St. Clemens – ein Relikt im Wald

Wanderer, steh still
und bete für die
in diesem Friedhof
ruhenden Toten.

Es hätte eine gute Idee sein sollen. Auf Betreiben der königlichen-bayerischen Regierung wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert bei Kranzberg westlich von Freising großflächig Weidenkulturen angelegt. Mit diesem nachwachsendem Rohstoff sollten neue Erwerbsmöglicheiten in der an sich armen Region zwischen Freising und Pfaffenhofen geschaffen werden. Und schon damals mussten zugunsten wirtschaftlicher Interessen die angestammten Bewohner weichen – Kleinbauern im Weiler Oberberghausen. Wer nicht an die Forstverwaltung verkaufen wollte, wurde unter Druck gesetzt. Schließlich zog 1884 der letzte Bauer fort. Das Dorf wurde dem Erdboden gleich gemacht.
Das ganze Dorf?

Nein.

Wie bei der Wüstung des Dorfes Fröttmaning, das in den 1950ern schrittweise zugunsten der Autobahn und des ständig wachsenden Münchner Klärschlammbergs abgerissen wurde (dazu folgt später noch ein eigener Beitrag), blieben auch in Oberberghausen Kirche und Friedhof vor der Zerstörung verschont.
Offenbar reichte in beiden Fällen die Traute nicht, Gotteshaus und Gottesacker dem Erdboden gleichzumachen. Beide blieben mitten im Wald stehen und wurden – da nutzlos geworden – dem Verfall preisgegeben.

Im Weltwald: St. Clemens

Aus der Weidenkultur allerdings wurde nichts – heute befindet sich St. Clemens inmitten des Freisinger Weltwaldes, einem höchst sehenswertem Arboretums, eines Lehrwaldes und einem biologischen Waldforschungsgelände in Hand des Freistaates Bayern.

Verfallen sieht die alte romanische und später barock ausgebaute Kirche allerdings nicht aus. Im Netz lese ich, dass sich ein Verein zur Erhaltung der Waldkirche Oberberghausen um die Pflege des Bauwerks kümmert.

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