Buchtipp: Drei Liter Tod

583_37131_157562_xxlWas ein knackiger Buchtitel! Sehr cool. Macht sofort neugierig. Juliane Uhl arbeitet in einem Krematorium und hat ein Buch geschrieben darüber. Ich habe es noch nicht gelesen. Ich habe es von meiner geschätzten Blog-Kollegin Ulrike Zecher zugespielt bekommen.

Ich hatte ihr nämlich erzählt, dass ich mich frage, wieviel Leichenwasser ein toter Mensch produziert. Ich hatte nämlich gelesen: 40 Liter. Die Autorin hätte auch schreiben können: Drei Kilo Tod. Denn es geht ja um die Asche, die in die Urne geschüttet wird. Das sind bekanntlich auch manchmal nur 2 Liter (Kilo).

Das Video zum Buch gefällt mir gut. Hier entlang. Das Buch gehört überall dort in die Bibliothek, wo es um’s Sterben geht. Finde ich.

So war’s im „Kremi“ (im Krematorium)

Kaum bin ich gestern morgen um 6.45 Uhr im Krematorium Nordheim angekommen, schob ich die hellen Holzsärge vom Kühlraum in den Vorraum wo die sechs Öfen auf ihre Arbeit warteten. Viel Worte zur Begrüßung wurden nicht gemacht.

„Herr B. nimmt Sie jetzt unter die Fittiche und zeigt Ihnen alles“. „Zuerst müssen die Särge, die heute fürs Kremieren vorgesehen sind aus dem Kühlraum zum Ofen geschoben werden“.  Gesagt – getan!

Gar nicht so einfach, so einen Sarg auf dem Rollwagen in gerader Linie vorwärts zu schieben. „Sie können auch zwei nehmen“, wurde mir zugerufen. „Hallo!“, dachte ich. „Nee, das ist mir zu schwer“, hab ich gesagt und mich mit meiner „Morgengymnastik“ angefreundet, die Jacke ausgezogen und die Ärmel hochgekrempelt.

Nach einigen Minuten standen über 30 Särge vor dem großen, neonbeleuchteten und

gekachelten Raum, in dem die Öfen loderten. Im Ofenraum ist es warm und steril. Auf 600 Grad ist so ein Ofen vorgeheizt, um den Sarg zu empfangen. Diese werden über eine Hebevorrichtung in den Ofen geschoben. Die Tür schließt sich sofort während die Flammen auflodern. Es brennt gleich lichterloh. Dann steigt die Temperatur im Ofen auf über 1000 Grad. Den Brennvorgang kann man durch ein kleines Guckloch auf der Rückseite des Ofens beobachten. Die Technik auf dem Bildschirm zeigt genau wie hoch die Temperatur ist, ob alles im „grünen Bereich“ liegt: nicht zu viel und nicht zu wenig Hitze, genügend Luft, die Emissionen werden in die Filteranlage geleitet.

Gerade eben lag noch ein schön anzusehender Toter vor mir im Sarg Weiterlesen

Schnuppertag im Krematorium Zürich

Nun steht er vor der Tür mein Schnuppertag im Krematorium Nordheim in Zürich.

Während der Führung, über die ich ausführlich geschrieben hatte, bekam ich ganz große Rhababerblätter-Ohren, als ich hörte, schnuppern ist möglich. Vor Ort. Live.

Ich werde morgen um 5 Uhr aufstehen, damit ich um 5.45 h den Zug nehme Richtung Zürich. Um 6.43 Uhr wird der Bus vorm Krematorium halten. Dann gehe ich zum vereinbarten Treffpunkt und los geht’s. Ich interessiere mich für den Bereich, wo Trauernde empfangen werden, damit sie sich von ihren Toten verabschieden können. Das heißt, dafür muss der Verstorbene aus dem Kühlraum geholt und vorbereitet werden, in einem der Abschiedsräume „hergerichtet“ werden. Die Trauernden werden begleitet – ganz nach ihrem Wunsch bleibt man in der Nähe oder vor der Tür oder bleibt mit im Raum.

Ich werde mich entsprechend kleiden. Etwas Dunkles mit einem Blazer tragen, schwarze Bellerinas anziehen.

Mein Schnuppertag beim Bestattungsservice in der Stadt Zürich fand vor wenigen Wochen statt: Ich durfte mit einer der Mitarbeiterinnen ein Urnenbegräbnis organisieren und später auf einen der vielen Zürcher Friedhöfe mitfahren, um eine Beerdigung mit vorzubereiten: die Organistin begrüßen, die Kapelle beleuchten, die Kerzen anzünden, die Spendenboxen an der Ausgangstür anbringen … später auf dem Friedhof prüfen, ob das richtige Grab vorbereitet wurde. Während der Beerdigung und der Trauerfeier konnte ich dabei sein. Man könnte fast sagen: Bestattungsservice ist Trauer-Eventmanagement.

Ich freue mich auf den morgigen Tag, bin sehr gespannt  und werde berichten.

Frauen brennen besser. Besuch im Krematorium Zürich.

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In der Abdankungshalle

Samstagmorgen um 9 Uhr saß ich im Bus in Richterswil. Um 10.00 Uhr war ich nahe Zürich-Höngg beim Käferberg angekommen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln landet man zu Füßen des majestätischen Geländes. Um 10.10 Uhr hatte ich mein Besucherticket für die Führung durchs Krematorium bezahlt.

Hier meine Eindrücke und die Fakten im Newstickerstil.

Das Krematorium Zürich Nord gehört neben Stockholm zu den größten Europas.

60 Besucher sind gekommen. Jung und Alt. Männer und Frauen. In zwei Gruppen wurden wir geführt. Ich hatte die Freude in der Gruppe von Herrn Zimmermann zu sein, dem Leiter des Krematoriums.

Wir waren fast 2 Stunden unterwegs: Begrüßt wurden wir in der großen Trauerhalle. Der Rundgang führte zum Kühlraum, dann zum ganz persönlichen Abschieds-/ Aufbahrungsraum, in dem sich die Hinterbliebenen von ihrem Verstorbenen verabschiedenen können. Dann ging es zu den Öfen: ein leerer Sarg wurde verbrannt, die Knochenasche wird in die Urne gefüllt. Diese kommt zur Versand- und Verpackungsstation. Abschließend sahen wir eine kleine Ausstellung der verschiedenen Urnen und Metallteile, die sich in einem Körper befinden können.

Ein toter Körper wird im Sarg bei 5 Grad in einem Kühlhaus aufbewahrt bis zur Einäscherung. Körper im Verwesungsstadium (Verstorbene, die erst 2-3 Tage nach ihrem Tod in der Wohnung gefunden werden) und verletzte Körper (Personenunfälle, Suizid) werden tief gekühlt. Wir durften als Besucher leise durch das Kühlhaus gehen. Etwa 30 Särge standen da.

Als Hinterbliebener kann man alle Schritte – vom Abholen des Toten, Einkleiden des Verstorbenen bis hin zur letzten Station, dem Ofen, miterleben und gestalten. Jeder Tote Weiterlesen