Wir reden übers Sterben … heute mit: Silke Szymura

silke-szymuraIch bin Silke, 34 Jahre alt und komme aus der Nähe von Frankfurt. Vor knapp vier Jahren habe ich meinen Lebenspartner während eines gemeinsamen Aufenthalts in Nepal ganz plötzlich verloren – und damit auch mein altes Leben.

Mittlerweile bin ich Trauerbegleiterin und schreibe auf meinem Blog „In lauter Trauer“ über Trauer, Tod, Sterben und das Leben. Außerdem führe ich seit Herbst 2016 das Projekt „Dein Tod und ich“ weiter, auf dem Hinterbliebene von ihrer Erfahrung mit dem Tod und der Trauer erzählen.

Ich möchte Räume für die Trauer schaffen, einen Beitrag dazu leisten, dass über Trauer und Tod geredet wird und wünsche mir einen natürlicheren Umgang damit in unserer Gesellschaft.

  1. Du beschäftigst dich mit (deiner) Endlichkeit. Welche Auswirkungen hat das auf dein Leben? 


Bis zu Julians Tod habe ich versucht, die Tatsache, dass mein und unser aller Leben endlich ist, zu verdrängen. Sterben, das war in meiner Welt etwas, das irgendwann im Alter passiert und bis dahin, wer weiß, da hat die Medizin vielleicht etwas erfunden, was dagegen hilft. Durch seinen Tod wurde ich auf ziemlich harte Weise in die Realität geholt und habe kapiert: Dieses Leben ist tatsächlich endlich. Es kann wirklich jederzeit vorbei sein.

Das war zunächst ein harter Schlag, aber dann hat es dazu geführt, dass ich noch mal neu und ganz anders anfing, über das Leben nachzudenken. Die Erkenntnis, dass wir nur eine bestimmte Zeit auf dieser Erde leben, hat mich daran erinnert, wie kostbar das alles hier ist. Ich lebe nun bewusster und versuche, mehr meinem Herzen zu folgen und darauf zu achten, was mir wirklich wichtig ist. Ich bin viel dankbarer geworden und nehme die Dinge und Menschen um mich herum nicht mehr als selbstverständlich wahr.

Die Begegnungen, die bereits aus dieser Auseinandersetzung und meiner Arbeit entstanden sind, bereichern mein Leben sehr. Der Tod hat so einen schlechten Ruf in unserer Gesellschaft, dabei kann er so ein wertvoller und spannender Begleiter sein, wenn wir ihn annehmen, ihm vielleicht mit etwas mehr Neugier und etwas weniger Angst begegnen.

  1. Viele haben Hemmungen oder auch Angst, mit anderen über das Sterben zu reden. Wie ist das bei dir? Was hat sich verändert? 


Ich hatte diese Hemmungen und Ängste früher auch, daher kann ich sie gut nachvollziehen. Mittlerweile rede ich allerdings gerne darüber und finde diese Gespräche immer wieder sehr bereichernd. Für mich hat sich im Laufe der letzten Jahre vor allem noch verändert, dass ich mir anfangs viel mehr Gedanken darüber gemacht habe, ob ich in einem Gespräch einfach anfangen kann, davon zu sprechen. Ich hatte lange eine Hemmschwelle, weil ich andere nicht belasten wollte, weil ich Angst hatte, dass ich die Stimmung ruiniere und zur Spaßbremse werde. Heute erzähle ich einfach was ich mache, dass ich zum Beispiel Weiterlesen

Wir reden übers Sterben … heute mit: Angelika Bening

13941019_1062091363867805_1193972174_nAngelika Bening ist Trauerbegleiterin für Erwachsene, Kinder, Jugendliche und Familien sowie Entspannungspädagogin.

Seit 5 Jahren in eigener Praxis im Westerwald tätig. Neben der Arbeit mit Trauernden, ist auch die Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern psychosozialer Berufe einer ihrer Arbeitsschwerpunkte.

1. Du beschäftigst dich mit (deiner) Endlichkeit. Welche Auswirkungen hat das auf dein Leben?

Ich betrachte meine Arbeit und die Beschäftigung mit der Endlichkeit als eine sehr lebendige und lebensbejahende Aufgabe. Diese Lebendigkeit auch selbst immer wieder zu spüren und auch mit Dankbarkeit auf die kleinen Dinge des Lebens zu schauen, das ist mir sehr wichtig und das erlebe ich für mich in den letzten Jahren deutlich bewusster.

2. Viele haben Hemmungen oder auch Angst, mit anderen über das Sterben zu reden. Wie ist das bei dir? Was hat sich verändert?

Hemmungen oder Ängste über das Thema Sterben oder Tod zu reden, kenne ich persönlich nicht bzw. nicht mehr. Bevor ich vor 5 Jahren meine Arbeit als Trauerbegleiterin begonnen habe, war ich über 20 Jahre lang als Krankenschwester tätig und habe sehr viele Menschen in schwerer Krankheit aber auch im Sterben begleiten können. In dieser Zeit habe ich gelernt offen über diese Themen zu sprechen und ich habe viele intensive Gespräche mit Sterbenden führen dürfen, die mir persönlich sehr viel Mut zum Leben gemacht haben. Diese Erfahrungen haben Weiterlesen

Jemanja, Schule für Sterbe- und Trauerbegleitung

Im kommenden Mai beginne ich bei Jemanja die Weiterbildung zur Sterbe- und Trauerbegleitung. Ich habe mit der viel- und weitgereisten Frau Signer, der Schulleiterin, ein persönliches Gespräch geführt

– damit wir uns gegenseitig kennenlernen
– unsere Fragen und Vorstellungen erörtern
– meine Befürchtungen sich in Luft auflösen
– ich die Räumlichkeiten kennenlerne

Die sicher wichtigste Frage, die mir Frau Signer gestellt hat: WARUM Sterbe- und Trauerbegleitung?

Nun. Ich habe ihr von meinen Erfahrungen, Eindrücken und Erkenntnissen erzählt seit dem Tod meines Vaters. Da gab es viel Tröstendes und Schmerzliches, Trauriges. Aber auch Irritationen, Unverständnis und Ohnmacht.

Für mich wird diese Weiterbildung in erster Linie ein persönliches Herantasten an ein Thema werden, das für mich selbst bis letzten September noch völlig im Verborgenen lag: Der Tod und das Sterben. Die Trauer und der Trost. Ausschlaggebend war auf jeden Fall Claudia Cardinals Buch „Wir sehen uns“ bzw. ihr Ausbildungsangebot zur Sterbeamme.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich bei Jemanja als Teilnehmerin willkommen bin, obwohl ich noch keinen Sterbenden getroffen Weiterlesen

Sterbeamme, Sterbegefährte, Lebensbegleiterin

Frau Brönnimann hat mich in ihrem Buch „Wenn die Zeit sich neigt“ getröstet einerseits und ermutigt andererseits: Wenn der Lebenszenit überschritten ist, dann werden andere Themen wichtig. So geht es mir.

Ich stelle seit geraumer Zeit an mir fest, dass ich mich immer weniger um „meine“ bisherigen Themen kümmere. Meine ganze Energie fließt derzeit in diesen Blog. Ich lese über das Sterben, den Tod, das Leben. Ich lasse mich berühren. Seit dem Tod meines Vaters sind diese Themen, die mich schon immer interessiert haben, präsent.

Gestern habe ich mich auf den Weg gemacht zur Schule für Sterbe- und Trauerbegleitung Jemanja. Ich habe mit Maja Signer gesprochen und meine Fragen geklärt. Im Mai beginnt die Ausbildung. Über das Jahr verteilt, findet der Unterricht am Wochenende statt.

Claudia Cardinal bietet in Deutschland eine zertifizierte Ausbildung an zur Sterbeamme / Sterbegefährte- bzw. Lebensbegleiter. Sie treffe ich nächste Woche in Hamburg zum Informationsabend am 28. Januar. Die Ausbildung wird an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten in Deutschland beginnen, zum Beispiel im April in Ingolstadt.

Ich werde Sie informieren, ob und wann ich eine Ausbildung beginne.