Ein Nachklingen: Totenhemd meets Prosa

Schon tönt überall Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern. Deshalb heute bevor das leise Summen unserer November-Blogaktion untergeht: Dankeschön an alle, die mitgewerkelt und mitgeschrieben haben. Schönes, Skurriles, Lustiges habt Ihr uns zum Lesen geschickt. Manchmal schräg, manchmal holprig, manchmal bitterböse. Ihr ward pünktlich mit Euren Beiträgen, das hat es mir sehr vereinfacht.

Bei einigen war ich streng, da waren die Voraussetzungen nicht erfüllt. Nichts für ungut, nächstes Jahr gibt es eine neue Chance: Wir wollten Prosa und das „Totenhemd“ im Text. Gut, dass mich meine Schwester an unseren Aufruf erinnerte: „da steht freestyle“.

„Kurz und schlicht,
freestyle,
gerne auch: slammig oder als Elfchen,
humorvoll, träumerisch, skurril,
ein Spiel mit Worten.“

Und nun beginnt die Adventszeit. Wir sagen Tschüss den Totenköpfen und den Totenhemden. Ich räume den bunten November-Altar auf und verstaue die Totenkopf-Musikanten und die orangefarbenen Papierblumen. Jetzt pirsche ich mich an die Adventszeit heran.

Habt eine gute Zeit, Ihr lieben Schreiberinnen und Geschichtenerzähler. Wir lesen uns im nächsten Jahr wieder. Lutz war schon ganz fleißig und wird uns bald mit seinen Texten erfreuen.

Macht’s gut. Habt eine ruhige Adventszeit. Hier erscheint übrigens am 8. Dezember eine Adventüde von mir. Die Adventüden werden täglich neu erscheinen – wie in einem Adventskalender bei Christiane. In ihrem Blog „Irgendwas ist immer“. Die ersten zwei Kurzgeschichten sind schon zu lesen und sehr sehr lesenswert. Schaut mal rein.

Wenn ich zuerst sterbe …

in Zypern am Strand geknipst

„Wenn ich zuerst sterbe, dann ist da nichts. Dann bin ich tot“, sagte eine Frau zu einem Bekannten.

Er antwortete:

„Du wirst dich wundern“.

Morgen startet unsere November-Blogaktion. Es geht los mit Katja. Wir freuen uns auf alle, die mitschreiben werden.

Abschied nehmen versus sich erinnern: Susannes Mutter starb plötzlich

Susannes Mutter ist vor einigen Wochen plötzlich gestorben. Ihr Tod kündigte sich keine Sekunde vorher an. Plötzlich war sie tot. Susanne und ihre Töchter waren geschockt und konnten es erstmal gar nicht fassen.

Ich fragte Susanne vorgestern ob ich über ihre Erfahrung schreiben darf. Heute erzählte sie mir alles und ich bedanke mich sehr bei ihr für ihr Vertrauen. Sie ist froh, dass ich sie gefragt habe, denn sie meint, es müsse sich in unserer Beerdigungs- und Trauerkultur etwas verändern. Weg vom Üblichen hin zu etwas Neuem, Authentischem. Abschied nehmen ja, aber nicht so todtraurig. Natürlich ist der Körper tot, wird verbrannt oder begraben. Aber die Erinnerung an den geliebten Menschen, das „sich erinnern“ das ist was zählt und was trägt. Das ist, was für Susanne im Mittelpunkt steht. 

Zunächst musste sie sich um die Wohnung kümmern, auf- und ausräumen und die Beerdigung organisieren. Susanne erzählt mir, dass ihr die Fotoalben ihrer Mutter aber auch Briefe der Liebhaber ihr einen neuen Blickwinkel auf ihre Mutter schenkten. Sie musste über so manches lachen neben ihrer Trauer. Susannes Mama war ein umtriebiger Mensch, die gerne andere mitriss und begeisterte. Sie war neugierig auf das Leben und hat es ausgekostet. 

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9.11. Stefanie Gänßlen: an einem Sonntagnachmittag …

4F0C31C1-F442-4EB2-A59C-F093831BDB25.jpegAn einem Sonntagnachmittag auf dem Heidelberger Bergfriedhof 20.10.19

Faszinierend,
was mich bewegt,
wenn ich mit Stift und Kamera
an einem sonnigen Sonntag Nachmittag
auf dem Heidelberger Bergfriedhof
unterwegs bin

Achtsamkeit
Denken
Fühlen
Danken
Gestalten Weiterlesen

Tanzt mit uns von Katja Glöckler

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Guten Morgen, wir wünschen euch einen schönen Dia de los Muertos. Wie jedes Jahr hat Katja Glöckler, die in Mexiko mit ihrer Familie lebte, unsere Blogaktion eröffnet. Eine wunderbare Perspektive hat sie eingenommen!

Lasst uns auf den Friedhof gehen heut und mit den Toten tanzen. Sie warten auf uns!

Hier geht es zu Katjas Blogbeitrag. Lasst euch überraschen.

1.12. Zurückgeblickt: Unsere November-Blogaktion

Einen Monat lang haben Bloggerinnen und Blogger, uns bekannte und ganz neue Menschen sich einer eigenen Frage zum Sterben gestellt. Es gab Humorvolles und Berührendes, Abwegiges und Dinge, über die sich so ziemlich jede/r genauso Gedanken macht – sie reden nur (noch?!) nicht drüber.

Mit unserer Aktion und unserem Blog verfolgen wir dieses eine Ziel: Wir möchten Menschen anstubsen, mit anderen über Fragen rund ums Sterben zu sprechen. Das ist uns gelungen :-). Wir hatten richtig viel Besuch! Toll!

Im Rückblick haben wir uns dies zu unserer Blogaktion gefragt:

Was hat dich überrascht?
Annegret: Meine Güte, es gibt echt einen Sterblichkeitsrechner, mit dem ich meinen voraussichtlichen Tod berechnen kann!

Petra: Zunächst wie schleppend es begonnen hat. Ich befürchtete, dass vor allem Annegret und ich schreiben würden über die Fragen, die uns beschäftigen. Deshalb freute ich mich von Tag zu Tag mehr über das Interesse und dass wir dann doch nicht den November ausdehnen mussten auf den 31., 32., 33. ;-).

Gittes Frage hat mich am meisten überrascht: Darf ich eigentlich über einen Toten auch weniger Gutes sagen? Ja, erlaube ich mir jetzt auch.

Woran knabberst du noch?
Annegret: An Exit. Ich habe in diesem Monat viel und kontrovers über assistierten Suizid diskutiert. Ich bin überrascht, wer alles dafür ist.

Petra: Wie es ist, wenn der Selbstmord nicht gelingt Weiterlesen

30.11. Corinne Dobler: Ist Selbstmord ok?

IMG_4974_2Ich schreibe diesen Blog zwar als Pfarrerin, mehr aber aufgrund der Erfahrung, die ich gemacht habe, als ich kürzlich eine Frau in den Freitod begleitete. Meine Sichtweise ist also eine nur meine ganz persönliche, die sich aufgrund dieser einzelnen Erfahrung verändert hat. 

Bisher hielt ich einen begleiteten Selbstmord in ausserordentlichen Fällen für „ok“: Wenn das Leiden grösser ist als der Lebenswille…welche andere Lösung kann es da noch geben? Doch nach der Begleitung dieser Frau bin ich mir da nicht mehr so sicher.  

Ich lernte sie in den letzten Wochen ihres Lebens kennen und bekam einen Einblick in ihr von körperlichen und psychischen Krankheiten geprägtes Dasein. Es gab nur noch Aussicht auf Verschlechterung, und darum verstand ich sie, als sie mir sagte: „Ich kann und will so nicht weiterleben. Ich will nicht als Pflegefall enden und wer weiss wie sterben müssen!“ Ich spürte aber bei meinen Besuchen, dass neben den unheilbaren Krankheiten noch mehr war, das sie quälte: Ihre Einsamkeit, ihr Gefühl nicht verstanden zu werden, misslungene Beziehungen zu ihren Mitmenschen und das Gefühl, keinen Nutzen mehr für diese Welt zu haben. Für sie war ihr Leben ein Leben in einer Sackgasse. Und der selbstgewählte Tod erschien ihr als Ausweg.  

Ich vermute, dass es letztlich ein Schamgefühl war, das ihren Todeswunsch nährte: Die Scham für ihre Bedürftigkeit, ihre Beziehungslosigkeit, ihr Angewiesensein auf andere. Sie konnte und wollte sich in dem Zustand, in dem sie sich befand, ihrer Umwelt nicht mehr zumuten.  

Falls meine Vermutung wirklich stimmt, kann ich dem Selbstmord als tolerierte Option in unserer Gesellschaft nicht mehr so einfach zustimmen. Bringt sich da nicht plötzlich jemand um, weil er selbst für untragbar, für unzumutbar hält? Scheidet er aus dem Leben, weil er sich schämt, sich seinen Mitmenschen so zu zeigen, wie er ist: Unselbständig, hilfsbedürftig und abhängig? Hat Hilfsbedürftigkeit in unserer Gesellschaft, welche die Autonomie des Einzelnen zum höchsten Gut erhoben hat, keine Berechtigung mehr?  Weiterlesen

29.11. Christine Kempkes: Andere Länder, andere Sitten – wie leicht darf Gedenken sein?

Kaukasus Collage

Kaukasus Collage von Christine

Angeregt durch Petra’s November-Newsletter „Leicht über’s Sterben reden“ und ein inspirierendes Gespräch mit ihr per Email freue ich mich, bei dieser Blog-Aktion dabei zu sein.

Nicht erst im Zusammenhang mit dem Tod meines Vaters in diesem Jahr habe ich hierzulande häufig erlebt, wie schwer wir uns tun, den Tod ins Leben zu lassen. Geschweige denn, ihm eine gewisse Leichtigkeit abzugewinnen. In den letzten Monaten habe ich oft darüber nachgedacht, woran dieses „Totschweigen“ des Themas (Was für ein Wortspiel!) wohl liegen mag. Meine Antwort: uns fehlen „leichte“ Rituale!

In anderen Ländern sieht das anders aus – wie wir in diesem Blog schon an anderer Stelle lesen konnten. Und so möchte ich heute erzählen, was ich auf meinen Reisen nach Armenien und Georgien erleben durfte. Hin und wieder begleite ich meinen Mann im Rahmen eines caritativen Projektes auf seinen Reisen in den Kaukasus. Über die Jahre sind dort Freundschaften gewachsen mit Menschen, deren Gastfreundschaft immer wieder überwältigend für mich ist.

In Armenien und Georgien trifft man sich bei Tisch nicht nur, um zu essen und zu trinken – das Mahl ist kein Selbstzweck. Menschen treffen sich, Weiterlesen

27.11. Maureen Wyse: Kennst Du den Soundtrack deiner Beerdigung?

„Hä? Wie soll ich das denn wissen?“ fragt Susi. „Mit sowas Düsterem beschäftige ich mich besser gar nicht. Wenn ich nur daran denke, fallen mir so makabere Worte wie „Leichenschmaus“ ein. Wie kann man sich da überhaupt in Ruhe den Bauch vollstopfen? Ausserdem denke ich dann an lauter schwarz gekleidete, vor Gram gezeichnete, humorlose Menschen.

Es herrscht einfach eine Grabesstimmung!“

Ich schaue sie ungläubig an. Susi lenkt ein..

“Na ja, ist ja auch eine Trauerfeier. Wo, wenn nicht dort, darf eine Grabesstimmung herrschen. Eigentlich logisch..“

Sie nippt nachdenklich an ihrer Kaffeetasse…

„Ich habe mal gelesen, dass der Mensch sich entweder von etwas weg oder zu etwas hin bewegt. Eine Trauerfeier ist definitiv etwas, von dem ich mich weg bewegen will.

Und da kommst du mir mit Soundtrack??? Also Weiterlesen

25.11. Gabriele Panning: Lässt sich der Tod ins Leben lachen?

Lebensfaden

Lebensfaden

Was für eine Frage…?!

Ehrlich gesagt bin ich mir wirklich nicht sicher, ob das meine heimlichste Frage zum Thema Tod ist…. Doch sie fiel mir sofort ein, als ich von der Blogparade im Totenhemd Blog erfahren habe.

Damals….

Wie um alles in der Welt komme ich zu einer solchen Frage?

Im Mai 2010 war mein Leben innerhalb weniger Stunden in den Ausnahmezustand gerutscht. Meine Mutter lag auf Intensivstation im künstlichen Koma. Wenige Stunden nach einer „normalen“ Bypass-OP zeigte sie wohl erste Anzeichen von Schmerzen, worauf „man“ ihr Novalgin verabreichte. Gabrieles Artikel in ihrem Lebenskunst-Blog weiterlesen.

Danke Gabriele für Deine Gedanken.

Hier entlang zu allen Informationen unserer Blogaktion.