Der einsame Christus

Guten Morgen „allerseits“, oder wie man in der Schweiz sagt „mittenand“, Christiane hat mich auf dieses schöne Gedicht von Christian Morgenstern aufmerksam gemacht und gleichzeitig hab ich Werner Anahata Klebbers Blog kennengelernt.

Einen sonnigen Gründonnerstag wünsche ich euch.

Morgen am Karfreitag singe ich im Richterswiler Kirchenchor zum Gottesdienst „Die 7 Worte Jesu am Kreuz“ von César Franck.

Mystik aktuell

Foto: (c) wak

Wachet und betet mit mir!
Meine Seele ist traurig
bis an den Tod.

Wachet und betet mit mir!
Eure Augen
sind voll Schlafes –
könnt ihr nicht wachen?

Ich gehe,
euch mein Letztes zu geben –
und ihr schlaft …
Einsam stehe ich
unter Schlafenden,
einsam vollbringe ich
das Werk meiner schwersten Stunde.

Wachet und betet mit mir!
Könnt ihr nicht wachen?
Ihr alle seid in mir,
aber in wem bin ich?

Was wißt ihr
von meiner Liebe,
was wißt ihr
vom Schmerz meiner Seele?
O einsam!
Einsam!
Ich sterbe für euch –
und ihr schlaft!
Ihr schlaft!

Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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Es ist ein Schnitter, der heißt Tod…

Passend zum heutigen Erntedank haben wir heute ein Gedicht von Clemens von Brentano (1778-1842) für Euch. Es zeigt allerdings eine ganz andere Perspektive auf das Erntedank-Fest, als man sie sonst zumeist einnimmt. Und wieder treffen wir auf den Schnitter, den Tod, der die Verbindung zwischen Erntedank und diesem Blog aufs Vortrefflichste herstellt.

Eventuell kennt Ihr das Gedicht auch aus dem Kluftinger Krimi Erntedank.

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod…

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Er mäht das Korn, wenn′s Gott gebot;
Schon wetzt er die Sense,
Daß schneidend sie glänze,
Bald wird er dich schneiden,
Du mußt es nur leiden;
Mußt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

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Neujahr

NEUJAHR

– der erste Morgen –

Bricht der erste Morgen des neuen Jahres an, so erscheint der Himmel nicht anders als am Tage zuvor, aber doch ist einem seltsam frisch zumute, als habe sich vieles verändert.

(Yoshida Kenko)

Häppy new year 2021. Ich wünsche euch viel Licht und Leichtigkeit. Gesundheit, Mut und manchmal Stille.

Von Brigitte Bee ein Gedicht

Brigitte Bee hat uns geschrieben und dieses Gedicht zur Blogaktion geschickt. Eine Antwort auf die Frage: Was kommt danach?

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Ein herzliches Dankeschön an Brigitte.

Hier entlang zu allen Beiträgen zur Frage: Was kommt danach?

Ich lese neuerdings Todesanzeigen

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Sommerabend am Hüttnersee

Ich habe immer einen weiten Bogen gemacht um die Todesanzeigen in der Zeitung. Ich wollte sie nicht lesen. Jetzt ertappe ich mich dabei, dass mich berührende Verse interessieren oder schön gestaltete Anzeigen. Wenn sie also „anders“ sind.

Was sagt Ihr denn zu diesem Gedicht von Mary Elizabeth Frye? Gestern entdeckt … da hieß es weiter: der Vorname – geliebter Mann, Vater, Opa, Schwiegervater und bester Freund … hat uns verlassen. Er ruht bei seinen Bäumen.

Steh‘ nicht an meinem Grab und weine …
Ich bin nicht dort.
Ich schlafe nicht.
Ich bin in den tausend wehenden Winden.
Ich bin der Diamant, der im Schnee glitzert.
Ich bin das Sonnenlicht über dem reifenden Korn.
Ich bin  der sanfte Herbstregen.
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Tod. Frühling. Leben.

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in Taiwan fotografiert

Wenn ihr wirklich das Wesen des Todes schauen wollt,
so öffnet euer Herz weit und lasst das Leben einziehen!
Denn Leben und Tod gehören zusammen, so wie Strom und Meer.
In den tiefsten Gründen eures Hoffens und Sehnens ruht stumm
euer Wissen vom Jenseits.
Und wie die Saat unter dem Schnee träumt, träumt euer Herz vom Frühling.
Traut den Träumen, denn in ihnen findet ihr das verborgene Tor zur Ewigkeit.

(Khalil Gibran) *

Abgeschrieben von einer Trauerkarte.

Ich wünsche Euch einen guten Start in den Frühling mit Neugier und Lust aufs Leben.

* Übersetzung © Bertram Kottmann

9.3. Lucia Henke: Kinderleicht

Kinderleicht

Wir machen es wie die kleinen Kinder,
halten uns die Augen zu und rufen laut:
Ich bin weg.

Seh ich dich nicht,
dann siehst du mich nicht.
Red ich nicht über den Tod,
dann bin ich ihm entkommen.

Hier geht es zu Lucias Blog und Gedicht.

Wir sind gespannt und freuen uns schon jetzt.

Achte gut auf diesen Tag

IMG_3425Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben –
das Leben alles Lebens.

In seinem kurzen Ablauf
liegt alle seine Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Grösse der Tat,
die Herrlichkeit der Kraft.

Denn das Gestern
ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.

Das HEUTE jedoch, recht gelebt,
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und jedes Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.

Darum achte gut auf diesen Tag.

Dschalal ad-Din Rumi

3.4. Sabina Kowalewski: Auferstehung – alles wird Licht

Alles wird LichtAuferstehung

Aus dem Schatten der Steine
den dunklen Engel an der Hand
-die im Dunkel sieht man nicht-
der uns führt über die strahlende Brücke
in das alte Heimatland
des Lichts, der Liebe
gleicht keine volle Rose
der Geborgenheit dieser Zeit
das Heil umschließt die Wunden
in der Ewigkeit.

Aus dem Schatten der Gedanken
den dunklen Engel an der Hand
der uns lässt an der strahlenden Brücke
zum alten Heimatland
wird es Licht
übernimmt sein Bruder der Liebe
erleuchtet nicht nur
die schwarze Blüte der Gedanken
dieser Zeit
sondern umschließt die Ewigkeit.

Gedichte, Tod und Sterben haben etwas gemeinsam.

Ich schreibe Gedichte und Kurzgeschichten und beschäftige mich mit dem Leben, dem Sterben und dem Sinn. Ich frage mich manchmal, was erwartet uns danach?

Gedichte und Sterben haben etwas gemeinsam.

Ein Gedicht ist kein Roman, die Zeit ist knapp. Weiterlesen

Tod und Tödin – ein Gedicht

Wer ist so spät noch fleissig wach?
und schlägt und plätschert laut im Bach?
Sterbhemden wäscht die Tödin dort,
und pocht und dreht und bleichet fort.

Die Nacht ist schön, voll Mondenschein,
heut mags nicht schwer zu sterben sein.
Die Tödin rührt sich ohne Ruh’n,
als gäb’s noch viel für sie zu tun.

Sie ist ein schönes blasses Weib,
nur fast zu zart der schlanke Leib; Weiterlesen