21.11. Julia Schulz: Warum immer so ernst auf Beerdigungen ?

Als meine Oma beerdigt wurde ist Folgendes passiert:

Nun muss man vorweg sagen, dass meine Oma eine heitere, laute, stets gut gelaunte und zu ihren Lebzeiten sehr üppige, also dicke/vollschlanke/wohl genährte Person war. Sie hatte sogar bei ihrer ersten Flucht Schmalz für die Kinder eingepackt, damit diese nicht verhungern sollten – jedoch bekamen sie dadurch übles Durchfall, was die Flucht erheblich erschwerte.

Jedenfalls jene Oma wurde eingeäschert.

Nun waren wir alle da und der Pfarrer hielt seine Rede – alle andächtig um die Urne herum versammelt. Er sprach viel über meine Oma, aber eben nicht über die Oma, so wie wir sie kannten (ein leider oft vorhandenes Phänomen bei Beerdigungen).

Als es gerade sehr still war, fragte der kleine Urenkel, also der Sohn meiner Cousine, ganz laut: „Sag mal, da in der kleinen Büchse ist doch nicht die Oma drin oder?“

Wir haben dann sehr lange und ausgiebig gelacht und waren nicht mehr in der Lage, einer ernsthaften Rede zu folgen. Wir waren fortan heiter, laut, lustig und gut gelaunt, fast so als habe meine Oma sich in uns ausgebreitet, statt in der kleinen Urne zu bleiben!

***
Liebe Julia, danke dass Du uns von Deiner heiteren Oma und ihrer heiteren Beerdigung erzählt hast.

Hier entlang zu allen Informationen der Blogaktion.

Wohin mit mir? Familiengrab, WG-Urne oder das Urnengrab für zwei?

Foto von Franziska R.

Foto von Franziska R.

Da wird doch mein Wunsch, dass meine Asche mal in alle Winde verstreut wird – am liebsten in Hongkong – durch verschiedene Gespräche und Aussagen durcheinander gerüttelt.

Sagt der Witwer zu mir: „Es ist beruhigend und irritierend zugleich, dass ich einmal in das Familiengrab meiner Frau hinunter gelassen werde“.

Eine Friedhofspaziergängerin aus Frankfurt meinte: „Gut zu wissen, dass es unser Familiengrab gibt. Hier werde ich einmal begraben sein. Und am besten passt eine Engelstatue auf mich auf“.

Wir besuchten das Grab eines Freundes und stellten fest, dass unter den Urnengrabplatten auf der Wiese oft zwei oder drei Verstorbene ruhen. Ein Urnengrab ist nicht nur für eine Person möglich. Die Autorin Siri Hustfeldt erzählte Tobias Wenzel während ihres Friedhofspaziergangs in Brooklyn, dass Sie es sehr beruhigend findet: „So zwei Steine nebeneinander, für mich und meinen Mann, das gefällt mir“.

Dass es sehr sehr viele verschiedene Möglichkeiten gibt in Sachen „Bestattung“ – ob Urne oder Grab – weiß ich erst seit wenigen Monaten. Jeder Friedhof bietet hierzu Informationen. Man geht entweder hin zum Friedhofsbüro oder informiert sich im Internet.

Es gibt nicht nur Familiengräber, die für eine lange Zeit gekauft werden können. Man kann auch historische Grabplätze kaufen oder mieten, so in Zürich und auch in Frankfurt gesehen. Sogar „gebrauchte“ Grabsteine stehen zum Verkauf.

In unserer Diskussion tauchte dann irgendwann das WG-Grab, die WG-Urne bzw. der WG-Baum auf. Warum nicht? Mit wem will ich einmal unter der Erde liegen? Ist doch mal eine interessante Frage über die man sich am besten zu Lebzeiten schon mal äußert gegenüber dem WG-Genossen oder dem Ehepartner.

Mit meinem Ehegatten hab ich gestern begonnen darüber gesprochen: „Was wenn wir unsere Asche nicht in die Winde streuen sondern gemeinsam auf einem Friedhof liegen oder in einem Wald“? Ich freue mich auf diese Gespräche mit meinem Mann und überlege schon, wo das mal sein könnte. Es ist ein neuer interessanter Gedanke für uns.

Das Foto, das ich hier veröffentliche, stammt von einer Facebook-Freundin: Franziska. Sie hat die „WG-Urne“ hier bei uns Richterswil entdeckt und gleich fotografiert.