Hab heut an meinen Vater gedacht

Wie immer am 3. Mai denke ich an meinen Vater. Er hätte heute Geburtstag gehabt. 95 wäre er geworden. 2014 ist er im September plötzlich gestorben. Da war er 87 Jahre.

Ich grüße euch herzlich aus Zypern. Ich bin alleine hier. Auch mein Vater war oft allein unterwegs, genauso wie meine Mutter. Die Selbständigkeit hat keinen gemeinsamen Urlaub erlaubt.

Er mochte die Wärme, die Sonnenstrahlen und das Meer so wie ich.

13.3. Sarah: Carpe diem: pflücken, abreißen, necken

Ich bin etwas spät dran … ich habe den Tag fleißig genutzt :-). Heute schreibt Sarah Bernhardt für die Blog-Challenge. Ich freue mich drüber.

Carpe diem – nutze den Tag!
Wieder eine von diesen Aufforderungen. Wieder ein großes … Satzzeichen inmitten all der Ausrufezeichen, die mir dieser Tage und eigentlich doch auch immer sagen, was ich zu tun habe oder zu lassen. Was ich darf, nein soll. Und wovor ich mich eindeutig zu hüten habe. Deutliche Wünsche, Behauptungen, Regeln. Dazwischen Parolen, Wahlkampf und in die Unendlichkeit führende To-Do-Listen. Mittlerweile auch mit diesen großen, unumstößlichen Satzzeichen versehen. Und nun auch noch hier?

Carpe diem – nutze den Tag!
Mein Lateinunterricht ist nun schon einige Jahre her, aber wie es mit vielen Sprachen ist, haben Worte gerade auch in den alten Sprachen oft mehrere Bedeutungsnuancen. Mein Wörterbuch, den guten alten Stowasser habe ich nicht mehr. Aber das Internet kennt sich aus. „Frag-Casear.de“ wird die Seite meiner Wahl. „Cäsar muss es wissen“, finde ich. „Der war schließlich Muttersprachler und hat meines Wissens so manch einen Tag ausgiebig genutzt…“

Carpere = Infinitiv: pflücken, abreißen, necken.. Da steht nichts von „nutzen“ oder „genießen“. Auch wenn Langenscheidt und Pons dazu sehr wohl etwas schreiben, bleibe ich heute bei meinem Cäsar. Und denke einfach einmal ganz neu und anders: „Pflücke den Tag!“ Pflücke dir einen Strauß von Tagen. Die schönsten in einem hübschen Bund. Sonnenblumentage, Vergissmeinnichttage, Lilientage, Rosentage. Pflück sie und stell sie in eine Vase. Und dann find einen Ort, an dem du sie sehen kannst. Die Sonnenblumentage in Regengraumomenten. Die Vergissmeinnichttage in Zeiten, in denen ich mich selbst zu vergessen scheine. Lilientage für die Momente der Vergänglichkeit, das Vermissen, das Abschied-nehmen. Und Rosen? Für die Liebe: Die war, die kommen wird und die ist.

hab ich geknipst

„Reiße den Tag ab!“ Ein Blatt vom Abreißkalender als ein Zeichen dafür, dass auch dieser Tag geschafft ist und auch der schlimmste Tag vorbeigehen kann. Oder anders? „Reiß den Tag ab!“ auf einer Ar..backe absitzen, ihn „rocken“, ihm trotzig die Stirn bieten: „Du bist morgen nicht mehr da! Ich schon! Wahrscheinlich…“

„Necke den Tag!“ Diese Formulierung mag ich besonders. Ein wenig mit dem Tag scherzen, ihn etwas sticheln und ihn mit Humor begehen, alles aus ihm heraus kitzeln. Liebevoll umspielen und ihn nicht größer, aber auch nicht kleiner machen, als er ist. Hab ihn lieb – ihn und seine Leichtigkeit. Denn: „Was sich liebt, das neckt sich!“

Carpe diem! Für den „Tag“ schaue ich übrigens doch noch einmal bei Cäsars Kollegen „Herrn Langenscheidt und Herrn Pons“ nach. Und ich staune, welche Nuancen „dies“ auch noch haben kann: Tageslicht, Tagewerk, Todestag, Geburtstag, Schicksalstag. Sie alle zu pflücken, sie abzureißen, gar zu necken – mit einem Ausrufezeichen versehen – das macht mich neugierig.

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88 wäre er heute geworden

88 JahreEin Prosit auf meinen Vater :-). 88 Jahre wäre mein Vater heute geworden.

Achtundachtzig.

Ich war an seinem Grab vorgestern. Frische Blumen gab es keine am 1. Mai zu kaufen. Die Geschäfte waren geschlossen. Dann entdeckte ich in einem Café diese Piccolo-Fläschchen. Ein paar Blüten gezupft und ich hab es so auf sein Grab gestellt.

Ich vermisse den „alten Knötterich“ sehr. Wie eine alte Eiche war er, immer eine Reval in seiner Hand. Es gab eigentlich nichts worüber er nicht geknurrt hat. Aber er war da, hat viel geschaffen, hat den Krieg miterlebt, weshalb ihm wohl oft die zarten Worte fehlten.

Die schenke ich ihm heute ganz besonders. Ich hoffe, es geht ihm gut, dort wo er ist. Er wollte neunzig werden. Ich denke heut an ihn. Später werde ich ihm eine Reval anzünden. Prost, Papi!