Mehr Überlegungen zum ungelebten Leben: sich vom Leben verabschieden (6)

IMG_1812In einem der Bücher, die ich hier im Blog schon vorstellte, habe ich gelesen: Es ist unsere wichtigste Lebensaufgabe, sich vom Leben verabschieden zu müssen.

Sich vom Leben zu verabschieden ist – egal in welchem Alter – schwer. Man hinterlässt vor allem seine Liebsten, seine Freunde, Dinge, die einem wichtig waren. Die Liebe am Leben.

Ich möchte mal kurz weg schwenken vom Sterben und vom Tod und ganz allgemein zu einem unserer Grundbedürfnisse kommen: etwas beenden. Die Maslowsche Bedürfnispyramide kennen wir alle. Die elementaren körperlichen Grundbedürfnisse kennen wir auch: essen, trinken, schlafen, Sex haben. Hier noch einmal zur Erinnerung bei Wikipedia nachzuschauen.

Irgendwann dann in meiner Coachingausbildung lernte ich, dass es zu unseren sozialen Bedürfnissen gehört Dinge oder Beziehungen zu beenden. Oder etwas zu Ende zu bringen. Warum? Weil wir Dinge beginnen. Wir lernen eine Sprache oder starten einen neuen Job. Wir sind neugierig und engagiert oder auch inspiriert und machen eine neue Erfahrung. Andersrum merken wir aber auch, wenn wir etwas beenden müssen. Die Sprache ist gelernt. Der Job macht keinen Spaß mehr. Die Liebe ist vorbei. Manchmal sind es äußere Umstände, die uns deutlich machen, „dies ist nun zu Ende“. Es ist wichtig, dass wir uns klar machen, dass dies zu unseren Grundbedürfnissen gehört. Es ist wichtig für uns „Schluss zu machen“. Das gibt uns Freiheit, macht uns autonom, zählt zu unserer Persönlichkeit. Es bedeutet, dass wir eine Wahl haben. Wir können uns für oder gegen etwas entscheiden. Wir können Schluss machen. Da denken wir doch gleich an Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ oder?

Nun gibt es Menschen, Weiterlesen

Gesprächssplitter Death Café Zürich: Lust auf den Tod?

fullsizeoutput_4d7.jpeg

Zu unserem Zürcher Death Café kamen drei junge interessierte Menschen, die mit uns ins Gespräch kamen so dass die Zeit wie im Flug verging. Wir sind froh, dass Sarah dabei war, die die früheren Death Cafés in Zürich organisierte und so manchen Tipp für uns hatte.

Gesprächsplitter aus unserem Treffen

The order of the good death – gegründet von Caitlin Doughty.
Smoke Gets in Your Eyes PBK mech.inddCaitlin hat unter anderem das Buch geschrieben, das eine der Teilnehmerinnen in ihrer Tasche dabei hatte: „Smoke gets in your eyes – other lessons from the Crematory“. Wir haben sicher auch schon ein (ich glaube lustiges) Video von  Caitlin gesehen.

Eine Teilnehmerin informierte uns über die Bestattungskultur in Moskau. Wir hörten aufmerksam zu. Anders als bei uns: Essen wird auf die Gräber gestellt, das dann aber stehen bleibt und unappetitlich wird. Es sieht nicht so schön aus auf den Friedhöfen wie bei uns. Zum Leichenschmaus verschenkt man Bonbons.

Ich stellte das Buch „Das Geschenk der Sterblichkeit“ von Jan Kalbitzer vor und schnell waren wir mittendrin im Gedankenaustausch.

Rezept: Denk an Deinen Tod.

Die Angst vor dem Sterben und dem Tod zulassen und annehmen.

„Memento Moris“ in der eigenen Wohnung verstreut präsentieren. Sie erinnern an die Endlichkeit.

Dem Tod Platz und Raum geben im Leben, in der Wohnung.

Wenn jemand einen Totenkopf z.B. auf einem Shirt oder einer Kette trägt: Ist das eine Botschaft oder Mode? Message oder Fashion?

Die Frage nach dem ungelebten Leben: Bin ich schon ich? Oder verstell ich mich?

Der schönste Ausdruck meines ICH (wenn ich ganz präsent und authentisch bin).

Gegenfrage: Weiterlesen

Buchtipp: Das Geschenk der Sterblichkeit

9783896676009In den letzten Wochen habe ich mich mit diesem Buch beschäftigt und einige Blogartikel daraus geschrieben. Mich hat die Frage nach dem „ungelebten Leben“ beschäftigt. Der Autor ist auf der Suche nach einer Antwort. Nämlich so sagt es uns der Untertitel: Wie die Angst vor dem Tod zum Sinn des Lebens führen kann.

Mir hat das Buch gefallen, denn ich mag die analytische und erklärende Art des Autors. Sein Verleger ermahnte ihn, das Buch so zu verfassen, dass auch die Leserin oder der Leser etwas davon haben und es nicht nur eine persönliche Reise und Innenschau wird. Ich finde, es ist ihm gelungen. Nur manchmal dachte ich: Wow, was er alles von sich preis gibt. Aber er hat auch eine Menge nicht über sich erzählt. Das ist gut so. Denn in Berlin praktiziert er in eigener Praxis. Dennoch lernen wir von seinen Erfahrungen und Erlebnissen und Gesprächen, die er führte.

Brennend und neugierig habe ich mögliche Antworten gelesen, die er von den verschiedensten Menschen hörte. Er sprach Weiterlesen

Die Angst vorm Sterben erkennen. Sehnsucht spüren … (5)

9783896676009Im zweiten Artikel meiner Serie zum Buch habe ich diese Fragen gestellt:

Wo ist Unwucht in deinem Leben? Wie macht die sich bemerkbar?
Nach was sehnst du dich?
Was vermisst du?
Für was brennst du?
Wie lichterloh brennt deine Sehnsucht?
Wie / wo spürst du das in deinem Körper?
Was liegt brach?

Andere Fragen, die ich sammelte, beleuchten eine andere Lebensfacette nämlich die Zufriedenheit oder Selbstbestimmtheit des Lebens.

  • Bin ich in der Regel zufrieden oder eher unzufrieden?
  • Habe ich das Gefühl ich lebe mein Leben selbstbestimmt oder fühle ich mich fremdbestimmt? 
  • Agiere ich oder reagiere ich?
  • Was bereue ich getan oder nicht getan zu haben?
  • Was muss ich (unbedingt) noch erledigen (bevor ich sterbe)? Und wann?
  • Was will ich endlich beginnen und nicht mehr aufschieben?
  • Was hält mich (gefangen)?
  • Was will ich endlich beenden? Und wann?

Aus meinen früheren Coachings und Workshops weiß ich, dass man sich manchmal sperrt gegen den Gedanken, etwas verändern zu können, wenn man sich im Hamsterrad wähnt. Das Hamsterrad dreht sich, man findet keine Stopptaste, man fühlt sich ausgeliefert. Ja, das ist so und das verstehe ich. Weiterlesen

Anzeichen, dass man Angst vorm Sterben haben könnte (4)

9783896676009…. oder dem ungelebten Leben auf der Spur sein.

Im vorherigen Artikel ging es um die Unwucht im Leben. Woran erkennt man, dass es nicht rund läuft?

Jetzt im vierten Artikel überlege ich weiter:

Was könnten Anzeichen sein, dass man Angst vorm Sterben /vorm Tod hat:

Man vermeidet das Thema Sterben und Tod gänzlich. Man will nicht über den eigenen Tod nachdenken oder mit seinen Liebsten über deren Tod sprechen. Man vermeidet Überlegungen dazu und vermeidet auch Plan B für den Sterbensfall, egal ob es das eigene Sterben oder das eines lieben Menschen ist.

Man denkt vielleicht „nach mir die Sintflut“.

Man ist vielleicht der Meinung, dass man noch unendlich viel Zeit hat bevor man sich dem Thema stellt. 

Man lebt vielleicht so als wäre man unsterblich: möchte ewig jung bleiben, wirkt ein bisschen „lebensmüde = riskant“, übernimmt keine Verantwortung, lebt ohne Ziele und Vorhaben. Weiterlesen

Die Unwucht im Leben (3)

IMG_1754

Sonntagmorgens in Frankfurt

… oder das ungelebte Leben erkennen.

Nachdem Wildgans mich im Kommentarfeld auf das Wort UNWUCHT in meinem Artikel zurücklenkte und drauf stupste habe ich mich gefragt, ob es Sinn macht noch einmal tiefer zu denken.

Gehen wir davon aus, dass die Angst vorm Sterben uns auf „ungelebtes Leben“ zurückwirft, dann spüren wir eine Unwucht. Sie macht sich vielleicht bemerkbar durch Sehnsucht. So wie mir gar nicht klar war, dass ich mich nach Stille sehne. Sie fehlt mir, tief in mir und hat gar nix mit dem ruhigen Ort zu tun, in dem ich lebe. Durch einen Zufall wurde mir bewusst, dass die Stille in mir fehlt. Ist das nicht interessant, dass wir manchmal nicht bewusst wissen, was uns fehlt?

Deshalb möchte ich nochmal auf die Unwucht im Leben eingehen. Sie macht sich bemerkbar wie bei einem Autoreifen, der nicht richtig ausgewuchtet wurde. Er läuft unrund. So ist das vielleicht auch manchmal im eigenen Leben, dass es nicht rund läuft. Wenn wir den Reifen nicht noch einmal in der Werkstatt neu auswuchten lassen laufen wir Gefahr, dass uns der Reifen platzt und wir einen schweren Unfall haben.

Wie kann sich die Unwucht in mir bemerkbar machen? Durch ein Ziehen im Herzen, durch ein Sehnen im Bauch. Es läuft nicht rund im Leben oder im Beruf oder in der Beziehung. Wir sind körperlich oder seelisch umfit und haben vielleicht Schlafstörungen, Migräne oder fühlen uns sehr erschöpft. Wenn wir nicht aufpassen werden erste Symptome chronisch. Weiterlesen

Die Angst vorm Sterben erkennen. Sehnsucht spüren… (2)

fullsizeoutput_49e… oder „ungelebtes Leben“ transformieren in gelebtes Leben.

Nach dem Lesen des Interviews in der DIE ZEIT (siehe vorherigen Artikel) frage ich mich: Was ist mit meiner Angst vorm Sterben? Lebe ich mein Leben vielleicht nicht? Gibt es da ein Stück (m)ein „ungelebtes Leben?“ Wenn ja, wo steckt das? Wie finde ich es? Wenn nein, dann ist doch alles gut?!

Ich habe die Fragen und Antworten im Interview mehrfach durchgelesen, habe sie sacken lassen und wieder gelesen, habe mehr Fragen als Antworten in mir. Wie gehe ich ran und drösel das Gelesene in Häppchen für den Blog auf? 

Ich habe mir überlegt, woran man die Angst vor dem Tod oder dem Sterben erkennen könnte. Diese Angst kennen wir alle. Und diese Angst ist normal. Wir können sie uns bewusst machen und gegebenenfalls Dinge in unserem Leben verändern. Das ist nicht einfach wie wir alle wissen. Der Autor meint: wir können die Angst nutzen und uns ihr stellen und was draus machen.

Wie klingt das?

Ich finde das sehr ermutigend und erfrischend! Dazu sind mir dann viele Fragen eingefallen. Unter anderem diese:

Gibt es eine Unwucht in meinem Leben? Wie macht die sich bemerkbar? Weiterlesen