ich fand es neben den anderen Versen sehr schön – einerseits in Rhätoromanisch abgedruckt sowie in deutscher Sprache. Hier gibt es die Quelle zum Gedichtband und eine Gedichtauswahl aus dem Buch – auch in Rhätoromanisch. Ich finde, das Gedicht passt heute an Tag 28 des Krieges gut hin … und die schneebedeckten Gräber tun ihr Übriges.
ILL’ ultim’ura da la not
abita l’eternit
e no spettain
a noss amants
chi mai nu vegnan
ad accumplir noss’amur.
Tuot la brama es passada.
In Gedanken an die vielen toten Menschen, Zivilisten, Soldaten, Kinder … in diesem wahnsinnigen, unsinnigen Krieg.
Es ist tröstlich, aber zugleich erschreckend, dass fast nur noch Friedhöfe Orte der Ruhe und des Friedens darstellen. Was sagt das über uns und unsere Zeit?
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