In Zypern im kleinen Ort Trochni einen kleinen Friedhof besucht

Ich war mal wieder auf Zypern. Das Titelfoto zeigt einen Friedhof während eines Ausflugs im Troodosgebirge.

Ein paar Tage später dann in Trochni hatte ich mir vorgenommen, ein ganz bestimmtes altes Steinhaus anzuschauen, das jetzt als Gästehaus fungiert. Während der Fahrt durch den kleinen Ort sah ich linker Hand einen kleinen Friedhof.

Die Jahreszahlen auf den Grabsteinen erzählen mir, dass hier wohl aktuell nicht mehr beerdigt wird. Ich erkenne aber, es wird der Toten gedacht. Frische bzw. vertrocknete Blumensträuße verraten das oder die Besen, die in der gleißenden Sonne unbenutzt auf ihren nächsten Einsatz warten. Die Gießkannen und Schläuche zeugen davon, dass Pflanzen nicht verdursten werden. Ich schlenderte die schmalen Wege zwischen den Gräbern entlang. Ich schreckte Salamander auf, die ich in ihrer Mittagsruhe störte. Ich hörte den Vögeln zu, die über mir im Baum ihr Lied sangen. Insekten summten in meinem Ohr. Meine Eindrücke von dort … manchmal aus dem kühlen Schatten geknipst. Schaut mal:

Ihr erinnert euch, ich habe hier schon einmal einen Friedhof auf Zypern vorgestellt. Ich erinnerte mich an die „Ofentürchen“ auf der Grabsteinrückseite. Hier werden für die verstorbenen Seelen Grabgaben hineingelegt, wie z.B. Orangen oder auch ein Margarinentöpfchen darf nicht fehlen.

Frisch vertrocknet und es wird evtl. doch noch beerdigt?

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Über Scherben laufen (Teil 1)

Er steigt auf den Stuhl und schiebt die Nase bis zur Scheibe nach vorn. Das Kinn liegt dabei auf dem schmalen Fensterbrett und wenn er den Kopf ein wenig nach hinten neigt, kann er den Himmel und die Baumkronen hinter der Mauer über den Stacheldraht hinweg sehen und auch das Gitter zerschneidet den Blick nicht. Im Gang wird der Wagen, mit dem das Geschirr eingesammelt wird, über den unebenen Boden geschoben und die Löffel klappern auf den unzerbrechlichen Tellern. Er trägt noch den Anzug, der einmal sein Glücksanzug war, seine Krawatte hat er wieder abgeben müssen. Die rechte Hand ist verbunden und er spürt den Schmerz nun wieder stärker pochen, nachdem die lokale Anästhesie langsam ihre Wirkung verliert, die ihm verabreicht wurde, um die tiefsten Schnitte zu nähen. Noch mehr Narben.

Als er nach so langer Zeit zum ersten Mal wieder alleine vor einem richtigen Spiegel stand und sich in die Augen sah, konnte er den Anblick nicht ertragen. Ihm war die Hand ausgerutscht, die zusammengeballte Hand. Der Spiegel konnte dem Schlag nicht widerstehen. Wieso hatte er nicht daran gedacht, eine der Scherben einzustecken? Einer seiner Kollegen brachte ihn auf Anweisung in die Notaufnahme. Die Schnitte wurden genäht und die Hand anschließend verbunden. Der Anzug hatte außer einem kleinen Blutfleck an der Unterseite der rechten Manschette nichts abbekommen. Er hatte ihm immer Glück gebracht, wenn er ihn trug. Bis zu dem Tag als eine Richterin und die beiden Schöffen ihm nicht glaubten und ihn für dreieinhalb Jahre hierher schickten. Nach zwei Dritteln der Zeit darf er nun tagsüber die Haftanstalt verlassen und arbeiten. Nicht in seinem Beruf. Seine alte Stelle ist längst wieder besetzt und eine Chance haben ihm nur wenige geben wollen. Genau genommen nur einer. Er hatte die Buchhaltung des kleinen Kurierdienstes und vielleicht nach der Einarbeitung auch die Dienstpläne machen sollen. Das war der ursprüngliche Plan. Als er blutend mit dem Kollegen vom Hof fuhr, rief man ihm hinterher, dass er morgen nicht und auch überhaupt nicht wiederkommen müsse.

Vor Gericht beteuerte er, dass er das alles nicht gewollt hatte und es ihm aufrichtig leid tue, was passiert sei. Sie glaubten ihm nicht. Nur seinem Geständnis, zu dem ihm sein Anwalt riet. Bis zu dem Tag, der zu seiner Verurteilung führte, waren nur gute Dinge passiert, wenn er den Anzug trug. Er war seine Rüstung gewesen. In ihm hatte er Eindruck machen und sich verstecken können. Er trug ihn, als er das letzte Mal befördert wurde. Und als er den neuen Dienstwagen abholte. Er trug ihn auch, als er Karina kennenlernte. Karina, die immer ein wenig zu laut, immer etwas zu spät und immer an den falschen Stellen lachte. Doch nie über ihn. Nur über seine Scherze und mit ihm, selbst wenn sie nicht verstand, worüber er sich amüsierte. Auch bei der Beerdigung seiner Mutter hatte er den Anzug an und bei seinen Gerichtsverhandlungen. Es ist offensichtlich, dass es sein Anzug ist, kein geliehener. Dass er ihn schon oft getragen hat und nicht nur, weil man das vor Gericht oder bei einer Trauerfeier eben tut. Er saß einmal so gut, als sei er für ihn gemacht worden, auch wenn er das nicht war. Er war nicht von einem Maßschneider für ihn geschneidert, doch passgenau geändert worden, ehe seine Sekretärin ihn in einem schwarzen Kleidersack mit der Aufschrift der Schneiderei für ihn abholte. Die Verpflegung während der Haft ist ungenießbar, weshalb er etwas abgenommen hat und der Anzug nun nicht mehr ganz so gut sitzt. Bis zu seinem Haftantritt trug er ihn immer mit teuren Krawatten und dazu passenden Einstecktüchern. Die Richterin und Schöffen konnte er damit nicht beeindrucken. Eine Krawatte liegt jetzt in seiner Kiste, in die er fast alle persönlichen Gegenstände legen musste, bevor er zum ersten Mal eingeschlossen wurde. Heute vor achthundertzweiundfünfzig Tagen.

(Die Geschichte wird fortgesetzt und kann auch auf https://einundzwanziguhr.blogspot.com/2022/11/uber-scherben-laufen-1.html jeweils zusammenhängend bis zum jeweiligen Veröffentlichungsstand gelesen werden)

100 Songs: Dreiviertelblut – Wos übrig bleibt (2018)

Als der Ignatz am Strick baumelt, in einer tödlichen Falle, gelingt es ihm mit letzter Kraft, den Riemen, mit dem ihn der Gloglauer aufgeknüpft hat, durchzuschneiden. Er fällt zu Boden, wähnt sich gerettet. Doch so ist es nicht. Nur wenige Momente später tötet ihn Gloglauers Hund.
Der nun wiederum wird vom Prank erstochen. Und auch den Kandl, Rupprecht tritt ein tödlicher Stich – eigentlich nicht nur einer sondern mehrere, dazu ein Hieb mit der Axt. Doch das war Notwehr.
Blutig und gewalttätig geht es bisweilen in der Miniserie Oktoberfest 1900 zu, die 2020 das erste Mal in der ARD zu sehen war. Blutig und tödlich.

Den Anfangssong lieferte die bayerische Band Dreiviertelblut, bestehend aus Sebastian Horn und Gerd Baumann. Wos übrig bleibt erschien bereits 2018 auf dem Album Diskothek Maria Elend – der Song passt perfekt zu der Serie, als sei er dafür komponiert worden. Wer kann das schon wissen, ob es nicht auch so war?
Immerhin ist Baumann als Filmkomponist tätig und vernahm früh ein Flimmern oder eine konkrete Anfrage für das Projekt. Letztlich aber egal, wer nun zu wem kam. Mit Wos übrig bleibt schwenken meine Beiträge zur Rubrik 100 Songs ein wenig ab von dem Besingen des eigenen Todes, vom Abschiednehmen, von den letzten Wünschen und vom Lebensfazit.
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Hallo Bot, schreib mir eine Trauerkarte

Künstliche Intelligenz ist ein ungemein spannendes Thema, aber auch eines, das zutiefst verunsichert und irritiert. Was da auf uns zukommen wird, wir revolutionär.
Dabei gibt es sie ja nicht erst seit gestern. Eine enorme Breitenwirkung hat dabei die Plattform OpenAI entfaltet, auf der jeder frei nach seinem Gusto mit der künstlichen Intelligenz ins Gespräch kommen kann. ChatGPT heißt das Zauberwort, plauderte/chattete man früher mit einem Menschen, der irgendwo in der Welt vor seinem Bildschirm saß und auf mein Geschriebenes antwortete, übernimmt das jetzt ein Bot, also eine Maschine.
Das habe ich mittlerweile weidlich ausprobiert, als Recherche-Tool ist das eine Katastrophe, die gelieferten Informationen, die der Bot auf meine Fragen hin aus dem Netz zusammensucht und in seine Antworten presst, sind nicht selten vollkommen falsch. Je allgemeiner eine Frage gestellt wird, umso schlechter die Antwort.
Aber ChatGPT wird mittlerweile auch in zunehmenden Maße zum Generieren von Texten verwendet – zum Beispiel geharnischte Schreiben auf unverlangt zugestellte Newsletter. Da ist der Bot wirklich gut.
Und Trauerkarten? Kann eine künstliche Intelligenz mir helfen, etwas an sich sehr Persönliches zu formulieren? Ich tue mich ja schwer damit.
Alsop mache ich die Probe aufs Exempel, starte Chatbot, wir begrüßen uns höflich, was an sich unsinnig ist, der Maschine ist das vollkommen egal, ob ich Hallo, Guten Morgen oder sonst was schreibe. Dann geht es los.
Hier mein Protokoll des Chatverlaufs:
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Vom Schreiben einer Trauerkarte

Den Krebs hatte sie überwunden – dachte sie. Jahrelang hatte die Krankheit sie immer wieder in die Knie gezwungen, aber sie hatte gekämpft. Eins ums andere Mal.
Alle wussten davon, unterstützten sie, wo es ging und dann war der Tag gekommen, als die Ärzte ihr sagten, nun sei sie krebsfrei.
So war es dann auch. Zumindest einige Jahre. Dann aber kam das Untier zurück. Mit aller Macht und aller Boshaftigkeit.
Dieses Mal wusste sie wohl, dass sie den Kampf nicht würde gewinnen können. Und sie erzählte niemandem davon. Nur ihrem allerengsten Kreis, der Familie, dem Mann, den beiden Söhnen.

Und sie verpflichtete sie, nie wieder davon zu sprechen. Es begann das ganz große Verdrängen.
Nur lässt sich Krebs nicht verdrängen.
Es ging ihr schlechter und schlechter, aber sie sprach nicht darüber. Jedes Gespräch mit anderen, wie es ihr denn gehe, beendete sie unmittelbar.
Erst als sie ins Krankenhaus kam, erfuhren Freunde und weitere Verwandte, wie es ihr wirklich ging. „Nicht gut!“ hieß es, aber schon die Tatsache, dass sie gleich auf die Palliativstation verlegt wurde, ließ Arges vermuten. Denn, dass es ihr nicht nur nicht gut sondern wirklich schlecht ging, das hatte niemand gewusst, niemand geahnt. Vielleicht nicht einmal ihre Söhne, nicht einmal ihr Mann. Sie hatte sich das Recht herausgenommen, es einfach nicht wahrhaben zu wollen, einfach nicht mehr an sich heranzulassen.
Auf der Palliativstation blieb sie drei Tage, dann wechselte sie ins Hospiz. Jetzt war jedem klar, wie es um sie stand.
Für weitere vier Tage blieb sie im Hospiz.
Sie starb mit 62 Jahren.

Ich sitze am Esstisch, starre auf die vor mir liegende leere Trauerkarte aus dem Ständer des kleinen Dorfladens. Gut, wenn man immer ein paar im Haus hat, denke ich. Dann hat man im Falle eines Falles eine zur Hand und mus

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Hab heut an meinen Vater gedacht

Wie immer am 3. Mai denke ich an meinen Vater. Er hätte heute Geburtstag gehabt. 95 wäre er geworden. 2014 ist er im September plötzlich gestorben. Da war er 87 Jahre.

Ich grüße euch herzlich aus Zypern. Ich bin alleine hier. Auch mein Vater war oft allein unterwegs, genauso wie meine Mutter. Die Selbständigkeit hat keinen gemeinsamen Urlaub erlaubt.

Er mochte die Wärme, die Sonnenstrahlen und das Meer so wie ich.

Zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau

Heute vor 78 Jahren befreite die 7. US Armee das Konzentrationslager Dachau. Damit endete ein kaum vorstellbares Kapitel des Grauens, der Brutalität, Menschenverachtung, der Morde und Kriegsverbrechen, die die Deutschen während dieser Zeit begangen haben.

Es gilt, sich daran zu erinnern – nicht, um Verantwortung zu übernehmen für das, was war, das können und müssen wir Nachgeborenen nicht, wie es Max Mannheimer so trefflich formulierte. Aber die besondere Verantwortung, dass dies sich niemals wiederholt.

Mit Paul Celans „Todesfuge“ möchte ich an diese Verbrechen erinnern.
Im März 2023 habe ich das Lager nach sehr langer Zeit mal wieder besichtigt, meine Eindrücke habe ich in meinem eigenen Blog niedergeschrieben und dort auch eine längere Fotostrecke veröffentlicht. Daraus habe ich einige Bilder für diesen Beitrag entnommen.
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Ganz sicher

Sie hat seit Tagen mit niemandem gesprochen. Die Nachrichten reichen ihr, um ihre Gedanken zu beschäftigen. Und sie verwirren und verunsichern sie. Sie weiß nicht was sie glauben, denken oder tun soll. Und schon gar nicht was das Richtige wäre, das sie tun sollte. Sie will ihre Großmutter anrufen, sie hat immer eine Antwort. Und ohne weiter darüber nachzudenken, wählt sie ihre Nummer. Sie meldet sich wie immer, nur ihr Familienname. Und sie kann auch nicht sehen, wer sie anruft, weshalb sie sagt: ‚Ich bin’s‘, und ihre Großmutter antwortet nur mit: ‚Hallo mein Schatz‘.

‚Wie geht es Dir? Passt Du gut auf Dich auf?‘, will sie wissen.

‚Aber sicher‘, entgegnet ihre Oma.

‚Was passiert da jetzt?‘, fragt sie dann. ‚Was müssen wir jetzt machen?‘.

‚Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass es eine schlimme Grippewelle gab. Nach dem ersten Krieg. Sie mussten fast ein Jahr zu Hause bleiben. Hatten keine Schule und man hat allenfalls die eigene Familie treffen können. Nach einem Jahr war es wieder weg. So wird das auch sein. Kann ja nicht anders.‘

‚Und wenn doch?‘, fragt sie. ‚Kann man das länger aushalten?‘

‚Sicher, müssen wir ja dann.‘

‚Kann ich zu Dir kommen?‘

‚Sicher‘.

Sie legt auf, und das Gefühl zu ihr zu fahren, von ihr in den Arm genommen zu werden, mit ihr am Küchentisch zu sitzen und dabei Nachrichten zu schauen, beruhigt sie. 

Und dann erinnert sie sich, dass sie nicht mehr da ist. Sie ist weg, seit elf Jahren. Doch für sie, ist sie immer noch da. Sekundenweise, um dann zu bemerken, dass sie nicht mehr anrufen kann, nicht reden oder umarmen. Doch mit ihr sprechen kann sie noch. Und spüren, dass es sie gegeben hat. Auch wenn es sich merkwürdig anfühlt, nach all der Zeit. Sie hat sich nicht verändert, sie ist noch immer, wie sie war. So wie sie war, bevor sie krank wurde. Sie versteht sie immer, sagt jedes Mal etwas Hilfreiches und immer das Richtige. Selbstverständlich will sie mit ihr reden und selbstverständlich tut sie es. Wenige Augenblicke in denen sie die Realität vergessen und sich aufgehoben fühlen kann. Und mit den Jahren hat sie verstanden, auch diesen Schmerz zu verdrängen, den sie empfindet, wenn sie merkt, dass sie eben doch nicht mehr da ist und sie kann die Bruchteile von Sekunden genießen, in denen sie darauf vertrauen kann, ihr trotzdem begegnen und sicher sein zu können. Ganz sicher, ohne darüber nachzudenken.

Was 21 Gramm wiegt – und was nicht

Menschen, die öfter lange Briefe geschrieben oder Rechnungen mit der Post verschickt haben, wissen das: Ein normales Blatt Kopier-/Druckerpapier wiegt etwa 4,99g. Also wiegen vier Blätter knapp 20g, was, wenn man den Umschlag hinzugerechnet, das Porto über einen Schwellwert steigen lässt.

Und dann ist da noch die Seele. Die wiegt 21 Gramm. So jedenfalls dachte sich der amerikanische Arzt Duncan MacDougall (1866-1920) das, denn das hatte er bewiesen.
Dazu hatte er im frühen 20. Jahrhundert ein heute eher sonderbar anmutendes Experiment veranstaltet:
Er legte Menschen auf die Waage, die kurz davor waren zu sterben und beobachtete, ob sich das Gewicht direkt beim Übertritt in den Tod. Und nicht er allein – als Zeuge seiner Untersuchungen sammelte er ein Kollegium um sich.
Tatsächlich fand MacDougall einige „Probanten“ in einem Tuberkulosekrankenhaus, die dafür bereit waren und machte eine Reihe an Versuchen.
Wie er darauf gekommen war?

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100 Songs: Georg Danzer – Das kaun do no ned ollas gwesen sein / Und der Himmel kommt unter die Räder (1975/1989)

Und dann war da noch der Danzer, Georg. Der viel zu früh starb. Im Alter von nur 61 Jahren. Ob das viele Rauchen Schuld an seinem Lungenkrebs war, dem er letztlich erlag? Höchst wahrscheinlich.
Danzer sang von Freiheit, von Frieden, war ein Unangepasster, ein Sensibler.
Mal experimentierte er mit der Neuen Deutschen Welle, mal rückte er der Rockmusik näher, mal war er hochpolitisch, dann wieder mit Fendrich und Ambros sehr nah an der Popmusik.
Und immer wienerte er. Das Genre der in Mundart singenden Künstler, das in den 70er Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts enorme Popularität erreichte, ist massiv geprägt durch die österreichischen Sänger wie eben Danzer, Mendt, Pluhar, Heller, Ambros, Hirsch und später Fendrich.
Große Bekanntheit gelangte Danzers zutiefst melancholisches Lied Des kaun do no ned ollas gwesen sein, das 1975 auf dem Album Ollas leiwaund erschien, durch die Verwendung im ersten Teil der österreichischen Kult-Krimi-Serie Kottan ermittelt. In der ersten Episode Hartlgasse 16a liegt es über dem Abspann und passt dorthin wie kaum ein anderes. 1976 wurde die Folge erstmals im ORF und 1980 im ZDF ausgestrahlt und verursachte einen Skandal. Aber das ist eine andere Geschichte.

Als Georg Danzer das Lied textete und komponierte, war er noch nicht einmal 30 Jahre alt. Nicht das Alter, um zu bilanzieren, nicht mal für eine Zwischenbilanz – und schon gar nicht das eigene Leben. Er tat es trotzdem. Was treibt einen in dem Alter an, sich Gedanken zu machen, ob das schon alles war, ob er vielleicht einfach das Leben zu leben vergessen hat?

Das ist schwer zu verstehen und letztlich auch nicht mehr zu beantworten. Denn der Dichter und Texter ist lange tot.
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