9. November-Blogaktion: Humorvolle Grabinschriften zeigen ein buntes Leben

Zum 9ten Mal laden wir zur November-Blogaktion.

Liebe Bloggerinnen, Wortkreative und Geschichtenerzähler,

es ist das neunte Mal, dass wir zur November-Blogaktion aufrufen: Das Leben ist bunt und voller Überraschungen. Auch auf dem Friedhof finden wir manchmal Überraschendes:  Plötzlich stehen wir vor einem Grab mit einer humorigen Grabinschrift, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Stell’ Dir vor Du gehst über den Friedhof und liest solch ein Wort oder einen Satz. Was denkst du über die/den Verstorbenen und ihr/sein Leben? Vielleicht bist du inspiriert, deinen eigenen Grabstein zu gestalten?

fotografiert von Rainer in St. Märgen

Schreibe einen kleinen Aufsatz oder ein Gedicht, ein Elfchen oder eine Kurzgeschichte. Skurril. Frech. Anders. Schicke uns das Foto dazu.

Als Teilnehmer der Totenhemd-Blogaktion hast du die Möglichkeit, deine kreative Ader auszuleben. Sie gibt dir die Möglichkeit, deine Ideen mit anderen Leserinnen und Lesern zu teilen. Zusammen können wir den Friedhof bunter machen und Freude selbst in den traurigsten Momenten des Lebens schenken. Sei ein Teil dieser Gemeinschaft von Menschen, die das Leben feiern und um die Endlichkeit wissen. 

Denn auch im Tod soll das Leben nicht vergessen werden. Eine lustige Inschrift kann Hinterbliebene trösten. Sie bieten Gesprächsstoff ! 

Die Challenge

Wir wollen leichter und offenherziger über das Thema „Sterben“ reden. Es soll explizit nicht ums Trauern gehen. Lachen und Weinen, Schimpftiraden und Liebesschwüre sind willkommen. Bitte keinen klassischen Blogtext schreiben.

Trau dich die Perspektive zu wechseln. Diese Texte wurden schon auf Grabsteinen gesehen: 

„Guck nicht so, ich wäre jetzt auch lieber am Strand “ oder „C’est la vie“

15 Termine vergeben wir im November. Das Prozedere kennst Du: Ich datiere die Tage in einer Liste hier im Blog. Wähle bitte einen Termin, wenn du mitschreiben möchtest. Sobald der Link zu deinem Artikel bei mir eintrifft, verlinke ich diesen an dem Datum, an dem dieser in deinem Blog erscheinen wird. Wenn machbar teasere ich mit wenigen Sätzen oder einem Foto aus deinem Text. 

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Wenn sie zuerst stirbt …

Melanie hab ich vor wenigen Wochen auf Zypern kennengelernt und sie zu ihrem eigenen Blog motiviert. Der ist jetzt im Werden. Für Melanie poste ich ihren Text.

die Fotos hat Melanie geknipst als „sie“ zuerst stirbt

Wenn ich zuerst sterbe…schreibt mir gerne Eure Gedanken zu diesem Satz.“ Ich habe Petra auf Zypern kennengelernt und sie hat mir von ihrer November-Bog-Aktion erzählt – ich erzählte ihr von einer ungewöhnlichen Entscheidung:

„Wenn ich tot bin, ist da nichts“

…als ich ihre Worte einem Freund erzählte sagte er: „Die wird sich wundern.“

„Ich weiß nicht worüber…schließlich hat kein Lebender diese Erfahrung je gemacht“ war ihre Antwort auf seine Reaktion. „Überrascht werden ist auch schön“ war seine. 

Sie hat Parkinson. Ihre Muskeln entziehen sich Stück für Stück ihrer Kontrolle. Sie will ihrem Körper nicht ausgeliefert sein. An einem Freitag wird sie sterben. Nein, genau genommen wird sie gehen, selbstbestimmt. Ich habe drei Tage zuvor Geburtstag und denke so: Geburtstage kann man planen, aber den eigenen Todestag normalerweise nicht.

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Lutz und Petra chatten für den MementoTag

Durch den Tod bleiben wir im Gespräch mit dem Leben. (Patrick Woodford)

Hallo Lutz,
hast Du in den letzten Jahren schon vom MementoTag gehört? Er wird dieses Jahr zum dritten Mal stattfinden. „End-lich leben“ so heißt es in der Subline und wird auf der Website so erklärt: 

Der MementoTag soll die Themen Sterben, Tod und Vergänglichkeit wieder mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein holen und Menschen ermutigen, mit ihnen in Kontakt zu treten.

Und ich frage gleich weiter: Seit wann ist Dir bewusst, dass das Leben endlich ist? Dass es endlich ist, wissen wir ja. Aber so richtig bewusst hast Du es Dir wann gemacht. Oder wie war das bei Dir?

Hallo Petra,
schon Deine erste Frage bringt mich sehr ins Grübeln. Wann war das eigentlich, dass mir die Endlichkeit des Sterbens bewusst wurde?
Zunächst: Du hast vollkommen recht, das theoretische Wissen um die Endlichkeit des Lebens, das war eigentlich immer schon da. Schon in meiner Kindheit, Erfahrung mit der Endlichkeit des Lebens habe ich eigentlich das erste Mal gemacht, als mein Großvater, den ich sehr geliebt habe, starb. Da war ich 18, stand kurz vor dem Abitur, war ein furchtbarer Mensch, will ich den Erzählungen anderer glauben, einer, der sich mehr für sich selbst, als für irgendetwas anderes interessiert. Nichts und niemand ging mich was an. Wir kamen von einer Schulfahrt nach Frankfurt am Abend zurück, gedrückte Stimmung im Haus. Der Opa ist tot. Ich begriff das gar nicht. Und ich lernte einfach nichts daraus.

Es wurde relativ viel um mich gestorben. Das klingt merkwürdig, aber so war es: Nicht nur die Oma, auch während des Studiums und der ersten Berufsjahre Bekannte und einige Kollegen. Es schockierte mich einen Moment, aber rührte mich nicht wirklich und es lehrte mich auch nichts.
Die Endlichkeit des Lebens lernte ich erst mit der Krebserkrankung meiner Mutter kennen, sie war gerade 60, als sie starb. Und ihr größter Kummer war, dass sie den beiden kleinen Enkelkindern, meinen Töchtern, keine Oma mehr sein konnte, sie nicht begleiten und aufwachsen sehen konnte. Sie verzweifelte schier daran. Als sie davon sprach, brach es mir das Herz. Ihr viel zu früher Tod hatte es mir endgültig klar gemacht, was Endlichkeit bedeutet. In all seiner Unausweichlichkeit, seiner Konsequenz und auch seiner Brutalität.

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31.3. Tagebucheintrag „verbunden sein“

Ihr ward sooooo toll. Du und … Du und … Du und …. Du.

hatte ich mal „en France“ geknipst:
Le Rouge c’est le couleur d’amour

Kreativ. Poetisch. Beobachtend. Tiefsinnig. Berührend. Nachdenklich. Trotzig. Vorsichtig.

Danke, dass Ihr mitgeschrieben habt zur diesjährigen Fastenzeit-Blog-Challenge: Carpe Diem. Sei Dir deiner Endlichkeit bewusst. Dein kreatives Tagebuch.

Ich habe aus allen Texten Sätze aneinandergereiht zu einem Artikel … in der genauen Datumsreihenfolge … ein neuer Text ist entstanden. Unsere Sätze sind verbunden in einem „Tagebucheintrag“.

Ich finde, so können wir getrost und gestärkt in die Osterzeit gehen. DANKE!

Ich will auf das HEUTE mich einlassen, will mein Leben gestalten im Rahmen der jetzigen Möglichkeiten … jeder Tag lädt ein genau zu schauen. Tschüss. Wir lesen uns! 🙂
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Bedenke, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“

Hängt bei Euch auch das Totenhemd im Schrank?
Wie sieht euer letztes Kleidungsstück aus?
Doch ich verdränge ihn nicht, den Tod. Es würde mir auch nichts nützen. Und um so mehr ich mir ihn bewusst mache, schreckt er mich nicht nur, sondern er nutzt mir, um mit der Zeit umsichtiger umzugehen. 

Ich weiß nicht, ob die Suche nach dem Speziellen im Alltäglichen wirklich ein Carpe Diem bedeutet. Für mich jedenfalls ist es so. Denn es ist der besondere Moment des Innehaltens, des genauen Hinschauens und nicht selten des Erstaunens. … Eine Blüte, ein Regentropfen, eine Meise, ein Ast, eine Erdkröte (ja, die sind auch wunderschön!), Sonnenstrahlen im Wald, eine Spiegelung im Wasser… Und dann geht’s wieder weiter.

An manchen Tagen, da möchte ich allerdings einfach nichts davon. Ich möchte einfach nichts tun und nicht nützlich sein. Für niemanden. Nicht einmal für mich selbst. Auf der Couch liegen. Die Wand anstarren. Rumhängen.

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Termine zur Blog Challenge ab Aschermittwoch „Carpe diem“

Mittwoch, 17.2. Aschermittwoch Petra
Freitag, 19. 2. Karin Vogt: Ich nähe mir ein Totenhemd
Dienstag, 23.2. Geertje Vergängliches Leben
Donnerstag, 25.2. Lutz Prauser mehr Zeit für …
Samstag, 27.2. Silke Szymura Laux „Non carpe diem“

Gesprächsplitter vom 1. Zoom-Austausch zur Blog-Challenge

Montag, 1.3. Martina Fuchs: carpe diem
Sonntag, 7.3. Petra In Frankfurt aufgewacht
Dienstag, 9.3. Heidi-Maria Stadler Erinnerungswerkstatt
Donnerstag, 11.3. Geertje „Leben Lieben Lassen“
Samstag, 13.3. Sarah Bernhardt: pflücken, abreissen, necken
..
Mittwoch, 17.3. Hiltrud im Blog Ilseluise
Freitag, 19.3. Bianca, Silbensammlerin Carpe diem
Sonntag, 21.3. Gesprächssplitter Nr. 2 vom 17.3.
Dienstag, 23.3. Tamara: Der Friedhof
Donnerstag, 25.3. Dustin: Die Zigarette (ein Reblog)

Montag, 29.3. Hiltrud im Blog Ilseluise
Mittwoch 31.3. Petra Verbunden sein

Du willst mitmachen? Wähle bitte ein Datum, das noch frei ist … die ungeraden Tage bis Ende März sind zu vergeben. Ab Aschermittwoch wollen wir los schreiben,

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Blog Challenge ab Aschermittwoch „Carpe diem“: dein kreatives Tagebuch

Für mich bedeutet die Zeit ab Aschermittwoch bis Ostern nicht Diät oder Verzicht sondern achtsam sein für Neues. Ich mag meinem Alltag etwas hinzufügen. Ich will neugierig sein. Ich lese und erinnere mich: in der katholischen Kirche wird während des Gottesdienst am Aschermittwoch das Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet und man hört den Satz: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“ (aus Genesis). Wir Menschen werden am Aschermittwoch an die Endlichkeit unseres Lebens erinnert.

Da wir hier im Totenhemd-Blog sind, dachte ich mir: Wenn nicht jetzt wann dann, sich der Endlichkeit ein kleines bisschen mehr bewusst werden. Sich Raum und Zeit schenken. Spielräume und Zeiträume zum Nachdenken und zum Innehalten einräumen. Während der Fastenzeit die Blickrichtung von Diät und Verzicht auf die Fülle und die eigene Endlichkeit richten. Nutze den Tag.

in Basel geknipst. Auf dem Schaufenster stand in großen Lettern:
Anstatt Kunst – verkaufen wir vorübergehend Lebensmittel

Angeregt wurde ich vom Sterbeforscher Professor Norbert Fischer in einem Interview auf SWR1. Er schreibt jeden Abend ein kleines Resümee in sein ideelles Tagebuch. „Was hab ich heute geleistet?“ fragt er sich vorm Einschlafen oder „war der Tag heute so wie ich es mir vorgestellt habe? War ich nützlich für andere? Kann ich mich einordnen mit dem was ich getan habe?“

Und er sagt, warum es sinnvoll ist, über das Lebensende zu sprechen und wie man dem Tod gelassen entgegentreten kann. Norbert Fischer ist Professor am Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Hamburg. Sein persönlicher Leitsatz: Carpe Diem, nutze den Tag. Indem er versucht, abends in einem ideellen Tagebuch Rechenschaft vor sich abzulegen, hilft es ihm, Leben und Sterben zu bewältigen. Quelle.

Meine Einladung zur Blogaktion während der Fastenzeit: Carpe Diem, nutze den Tag. Schaffe Dir Zeiträume. Schreib Momente auf, die dir viel bedeuten. Beachte Begegnungen, denen du sonst keine Aufmerksamkeit schenkst. Was hörst, schmeckst oder riechst Du? Der Frühling beginnt, die Vögel fangen an zu zwitschern. Die Tage werden länger hell. Für was nimmst Du dir viel Zeit, für was weniger?

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Die Unwucht im Leben (3)

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Sonntagmorgens in Frankfurt

… oder das ungelebte Leben erkennen.

Nachdem Wildgans mich im Kommentarfeld auf das Wort UNWUCHT in meinem Artikel zurücklenkte und drauf stupste habe ich mich gefragt, ob es Sinn macht noch einmal tiefer zu denken.

Gehen wir davon aus, dass die Angst vorm Sterben uns auf „ungelebtes Leben“ zurückwirft, dann spüren wir eine Unwucht. Sie macht sich vielleicht bemerkbar durch Sehnsucht. So wie mir gar nicht klar war, dass ich mich nach Stille sehne. Sie fehlt mir, tief in mir und hat gar nix mit dem ruhigen Ort zu tun, in dem ich lebe. Durch einen Zufall wurde mir bewusst, dass die Stille in mir fehlt. Ist das nicht interessant, dass wir manchmal nicht bewusst wissen, was uns fehlt?

Deshalb möchte ich nochmal auf die Unwucht im Leben eingehen. Sie macht sich bemerkbar wie bei einem Autoreifen, der nicht richtig ausgewuchtet wurde. Er läuft unrund. So ist das vielleicht auch manchmal im eigenen Leben, dass es nicht rund läuft. Wenn wir den Reifen nicht noch einmal in der Werkstatt neu auswuchten lassen laufen wir Gefahr, dass uns der Reifen platzt und wir einen schweren Unfall haben.

Wie kann sich die Unwucht in mir bemerkbar machen? Durch ein Ziehen im Herzen, durch ein Sehnen im Bauch. Es läuft nicht rund im Leben oder im Beruf oder in der Beziehung. Wir sind körperlich oder seelisch umfit und haben vielleicht Schlafstörungen, Migräne oder fühlen uns sehr erschöpft. Wenn wir nicht aufpassen werden erste Symptome chronisch. Weiterlesen

Das Schlimmste was passieren kann?

IMG_3496Meine Mutter hatte einen schweren Schlaganfall. Von Tag zu Tag gelingen ihr kleine Erfolge in der Früh-Reha und sie gewinnt ein Stück Lebensqualität und Lebensfreude zurück. Das ist so schön!

Ich denke jetzt oft über die Endlichkeit unseres Lebens, meine Endlichkeit nach. Aber auch über das, was auf uns im Alter zukommt. Denn ich telefoniere mit den Freundinnen meiner Mutter, die ich seit Kindheit kenne. Sie sind alle um die 80 und älter und teilweise sehr gebrechlich geworden. Meine Weisheit ist nicht neu und dennoch: wir werden älter, wir werden Kraft verlieren, wir werden einigermaßen fit sein oder ggfs. krank werden. Ich spreche und unterhalte mich auch mit meinen neuen Schweizer Freunden, die so um die 70 sind. Die Energie schwindet langsam, die Lust zu reisen bleibt aber :-). Das freut mich zu hören.

Außerdem werde ich gerade mit unserem Krankenhaussystem und den teilweise sehr ausgelasteteten Schwestern und Pflegekräften konfrontiert, organisiere eine neue Bleibe für meine Mutter nach dem REHA-Aufenthalt. Was für Themen! Am liebsten würde ich manchmal den Kopf einziehen aber ich mache weiter.  Es gehört zu unseren Aufgaben, dass wir uns um unsere Eltern kümmern, wenn sie nicht mehr können. Ich komme manchmal an meine Grenzen Weiterlesen

Bist du bei mir

41k2PZ4jqnLIn ihrem neuen Buch schreibt Cornelia Coenen-Marx​ auf Seite 88 über die Interviews im Totenhemd-Blog. Deshalb aus aktuellem Anlass hier noch einmal das Interview mit der inspirierenden Autorin.

Ihr Song: „Bist du bei mir“:

„Bist du mei mir, geh ich mit Freuden
zum Sterben und zu meiner Ruh‘.
Ach, wie vergnügt wär‘ so mein Ende,
es drückten deine lieben schönen Hände
mir die getreuen Augen zu!“ (aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach).