Der Friedhof von St. Michael

Die Filialkirche von St. Michael bei Egglburg muss man nicht kennen – und den Friedhof, der sie umgibt, auch nicht. Das ist kein lohnenswertes Ziel für einen Ausflug, kein Grab eines Prominenten, das man vielleicht mal gesehen haben sollte, keine Friedhofsanlage, die beeindruckend wäre, keine Kirche, die zu den kunsthistorischen Höhepunkten gehört.
Und doch…

Bei einem Ausflug an den Egglburger See, einem Herbstspaziergang mit Hund, von dem ich in meinem eigenen Blog bereits geschrieben und den Beitrag reich bebildert habe, komme ich eben auch bei St. Michael vorbei. Das kleine Kirchlein liegt äußerst malerisch auf einem Hügel über dem See, in der Ferne, kaum 50 Kilometer Luftlinie entfernt, sind die bayerischen Alpen und der Wendelstein zu sehen.

Es ist ein wunderbarer Oktobertag, als ich zur Kirche hinauf steige, etwas unschlüssig, was ich jetzt mit dem Hund mache, denn die Anwesenheit von Hunden ist auf vielen Friedhöfen verboten. Hier aber steht kein solches Schild und für ein paar Fotos, die ich machen will, muss es eben gehen.

Also nehme ich die Hundedame jetzt einfach mit. Die, die in den Gräbern sind, wird es wohl nicht stören und sonst ist einfach niemand da, der eine Meinung dazu haben könnte. Eine, die mich im Zweifelsfall herzlich wenig interessiert. Ich habe nie verstanden, wo hier ein Problem sein könnte, wenn nicht ein Herbeigeredetes.

Vielleicht stört ein kleiner Kläger die Totenruhe, zwischen den Gräbern herumsausende Hunde die anderen Friedhofsbesucher, aber angeleint und angemessen erzogen sollte ein Hund ja wohl kein Ärgernis sein. Nun ja. Ordnungswütige Verbotskultur halt.

Viel zu sehen gibt es nicht bei St. Mich, ein paar Bildmotive entdecke ich aber trotzdem. Schmiedeeiserne Kreuze gibt es hier auf vielen Gräbern, alte…

und moderne:

Überall auf den Gräbern stehen ewige Lichter, Weihwasserbehältnisse, auch die kleinen Engelsfiguren aus Gips oder Stein, die seit einigen Jahren auf immer mehr Friedhöfen zu finden sind. Es ist ein Friedhof wie sie in nahezu jedem Dorf hier in der Region zu finden sind. Nichts Besonderes und doch gibt es auf jedem etwas zu entdecken oder einfach nur ein wenig herumzulaufen, was im Zweifel immer auch einen Moment der Ruhe bedeutet.

Und dann ist da dieser Jesus auf einem eisernen, recht modernen Kruzifix. Die Proportionen stimmen nicht so ganz, auch die Farbe nicht – aber die beiden Wassertropfen haben es mir angetan. Der Eine auf der linken Brust, fast wie Blut aus einer Wunde, der andere rechts am Hals, fast wie eine heruntergefallene Träne. Irgendwie fasziniert mich das.

Ich weiß, es ist etwas viel hinein interpretiert in zwei Wassertropfen, aber warum nicht?

Und noch etwas begeistert mich im Herbst und ganz besonders auf Friedhöfen: Die letzten blühenden Rosen, tau- oder regennass. Wie symbolträchtig. In diesem Fall auf dem Friedhof von St. Michael bei Egglburg.

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