World Drowning Prevention Day – ein paar Gedanken

Am 25. Juli 2022 ist wieder der World Drowning Prevention Day, der Tag, an dem nicht nur der der vielen Ertrunkenen gedacht wird sondern an dem auch umfangreiche Maßnahmen gefordert werden, Menschen vor dem Tod durch Ertrinken zu bewahren. Wohlgemerkt: Es geht dabei nicht um die Tausende Toten, die bei ihrer Flucht in den Meeren der Welt umgekommen sind, auch nicht um die Toten in Folge von Flutkatastrophen. Es geht um Menschen, die bei Schwimm- und Badeunfällen ertrunken sind. Hier fordert die Weltgesundheitsorganisation WHO gezielte Maßnahmen, allem voran natürlich, dass es ein funktionierendes System des Angebots von Schwimmunterricht gibt, dazu die Absicherung von Gewässern.

Um das einzuordnen: 2021 sind lt. DLRG Statistik in Deutschland mindestens 299 Menschen bei Badeunfällen zu Tode gekommen, so wenig wie seit Jahren nicht, was allerdings dem eher schlechten Sommer geschuldet ist, 85 Prozent davon in Seen und Teichen, überwiegend Männer Ü50 – eine Mischung aus Selbstüberschätzung, nicht selten in Kombination mit Alkohol, aber eben auch in Folge von Herzinfarkten, Krämpfen etc.
Dieses Jahr dürfte die Statistik etwas anders ausfallen, allein, was ich in den vergangenen Wochen an Meldungen über Badeunfälle gelesen habe, ist enorm.

Warum erwähne ich das Thema hier?

Weil mir zum Einen immer wieder bei Meldungen über Badeunfälle die gleichen Gedanken durch den Kopf gehen, nämlich, ob diese Unfälle verhinderbar gewesen wären (Ja, bei Selbstüberschätzung, Fehleinschätzung des Gewässers und der Distanzen sicher, auch bei Alkohol). Und ich denke an die sehr romantisierende Vorstellung, der ich selbst anhänge, dass es vielleicht schön ist, will man seinem Leben ein Ende setzen, einfach in seinen Lieblingssee zu steigen, loszuschwimmen und irgendwann unterzugehen – einfach so…

Das hat natürlich wenig mit der Realität zu tun und blendet vollkommen aus, dass der Körper nicht einfach so ertrinken will und Reflexe dafür sorgen, dass die letzten Momente ganz sicher nicht als ein gemütliches, gelöstes Dahinsinken ins Nichts empfunden werden. Aber so eine romantisierende Vorstellung hat vielleicht auch etwas Tröstliches, ich weiß es nicht.

Über eine Meldung, die mir ein Bekannter schickt, in der es um einen Badeunfall im Raistinger Weiher geht, mache ich mir allerdings schon wieder länger Gedanken. Da schwimmt ein 77jähriger drauf los, vermutlich, weil er das regelmäßig gemacht hat und geht ganz plötzlich einfach unter.
Zwei Jungen auf SUPs bekommen das mit, können ihn aus dem Wasser ziehen, aber letzten Endes überlebt der Mann nicht. Mehr ist aus der Meldung nicht zu erfahren, auch nicht, warum er plötzlich mit dem Schwimmen aufgehört hat und untergeht.
„Schrecklich, oder?“ kommentiert der Bekannte und ich gebe ihm recht. Schrecklich für die Angehörigen, schrecklich für die, die versucht haben, ihn zu retten, vielleicht auch schrecklich für den Betroffenen selbst. 77 ist nicht unbedingt das Alter, in dem man bereits tot sein möchte, aber dann doch wieder ein Alter, in dem die Jahre in aller Regel gezählt sind.
Wer mit 77 regelmäßig im Weiher schwimmt, ist nicht nur körperlich einigermaßen gesund sondern auch mental noch recht fit. Oft genug treffe ich an den Seen alte Leute, die stoisch ihr Ründchen drehen, auch bei Wassertemperaturen, die so niedrig sind, dass sie die einzigen sind, die hineingehen.
Und dann frage ich mich, ob das am Ende vielleicht doch gar nicht so schlecht ist, mit 77 einfach „unterzugehen“, plötzlich, unvermittelt, vielleicht unvorbereitet.
Vielleicht ist das besser, als vom Krebs aufgefressen oder von der Demenz im Kopf ausgehöhlt zu werden.
Vielleicht ist das doch die bessere Alternative, wenn ich an unsere Nachbarin denke, die wir vor einigen Wochen eingegraben haben wie man hier sagt. Die Frau wurde 101 Jahre alt, in den letzten Jahren ihres Lebens schwerst dement hat sie stumm in einem Sessel gesessen, nicht wissend wo sie ist, nicht wissend, wer sie ist.
Dann doch lieber einfach versinken?

Ich glaube ja nicht, dass von den vielen Badeunfällen der vergangenen Wochen irgendjemand „freiwillig einfach untergegangen“ ist, auch nicht die Älteren, die Alten.
Das war wohl sicher in keinem Fall ein „Abgang nach Wunsch“. Und vielleicht hätte der eine oder andere Unfall durchaus verhindert werden können. Meiner Beobachtung nach schwimmen im zunehmenden Maß ältere Menschen aus Sicherheitsgründen im Freiwasser mit Bojen- erstaunlicherweise meiner Beobachtung nach viel mehr Frauen als Männer. Sie wollen eben doch nicht einfach so versinken.

Und da wir gerade dabei sind, noch ein dringender Hinweis zum World Drowning Prevention

Day.
Ertrinken sieht nicht so aus, wie auf diesem Foto, das meine Hand zeigt und von hinten bis vorne Fake ist. So sieht das sonst nur in Spielfilmen im Kino, im Fernsehen und auf solchen aus. Ertrinken sieht ganz anders aus – wer mehr wissen will, findet hier alle relevanten Informationen.
Wer oft und gerne schwimmen geht, vor allem in Seen, Weihern und anderen Freigewässern sollte das vielleicht wissen, vielleicht ein wenig achtsam auf andere Schwimmer sein und ggf. zur eigenen Sicherheit eine Schwimmboje mitnehmen.
Schaden kann es nie.

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