Über Petra Schuseil

Als "alte" Frankfurterin pendel ich seit Anfang 2012 zwischen Frankfurt und dem Zürichsee hin und her. 64 bin ich jetzt und offiziell Rentnerin. Ich schreibe regelmäßig Morgenseiten, singe im Kirchenchor, und schwimme im Sommer täglich im Zürichsee. 2013 kam mein Buch "Finde Dein Lebenstempo" auf den Markt. "Wesentlich werden" so heißt ein anderer Blog von mir. Seit Ende 2014 gibt es unseren Totenhemd-Blog. Inzwischen sind wir ein Team: Juliane, Sigrid und Lutz schreiben mit. Wenn nicht jetzt, wann dann ist mein Lebensmotto.

Sargträger: Dieser Beruf hat einen schlechten Ruf

… denn die Menschen meinen, sie sähen nur Tote. Das ist nicht der Fall. Man sieht nur einen Sarg oder eine Urne. Vom Toten erfährt man lediglich den Namen und die Lebenszeit, die auf dem Kreuz stehen. Ein Sargträger verdient ca. 30 Euro pro Bestattung. So steht es zumindest in einem sehr interessanten Interview in der letzten Sonntags FAZ: Ich fiel kopfüber ins Grab.

Der Theater- und Fernsehschauspieler Oliver Fleischer wird interviewt, weil er als Nebenjob Sargträger ist. „Ich habe in Wuppertal getragen“ und trägt jetzt in einigen Städten in Nordrhein-Westfalen.

Oliver Fleischer erzählt, dass er oft alleine mit dem Sarg oder der Urne ist, weil es entweder keine Angehörigen gibt oder diese die Beisetzung nicht bezahlen können. Und er verhält sich mit Respekt und Demut vor dem Leben, mit schwarzem Anzug und weißem Hemd – auch wenn ihm niemand bei so einer einsamen Beerdigung zusieht.

Ich musste teilweise laut lachen beim Lesen über die kleinen Episoden, die so passieren können beim Sarg tragen oder Sarg herablassen. Der Schauspieler erzählt sehr witzig, auch wenn es sehr schmerzhaft war, dass er mal in ein ausgehobenes Grab fiel – er wollte nachsehen ob alles in Ordnung sei für die Beisetzung. Als er aus dem Grab herauskrabbelte sah dies eine alte Dame, die ein Grab besuchen wollte. Sie drehte sich um und ging fluchtartig davon. „Wahrscheinlich ist sie zum Grab ihres Mannes hin und sagte: Bleibe bitte wo du bist“.

„Der Untertitel der FAZ-Story: Der Schauspieler Oliver Fleischer arbeitet im Nebenberuf als Sargträger. Das klingt bedrückend. Dabei ist es manchmal sogar schwer, nicht zu lachen“.

Das Interview ist zu hier zu lesen.

Beim Bundesverband deutscher Bestatter gibt es diese Informationen zum Beruf des Sargträgers.

Aschermittwoch. Fastenzeit: ohne Schminke

Heute ist Aschermittwoch (Hier auf der Seite von „Andere Zeiten“ schön erklärt). Ich habe geschaut, ob in einer der hiesigen Kirchen ein Gottesdienst stattfindet fürs Aschekreuz auf der Stirn. Traditionell werden während der Zeremonie folgende Worte gesprochen:

»Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.« Wir werden eingeladen, uns an unsere Endlichkeit zu erinnern. (Inspiriert von „die Fastenbroschüre 7 Wochen anders leben“ vom Andere Zeiten Verlag)

Und mit dem heutigen Tag beginnt die Fastenzeit bis Ostern. Das Wort „fasten“ stammt vom althochdeutschen „festhalten, beobachten“. Damit ist das Festhalten an Regeln und die Beobachtung des eigenen Ich gemeint.

In Basel fotografiert … ein Haarsalon: Art of Hair

Ich lade ein für einen Moment innezuhalten heute mit der Frage: Willst Du die nächsten sieben Wochen – nämlich in der Fastenzeit – etwas weglassen oder etwas Neues ausprobieren? Willst Du einen kleinen Teil deines Alltags – im Hinblick auf deine Vergänglichkeit – anders gestalten?

Meine Gedanken zum heutigen Tag und zu den folgenden Wochen: Es ist mal wieder Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Leben ist endlich. Ist mir ja nicht neu :-). Aber eine Zeitlang bewusst darüber zu schreiben oder zu denken? Ja warum nicht. Ich mache das mit der folgenden Idee: Ich will ausprobieren, mich die nächsten Wochen nicht zu schminken. „Zeig‘ Dich wie du bist, ohne Rouge, ohne Lippenstift, Kajal oder Wimperntusche“. Uiii, das ist mal eine Herausforderung. Denn ich schminke mich eigentlich täglich.

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Das letzte Hemd – Haus am Dom in Frankfurt – noch bis 26.2.

Wir hängen: Im letzten Hemd – im Haus am Dom in Frankfurt oder
„Stell Dir vor, Du bist tot“

„Wie kam es eigentlich, dass wir uns in unserem Totenkleid fotografieren ließen?“, überlegten Annegret und ich während der Vernissage letzte Woche zur Ausstellung „Im letzten Hemd“ im Frankfurter Haus am Dom. Die Antwort ist einfach: Wir wurden eingeladen. Wir hatten den Totenhemd-Blog frisch am Start, als uns eine Mail über Sinn und Zweck der Aktion „Im letzten Hemd“ informierte. Wir überlegten nicht lange und waren mit dem, was wir auf unserer letzten Reise einmal tragen würden zum Fotoshooting angereist. Ihr erinnert euch an unsere Blogartikel, die ich weiter unten verlinke.

Annegret und ich suchten in der Ausstellung erst einmal unsere Fotos und fanden sie schnell. Es war ein besonderer Moment für uns, die Aufnahmen nun in Originalgröße bewundern zu können. Ich bin im Hochzeitskleid gekleidet mit roter Jacke aus Hong Kong, auf der das chinesische Zeichen für Glück zu sehen ist. Wir machten schnell einen Schnappschuss von uns und schon ging die Veranstaltung los. 

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Friedhofshochhaus in Santos: Pelés letzte Ruhestätte

Pelé fand seine letzte Ruhe im sogenannten „vertikalen Friedhof“ in Santos. Da spitzte ich meine Ohren. Vertikaler Friedhof?! Was ist das? Habe ich noch nie gehört.

Es wurde Zeit mal zu recherchieren was es damit auf sich hat. Ich wusste nicht, dass es Friedhofshochhäuser dieser Art gibt. Und dann auch noch so chic. Das was ich sehe gleicht einem 5-Stern-Hotel.

Es gibt wohl keinen besseren Platz und Blick für Pelé mit Blick auf das Fußballstadion seines Vereins in Santos! Es ist das Friedhofshochhaus Memorial Necrópole Ecumênica, in dem er in der neunten Etage in einer Grabkammer seine letzte Ruhe fand. Ich wusste bisher nichts von diesem meist besuchten “Spot” auf der Welt. Er wurde nämlich auf dem 2015 stattfindenden Weltfriedhofstreffen als “international meistbesuchter Friedhof” ausgezeichnet. Das Haus sieht aus wie ein normales Wohngebäude: 14 Stockwerke, helle Fassade, durch Balkone locker gegliedert.

“Das 1983 erbaute Haus hat 18’000 Grabkammern. Jede einzelne bietet Platz für maximal sechs Tote. Die Preise sind nach Etagen gestaffelt. Unten finden sich die günstigeren Kammern, nach oben wird’s teurer. Wegen der schönen Aussicht”.

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Neujahr

NEUJAHR

– der erste Morgen –

Bricht der erste Morgen des neuen Jahres an, so erscheint der Himmel nicht anders als am Tage zuvor, aber doch ist einem seltsam frisch zumute, als habe sich vieles verändert. (YOSHIDA KENKO)

Ich hoffe, Ihr seid gut und gesund in das neue Jahr gekommen. Ich wünsche ein frohes und gesundes 2023. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Juliane, Sigrid und Lutz unseren Blog ins neunte Jahr zu führen. Auf dass wir uns miteinander austauschen und inspirieren.

Alles Liebe und Gute, viel Schönes und Neues, Gutes und Gewohntes sowie Gesundheit wünsche ich Euch.

Ausblick: Am Donnerstag, 25. Mai findet mit Sigrid Tinz auf dem Frankfurter Hauptfriedhof ein Spaziergang mit Lesung statt. So war es in Frankfurt Westhausen im letzten Jahr.

Im Haus am Dom in Frankfurt ist vom 10. Januar bis 26. Februar die Ausstellung „Das letzte Hemd“ zu sehen. Ihr erinnert euch: Annegret und ich wurden im Sarg fotografiert mit dem, was wir als „letztes Hemd“ wählten. Hier hatte Annegret dazu geschrieben.

Zwischen den Jahren ein Buchtipp: Das Lebensende und ich

Ich hätte fast geschrieben: Das Jahresende und ich. Geht es Dir wie mir? Dann reflektierst Du über das vergangene Jahr, beantwortest dir ein paar Fragen, hältst inne …

… bevor das Neue Jahr beginnt.

Ist das Jahresende wie ein Lebensende? Die Fragen, die wir uns am Jahresende stellen, sind sie ähnlich wie am Lebensende? Mal sehen was ich im Buch entdecke.

Es hat jedenfalls keine Seitenzahlen und auch kein Inhaltsverzeichnis. Es ist kreativ gestaltet, schöne Fotos sind drin, es hat eine schöne Haptik durch das dickere Papier. Wir finden leere Seiten für eigene Notizen. Ich habe mir schwer getan etwas zum Buch zu schreiben und heute erscheint mir der passende ZEITPUNKT.

Ich erkenne folgende Fragen und Abschnitte beim Blättern:

Vorwort: Das Lebensende ist so viel mehr, als zu sterben
Frage: Warum haben wir solche Angst vor dem Sterben?
Die Angst vor dem Leiden
Die Angst vor der Lebensbilanz
Die Angst vor dem endgültigen Aus

Die Frage: Was kommt am Lebensende auf mich zu?
Die Zeit vor dem Sterben
Die Zeit während des Sterbens
Und was kommt nach dem Sterben?

Die Frage: Was kann ich selbst gegen die Angst tun?

Nachfolgend ein paar Fragen und Sätze, die ich während des Blätterns „aufschnappte“.
Es gibt eine Vielzahl an Tipps und Anregungen, manchmal nur in einem Satz geschrieben, maximal eine Seite lang. Für jeden ist etwas dabei, man bleibt an dem hängen, was einem gerade wichtig ist. Das ist heute mein Fokus :

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08.12. – Das letzte Mal | Adventüden

Heute öffnet sich das achte Adventüden-Türchen bei Christiane mit meiner Geschichte. Ich freue mich, dass ich dabei bin und schicke herzliche Grüße an die Hüterin der Etüden. Da steckt so viel Arbeit, Energie und Herzblut drin.

Irgendwas ist immer

Die schweren Holzläden waren vor dem Fenster zugeklappt. Der Lärm von der Straße und die ungewöhnlich heiße Dezembersonne prallten dagegen. Das weiße Laken lag frisch gebügelt auf dem breiten Bett. Die Konturen des Kissens und der flauschigen Bettdecke wölbten sich unter dem weißen Betttuch. Die roten Vorhänge und Lampenschirme tauchten den Raum in ein gemütliches Dunkelrot. Schön waren die roten Rosen in der modernen Glasvase. Der Hausherr ist wohl auf Reisen, konnte man annehmen.

Sie betrat sachte diesen Raum und ließ die Stimmung auf sich wirken, setzte sich auf die Couch neben das Tischchen mit den Rosen. In der Wohnung daneben dudelte ein Radio, sie hörte leise Töne.

»Wie gut es ist, hier bei dir zu sein«, dachte sie. Es roch nach winterlichem Gemüseeintopf. Auf dem Tisch war für zwei gedeckt. Besteck, Gläser und weiße Stoffservietten lagen akkurat. Sie hielt noch den kühlen Haustürschlüssel in der Hand, mit dem sie…

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Ein Nachklingen: Totenhemd meets Prosa

Schon tönt überall Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern. Deshalb heute bevor das leise Summen unserer November-Blogaktion untergeht: Dankeschön an alle, die mitgewerkelt und mitgeschrieben haben. Schönes, Skurriles, Lustiges habt Ihr uns zum Lesen geschickt. Manchmal schräg, manchmal holprig, manchmal bitterböse. Ihr ward pünktlich mit Euren Beiträgen, das hat es mir sehr vereinfacht.

Bei einigen war ich streng, da waren die Voraussetzungen nicht erfüllt. Nichts für ungut, nächstes Jahr gibt es eine neue Chance: Wir wollten Prosa und das „Totenhemd“ im Text. Gut, dass mich meine Schwester an unseren Aufruf erinnerte: „da steht freestyle“.

„Kurz und schlicht,
freestyle,
gerne auch: slammig oder als Elfchen,
humorvoll, träumerisch, skurril,
ein Spiel mit Worten.“

Und nun beginnt die Adventszeit. Wir sagen Tschüss den Totenköpfen und den Totenhemden. Ich räume den bunten November-Altar auf und verstaue die Totenkopf-Musikanten und die orangefarbenen Papierblumen. Jetzt pirsche ich mich an die Adventszeit heran.

Habt eine gute Zeit, Ihr lieben Schreiberinnen und Geschichtenerzähler. Wir lesen uns im nächsten Jahr wieder. Lutz war schon ganz fleißig und wird uns bald mit seinen Texten erfreuen.

Macht’s gut. Habt eine ruhige Adventszeit. Hier erscheint übrigens am 8. Dezember eine Adventüde von mir. Die Adventüden werden täglich neu erscheinen – wie in einem Adventskalender bei Christiane. In ihrem Blog „Irgendwas ist immer“. Die ersten zwei Kurzgeschichten sind schon zu lesen und sehr sehr lesenswert. Schaut mal rein.