In der Abstellkammer sterben?

„Im Krankenhaus in der Abstellkammer sterben?
Auf dem Klo?
Niemand traut sich rein ins Sterbezimmer?
Sterbende sind allein?

Hier in der Schweiz vom „Müllmann“ (jemand, der sonst auch den Kehrricht wegbringt und das Müllauto fährt) abgeholt werden?
Irgendwie weggebracht und „ent-sorgt“?

Mir stellen sich grad die Nackenhaare. Ich lese. Ich höre. Es ist noch nicht gut bestellt um unsere Sterbekultur. Wir werden abgeschoben. Sterbende bzw. Tote sind „mit Vorsicht zu genießen“.

Ich habe meinem Mann gesagt: „Hol mich da raus! Du kannst mich nach Hause holen! Halte bitte Totenwache. Wenn möglich 24 Stunden. Wenn möglich noch länger. Hol unsere Freunde und Bekannte, die sich von mir verabschieden mögen“.

Dass wir daheim sterben, im Kreise unserer Lieben, ist selten. Die höhere Wahrscheinlichkeit ist, dass man in einem Krankenhaus oder wenn man dann älter ist, in einem Pflege- oder Altersheim stirbt. Wenn wir einem lieben Menschen das „zuhause sterben“ ermöglichen, beweisen wir Respekt und Mut. Sicher besucht uns auch die Ohnmacht und die Angst. „Schaffe ich das ?“. Ich weiß von jemandem, der seinen Liebsten zuhause hat sterben lassen: Er hat es geschafft. Es war das Beste für alle, was passieren konnte.

Verstorbene können nach Hause geholt werden!!!!!! Man muss darum bitten, vielleicht sogar kämpfen. Es tut den Hinterbliebenen gut und schenkt Trost, es tut aber auch dem Verstorbenen gut, im Kreise seiner Liebsten Gutes zu hören (wovon ich jetzt mal ausgehe). Auch ein Toter muss sich zurecht finden in der „neuen Welt“. Auch er braucht seine Zeit.

Große Bitte: „Lasst mich um Gottes willen nicht in der Abstellkammer sterben und nicht vom „Müllmann“ holen. Bringt mich heim für eine Weile“.

4 Gedanken zu „In der Abstellkammer sterben?

  1. Hallo,
    Ich wollte bei meinem leider verstorbenen Ehemann in der Leichenhalle übernachten (Totenwache halten). Man verbot es mir. Stattdessen war die Halle zugesprerrt(auch am Tag). Mein Sohn und ich drückten uns an der Glastüre die Nasen platt um überhaupt den Sarg zu sehen. Warum erlaubt man das nicht?
    Weiß jemand bescheid?

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Andrea Seidel, danke für Ihren Besuch auf unserer Seite und Ihre Frage, die Sie uns stellen. Verzeihen Sie, dass ich so spät reagiere … zunächst war ich sprachlos über Ihr Erleben. Kann das wirklich sein, dass man Ihnen den Zugang zu Ihrem verstorbenen Mann verwehrt? Anscheinend ja.

      Ich bin der Meinung alles ist möglich! Niemand darf den Kontakt und den Abschied verbieten. Ich nehme an, die Leichenhalle war im Friedhofsgebäude integriert … da wurden Öffnungszeiten eingehalten mit dem Verbot?! Aber auch am Tag wurde Ihnen der Zugang nicht gestattet. Hm! Ich wäre auf die Barrikaden gegangen und hätte alles Mögliche unternommen, um bei „meinem“ Toten zu sein.
      Ich kann Ihnen nicht erklären, warum es nicht erlaubt wurde.

      Was war denn die Antwort, die Sie erhielten?
      Alles Liebe weiterhin und eine gute Zeit.
      Herzlicher Gruß Petra Schuseil

      Like

  2. Hallo Petra, dieser Beitrag hat auch bei mir den richtigen Nerv berührt.
    Wie wird das sein, was passiert, wenn ich vielleicht eines Tages krankheits- oder altersbedingt zu Pflegefall werde ? Wo werde ich dann sterben, an was für einem Ort werde ich sein, wenn es zu Ende geht.
    Auf keinen Fall gefesselt an ein Bett auf einer sterilen Intensivstation, verkabelt und über Strippen und Schläuche an zischende, pfeifende Apparaturen gekoppelt, die mein Leiden nur unnötig verlängern, das unabwendbare hinauszögern.
    Nein, in diesem Fall möchte ich gern zu Hause oder zumindest an einem angenehmeren, einladenden Ort im Kreise meiner Lieben in Würde ohne künstlich verlängertes Leiden sterben.
    Es wäre mir sehr wichtig, wenn dafür gesorgt wäre.
    Auch für eine Totenwache wäre schön, noch für 24-36 Stunden (so lange ist es in Deutschland meines Wissens erlaubt) am vertrauten Ort verbleiben zu können.
    Das jeder der mag sich in dieser Umgebung verabschieden kann, auf seine Weise.
    Mir ist bewusst, es kann den Angehörigen sehr viel aufbürden, ein sterbendes Familienmitglied in den Tod begleiten, vielleicht auch dafür vorbereiten zu müssen, aber ich bin überzeugt, am Ende werden sie sagen können „es hat sich gelohnt, es war das beste, das sie hier bei uns gehen konnte. Und wir den letzten Abschnitt des Weges zum Ende gemeinsam gehen konnten“.
    Daher lohnt es sich mit Sicherheit, dafür zu kämpfen und vorzusorgen. solange man selber dazu in der Lage ist.
    Für die Zeit unmittelbar vor dem Tod vorzusorgen ist eigentlich noch wichtiger als für nach dem Tod vorzusorgen.
    Ich werde mich beizeiten Informieren, was dabei zu tun ist, was beachtet werden muss.

    Gefällt 1 Person

    • Hallo Chantal, mir gefällt das, wie klar Du hier bist, was Du brauchst und wünschst. Ich wünsche Dir sehr, dass Du mal nicht an Strippen hängst in den letzten Stunden sondern daheim gut aufgehoben – die letzte Reise – antreten kannst.

      Ich war nun im Krematorium, wie Du vielleicht gelesen hast. Auch das DANACH kann nach Deinen Wünschen gestaltet werden. Wir müssen es nur kundtun. Auch in der Schweiz darf man bis zu 24 Stunden daheim bleiben.

      Ich wünsche Dir einen schönen Tag.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..