Durch den Tod bleiben wir im Gespräch mit dem Leben. (Patrick Woodford)
Hallo Lutz,
hast Du in den letzten Jahren schon vom MementoTag gehört? Er wird dieses Jahr zum dritten Mal stattfinden. „End-lich leben“ so heißt es in der Subline und wird auf der Website so erklärt:
Der MementoTag soll die Themen Sterben, Tod und Vergänglichkeit wieder mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein holen und Menschen ermutigen, mit ihnen in Kontakt zu treten.
Und ich frage gleich weiter: Seit wann ist Dir bewusst, dass das Leben endlich ist? Dass es endlich ist, wissen wir ja. Aber so richtig bewusst hast Du es Dir wann gemacht. Oder wie war das bei Dir?
Hallo Petra,
schon Deine erste Frage bringt mich sehr ins Grübeln. Wann war das eigentlich, dass mir die Endlichkeit des Sterbens bewusst wurde?
Zunächst: Du hast vollkommen recht, das theoretische Wissen um die Endlichkeit des Lebens, das war eigentlich immer schon da. Schon in meiner Kindheit, Erfahrung mit der Endlichkeit des Lebens habe ich eigentlich das erste Mal gemacht, als mein Großvater, den ich sehr geliebt habe, starb. Da war ich 18, stand kurz vor dem Abitur, war ein furchtbarer Mensch, will ich den Erzählungen anderer glauben, einer, der sich mehr für sich selbst, als für irgendetwas anderes interessiert. Nichts und niemand ging mich was an. Wir kamen von einer Schulfahrt nach Frankfurt am Abend zurück, gedrückte Stimmung im Haus. Der Opa ist tot. Ich begriff das gar nicht. Und ich lernte einfach nichts daraus.
Es wurde relativ viel um mich gestorben. Das klingt merkwürdig, aber so war es: Nicht nur die Oma, auch während des Studiums und der ersten Berufsjahre Bekannte und einige Kollegen. Es schockierte mich einen Moment, aber rührte mich nicht wirklich und es lehrte mich auch nichts.
Die Endlichkeit des Lebens lernte ich erst mit der Krebserkrankung meiner Mutter kennen, sie war gerade 60, als sie starb. Und ihr größter Kummer war, dass sie den beiden kleinen Enkelkindern, meinen Töchtern, keine Oma mehr sein konnte, sie nicht begleiten und aufwachsen sehen konnte. Sie verzweifelte schier daran. Als sie davon sprach, brach es mir das Herz. Ihr viel zu früher Tod hatte es mir endgültig klar gemacht, was Endlichkeit bedeutet. In all seiner Unausweichlichkeit, seiner Konsequenz und auch seiner Brutalität.
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