Stolze Witwe Steffi mit der Urne im Arm

Steffi ist einverstanden, dass ich über Joschis Trauerfeier schreibe. „Ich wollte das steife übliche Rituell nicht. Ich wollte es anders. Und ja wir müssen drüber sprechen, damit es anders wird“, antwortete sie mir. Ich freue mich über eine Trauerfeier schreiben zu können, die im September auf dem Münchner Waldfriedhof stattfand.

Steffi mit der Urne und die Kids

Allein wie Steffi mit der selbstbemalten Urne souverän und stolz am „Meeting-Point“ stand und auf ihre Gäste wartete, berührte mich sehr. Ich verstand es als ein Signal. Es geht anders: Die Urne von den Kindern und ihr selbst bemalt, sie im luftigen Sommerkleid und Highheels, die Urne mit Joschis Asche im Arm, die sie zum Grab trug.

Das war schön! Berührend! Anders!

„Please come colourful“, stand auf der Einladung. Eine bunte Gästeschar war angereist. Wir spazierten einen langen Weg über den Friedhof. Das Grab war wunderschön hergerichtet mit vielen bunten Blumen. Ein Mikrofon war installiert für die Trauerrednerin und die Musikerinnen. Es regnete nicht. Wir hatten wunderschönes Wetter. Wir weinten, wir lachten, wir hörten zu, wir lauschten den Geräuschen aus dem Wald.

Steffi und die Kids am bunten Grab

Als es Zeit war, die Urne ins Grab abzusenken nahm Steffi die Bänder aus der Urne und liess das Gefäss in die Erde herab. Wie ein Profi – als hätte sie es schon immer getan. Ihre Kinder waren an ihrer Seite in diesem wichtigen Augenblick.

Eindrücke vom Münchner Waldfriedhof.

Nach der Trauerfeier auf dem Friedhof waren wir alle eingeladen zur Trauerparty im privaten Garten – corona-bedingt. In einem öffentlichen Restaurant wäre dies so nicht möglich gewesen. Steffi organisierte einen Caterer, der uns mit leckerem Essen und Getränken verwöhnte. Es war kurzweilig, unterhaltsam und sehr sehr lecker. Auf einer Leinwand lief eine Dia-Show. Alle Gäste waren eingeladen vor der Feier Fotos zu schicken, auf denen Joschi zu sehen war, wie sie das Leben miteinander teilten: im Urlaub, während ihrer Auslandsaufenthalte, im Büro, in der Freizeit. Ein lebendiges Foto-Potpourri erinnerte uns an schöne Momente.

Trauerparty im Garten

Arbeitskolleginnen aus Hongkong hatten Quilts für Joschis Kinder genäht und ein Making-of gedreht, während die Decken entstanden. Der Film wurde während der Gartenparty gezeigt und die Quilts ausgepackt. Ich glaube, alle Gäste weinten über diese berührende und nachhaltige Idee.

Noch eine sehr schöne Idee, die in Coronazeiten entstand. Denn Joschis Freunde und Kollegen aus Hong Kong konnten zur Trauerparty nicht anreisen. Es wurde ein Video gedreht mit verschiedenen Ansprachen von Freunden, Berufskollegen und anderen Wegbegleiter*innen. Es entstand nur wenige Wochen nach Joschis tödlichem Fahrradunfall. Wegen Corona war eine schnelle Beisetzung nicht möglich. Außerdem musste die Urne erst verschifft werden von Hongkong nach München … alles dauerte also in dieser schwierigen Zeit. Viele Fotos und Video-Clips mit Joschi waren darin enthalten. Ein wunderbar lebendiges Puzzle entstand.

Ich lernte Joschi und seine Familie vor 2 Jahren in Hong Kong kennen. Es war ein sehr nachhaltiges und beeindruckendes Mittagessen. Mein Mann kannte ihn schon ewig und hat ihn in verschiedenen Ländern und Lebensphasen besucht.

Steffi und ihren Kids ist es gelungen eine ganz andere Trauerfeier zu gestalten! Es war lebendig. Es war schön. Es war unvergesslich.

Joschi wir denken an dich – immer wieder. RIP. Du bist in unserem Herzen.

13 Gedanken zu „Stolze Witwe Steffi mit der Urne im Arm

    • Liebe Beate, vielen herzlichen Dank fürs Rebloggen im Forum Dunkelbunt. Ich kann da leider nicht mein „Liken“ setzen … das passiert bei manchen WordPress-Blogs. Deshalb ein doppeltes „gefällt mir“ von hier. Herzlich. Petra

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  1. Pingback: Stolze Witwe Steffi mit der Urne im Arm - FORUM DUNKELBUNT

  2. Danke für die Geschichte und für die starken Bilder….
    Ja, es geht auch anders… aber es kostet viel Kraft und sehr viel Mut in diesen Momenten der Trauerfeier, wie auch der Vorbereitungen die Steffi schon im Vorfeld, nach dem Tod Ihres Mannes durchführen musste.
    Viel Kraft für Steffi und für die Kinder in der Zeit der Trauer…
    Herzlich Lydia

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    • Danke, liebe Lydia, Steffi wird sich sicher über deinen und die anderen Resonanzen freuen. Wir sind uns aber auch sicher, dass das halbe Jahr, das zwischen dem Tod und der Beerdigung dazwischen lag, wichtig war, dass wir in so einem farbenfrohen Rahmen Abschied nehmen konnten. Dank Corona war eben auch dies möglich und die Entfernung Hong Kong – München machte es möglich. Wenn wir uns wie üblich innert kurzer Zeit hätten verabschieden müssen … Der tiefe Schmerz in den ersten Wochen über den plötzlichen Unfalltod hätte uns alle schier zerrissen.
      Was sagt uns das? Dass eine spätere Abschiedsfeier so viel froher und dankbarer sein kann.

      Herzliche Grüße. Petra

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  3. Pingback: Alle Novembertermine in der Übersicht mit unseren Autor*innen der November-Blogaktion | Totenhemd-Blog

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