Christiane hat zu ihrer letzten abc.etüde vor der Sommerpause eingeladen mit Wörtern gespendet von onlybatscanhang. Ich habe dazu einen Text verfasst für den Wesentlichwerden-Blog … im Totenhemd-Blog erscheint der gleiche Text mit einem anderen Ende.
******
„See u in another life“, verabschiedete sich Harald von Juliane, die am Hafenquai zurückblieb. Er stieg die Steinstufen hinunter ins Wasser. Der 72-jährige trug seine blau gepunktete Badehose und kraulte Richtung offenes Meer. Es war stürmisch und ungemütlich draußen. Das Meer hatte etwa 14 Grad. Sie dachte wehmütig an ihren gestrigen Abend im Hotel bei „duck breast“ als Vorspeise und „catch of the day“ als Hauptgang. Der Seeteufel war auf den Punkt gegart, dazu wurden Brokkoli und Kartoffeln serviert. Harald hatte ihr gesagt, es würde ihr letzter Abend und Liebesnacht werden.

Er wolle nicht mehr leben, sagte er ernst. Er würde einfach aufs offene Meer hinaus schwimmen. „Juliane, der Lungenarzt gibt mir ein halbes Jahr. Ich will nicht leiden, auch wenn ich in den letzten Wochen gut betreut würde. Ich habe Angst. Außerdem glaube ich an die Wiedergeburt. Ich werde bei Gott antanzen und ihm über mein bewegtes Leben erzählen. Wenn ich Glück habe, komme ich in den Himmel als Koch. Ich werde dir dann ein Zeichen senden“.
Juliane erkannte, dass er die Klippen erreicht hatte. Die Wellen schlugen über ihm hoch. Dann verlor sie ihn aus den Augen. Ihr wurde ganz blümerant. Sie hatte viel geweint trotz allem Verständnis. Sie war froh, dass er glücklich war und nun seinen Frieden fand.
Am nächsten Morgen ging sie zurück zum Hafen, dort wo Harald gestern los geschwommen ist. Ein Stück weiter hinten am Strand erkannte sie seine blau gepunktete Badehose, die das Wasser angespült hatte. Eine Muschel hatte sich darin verfangen. Beides nahm sie an sich, drückte es an ihr Herz und weinte.

Pingback: Etüdensommerpausenintermezzo 2022 – Hinter den Kulissen | Irgendwas ist immer
In dieser Version müsste seine Partnerin eigentlich nachdenklich werden, ob sie ihn ihn richtig beraten hat. IHR Schicksal hängt jetzt eigentlich doch in der Luft und schliesst die Geschichte nicht ab.
LikeGefällt 1 Person
Die zweite Version finde ich etwas glaubwürdiger als die erste. See u in another life finde ich aber ganz unpassend für diese Geschichte. Für mich ist das Problem, dass die Sprache nicht zu der Handlung passt und auch die Bilder, etwa die blaugepunktete Badehose schreit irgendwie in der Landschaft 😉
LikeGefällt 1 Person
huhu, danke fürs Vorbeilesen … och, ich finde es passt … die Idee kam über diesen Satz: see u in another life … wo ich die Wiedergeburt unterbringen wollte 🙂 … liebe Abendgrüße. Petra
LikeGefällt 1 Person
Liebe Grüße zurück !
LikeLike
Mir war klar, wie das alternative Ende inhaltlich aussehen würde, aber es versetzt einem trotzdem einen kleinen Stich.
Mag ich auch so, auch wenn ich finde, dass die Geschichte sehr in der Luft schwebt – und jetzt, wo er tot ist, stört es mich komischerweise. 🤔
Nachmittagskaffeegrüße 🌞🌳☕🧊🍪👍
LikeGefällt 1 Person
genau … es geht mir wie dir 🙂 … es war meine erste Fassung und die zweite war natürlich mehr nach „Rosamunde Pilcher“ … inspiriert vom Workshop und von Cornwall … aber auch dort wird gestorben ;-). Frühe Abendgrüße. Petra
LikeGefällt 1 Person