Bevor ich sterbe, will ich … eine Kuh melken

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muh … und wer bist du?

Was willst Du unbedingt gemacht haben, bevor du stirbst?

Ich habe mir einen Herzenswunsch erfüllt und habe es getan. Schon eine ganze Weile geplant. Und dann spielte das Wetter mit: ein schöner und warmer Maitag letzten Freitag. Ich weiß gar nicht mehr wie ich darauf kam. Auf jeden Fall erzählte mir mein Vater oft, dass er als Bub auf dem Bauernhof seines Onkels die Milch direkt vom Euter getrunken hat. Der Strahl wurde angeblich zielgenau zu seinem Mund gehalten.

Kühe finde ich schön und ich dachte mir: ein Kaffeetrinken auf dem Bio-Bauernhof und dann eine Kuh melken, das sollte doch möglich sein. Ihr wisst ja: in der Weiterbildung zur Trauer- und Sterbebegleitung wurden wir immer wieder mit dieser Frage konfrontiert: Was willst Du unbedingt noch machen / erleben, bevor du stirbst? Für mich hat sich das in den letzten Monaten so entwickelt, dass ich unbedingt mal eine Kuh melken wollte.

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so schön hergerichtet

Der Bauer Martin Blum vom Bio-Hof Blum in Samstagern hat es möglich gemacht. Es war alles so schön vorbereitet. Unter einem Baum im Schatten war Kuchen und Kaffee hergerichtet. Aber nicht nur das: Es stand auch ein Holundersirup für das Wasser bereit, eine Flasche Weißwein für den Apéro, frische Erdbeeren aus dem Garten … ich war so glücklich!

Und dann die Kuh. Mit Waldi hatte ich das Vergnügen. Zuerst wies mich Martin an: Kontakt aufnehmen. Mit 2 Bürsten in der Hand striegelte ich erstmal das fast 600 kg schwere Tier. Man muss auf seine Füsse aufpassen. Ein Schritt vorwärts und das Kuhbein macht aus meinem zarten Füsschen Matsch. Deshalb drückt man beim Melken den Kopf an den Kuhbauch um auf Bewegungen reagieren zu können.

Nachdem Waldi und ich uns angenähert hatten, kam der Melkschemel dran, der wird

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noch nicht hochgezogen

wie ein Gürtel umgebunden und man hat ein Höckerchen hinten am Hintern angedockt um sich neben die Kuh setzen zu können. Ich nahm auf einem einfachen Küchenhocker Platz neben dem Bauch der Kuh. Witzig war noch eine Vorrichtung, mit der alle Kuhschwänze in die Höhe gezogen wurden: die Melkposition der Schwänze!

Zuerst werden die Zitzen am Euter mit Holzwolle abgestrichen, dass die Hormone

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es klappt mit dem Melken

aktiviert werden, damit die Milch fließt. Martin erklärte mir gekonnt wie ich die Hand um die Zitze lege: oben wie einen Schraubverschluss zudrehen und dann die Zitze drücken. Es tut ihr nicht weh. Also drückte ich eifrig und die Milch floss in den Eimer bzw. in den Becher. Als dieser gefüllt war, kostete ich die warme, geschäumte, süße Milch und ich war hin und weg. Schmeckt wie gekauft! Nix Ekliges! Ganz im Gegenteil! Fehlte nur der Kaffee dazu.

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guckt das Huhn verdattert?

Wichtig war danach, dass ich mir die Hände ordentlich wusch. Martin schleppte einen Eimer mit Seifenwasser an und Handtuch. Super Service!

Als ich dieses kleine Event für mich und meine Freundinnen buchte, sagte er: dann darfst Du auch ein Huhn halten. Ohja! War auch gar nicht schwer. Ich dachte, es würde wie wild picken und flattern. Auch hier erstmal Kontakt aufnehmen, schnäbeln und füsseln und dann an den Flügeln packen und diese festhalten.

So. Jetzt kann ich mir einen nächsten Wunsch überlegen, den ich unbedingt noch machen möchte bevor ich mal sterbe … und Du so? Was steht auf Deiner „Löffel-Liste“?

Achja, Annegret war dabei und hat die Fotos geknipst. Schön war das!

12 Gedanken zu „Bevor ich sterbe, will ich … eine Kuh melken

  1. Pingback: muuuh … und ein Alphorn blasen | Totenhemd-Blog

  2. Pingback: Mitmachen im November! Die Totenhemd-Challenge: Deine Löffelliste und du. | Totenhemd-Blog

  3. Auch als Zeugin große Seligkeit! Ein einfacher Wunsch so liebevoll arrangiert von Martin Blum.

    Ich finde, daraus sollten wir unsere nächste Blog-Challenge machen… hab da so ne Idee:-) Leute, fangt schon mal an, eure Löffellisten zu füllen!

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  4. Toll, deine Geschichte, und wunderbare Fotos dazu! Hab ich auch noch nicht gemacht, melken. Aber kuhwarme Milch kenne ich aus meiner Kindheit und hab sie niiiiiiie eklig oder so gefunden. (Warum? Kommt doch frisch aus dem Erzeuger, warum soll daran was schlecht sein? So ein Schwachsinn. Dass Leute keine verarbeitete Milch (mehr) vertragen, ist ein Fakt, leider, aber viele von denen vertrügen Rohmilch … okay, ein anderes Thema.)
    Vergnügte Grüße
    Christiane

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    • Danke, Christiane :-), freut mich … die Fotos hat Annegret super geknipst. Kommste mal zu mir an den See und dann melken wir noch mal bei Blums.

      Ich verstehe dein Ansinnen hinter der Rohmilch … yes yes … ist echt ne Mär, dass es eklig sei … ganz im Gegenteil. Und der Rohmilchkäse, den „man“ nicht verträgt auch da hatte ich eine Schere im Kopf … also. Auf jeden Fall in Bio-Qualität also vom Hof, die auf ihre Kühe achten. Meine Freundin Maria war auch deshalb so glücklich, weil wir gespürt haben, mit welchem Respekt und Wertschätzung mit den Kühen umgegangen wird.

      Also nicht eben mal: hier haste einen Melkschemel sondern „erstmal Kontakt aufnehmen“, sich beschnuppern … die Holzwolle für den Euter. Ja, Mensch! Das braucht Zeit … und zwischendrin ein Knirps von vielleicht 3 Jahren der da mit seiner Schubkarre zwischen den Beinen der Kühe rumlief und ein Liedchen trällerte.

      HERRLICH!!
      En liabe Gruess vom See nach HH.
      HG
      Petra

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      • Und Zeit ist das, was wir immer weniger haben in unserem durchgetakteten Alltag, es sei denn, wir finden die Möglichkeit, sie uns zurückzuholen, ja …
        Liebe Grüße aus dem sonnigen Hamburg an den See
        Christiane

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  5. Pingback: Mein Date mit Waldi | Wesentlich werden

    • Hallo Carrie, danke :-), schön dass Du mitgelesen hast … wenn man mal anfängt mit der Löffelliste dann stehen irgendwann ne Menge Sachen drauf … es sind ja auch die kleinen Vorhaben, die zählen, gell?

      Mit der Freundin unbedingt noch mal dies … oder dem Gatten/Partner das … oder ich will unbedingt dieses oder jenes ausprobiert haben … für mich wäre es als nächstes: das Alphorn spielen / blasen …

      Du hörst von uns im November spätestens … da fragen wir Euch LeserInnen … Herzlich. Petra

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