Deine Katze läuft die Treppe hinauf. Seit Tagen hat sie neben Dir gesessen. Jetzt ist es ganz ruhig draußen und sie will hinaus. Du gehst ihr nach. Sie sitzt jetzt im Garten und der Hund des Nachbarn bellt unter dem Zaun hindurch, seine Kiefer öffnen sich regelmäßig. Ganz still. Du schaust Dich um. Der Ton ist abgeschaltet. Wie den Hund hörst Du die Flugzeuge nur in Deinem Kopf. Dort hinten ist eine Explosion-in Deinem Kopf. Am Horizont steigt eine Rauchwolke auf. Du siehst Menschen, die auf dem Bürgersteig liegen. Kein Laut. Du riechst Angst. Riechst Dich selbst, weil Du Dich in Deinem Keller nicht waschen kannst, keine Kleider zum Wechseln mitgenommen hast. Ein Mann der vorbei läuft winkt und ruft etwas. Du verstehst ihn nicht, doch er riecht wie Du, nach Keller und Agonie.
Du folgst ihm langsam, gehst an den Leuten vorbei, die dort liegen. Riechst ihre Wunden, Blut und das Treibladungsmittel, das die Geschosse in sie getrieben hat, verbrannte Kleidung und Haut. Und Du witterst den Rauch der Explosionen, die in der Ferne noch zu sehen sind und die, die vor einigen Stunden Häuser, Bäume, Fahrzeuge zerstört haben. Den Staub, der sich nur langsam setzt. Benzin und Holzfeuer, die jemand angemacht hat, damit Du und die anderen sich aufwärmen können. Und löslichen Kaffee. Du trinkst ihn, als Du ihn angeboten bekommst, um kurz nichts anderes riechen zu müssen. Um so tun zu können, als wäre es nur irgendein Morgen und nicht einer, an dem es vielleicht kein Morgen mehr gibt. Du siehst viele schweigen und manche reden. Riechst ihre Wut, wenn sie in Rage kommen, Schweiß, den Atem der vergangenen Nächte, sauer, abgestanden und immer wieder aufgewärmt. Kein Laut, doch unzählige Gerüche und Gestank, unerträglich wie die verstummten Schreie, der Krieg in Deinem Kopf.