2.4. Gabriele Panning: Im Licht

imlicht1Sehr gefreut hat mich zu lesen, dass es im Totenhemd Blog wieder eine Blogparade gibt. Und das zum Thema Auferstehung  – einem meiner Herzensanliegen seit ich mich bewusst mit christlichen Glaubensinhalten befasse!

Auferstehung nicht „so“…

Weder so: Im Gymnasium belehrte mich der Religionslehrer in der Oberstufe (selber Priester): ich solle erstmal Theologie studieren, dann würde ich schon verstehen, wie das mit der Auferstehung gemeint sei. Jedenfalls nicht „so“….

Noch so: Im Studium sagte der Professor für neutestamentliche Exegese, dass es nicht so wichtig sei, ob die Knochen Jesu noch im Grab liegen würden.

Noch so: Und im Zusammenhang der Kommunionvorbereitung kamen wir in der Gruppenleiterrunde in der Zeit vor Ostern natürlich auch auf Auferstehung zu sprechen. „Sie glauben doch nicht wirklich an die Auferstehung…?“ sagte eine Gruppenleiterin mit großem Erstaunen zu mir.

UND: Doch. Tue ich.

Immer noch. Sehr real und entgegen aller wohlmeinenden Aufklärungsversuche.

UND: keine Erklärungsversuche. „Es“ ist in mir lebendig, seit ich denken kann. Warum? Weiß ich nicht.

UND: ich habe in meinem Leben vieles erfahren, dass dafür spricht.

UND: jede/jeder hat das Recht, es so zu sehen, wie es für sie/ihn stimmig ist.

Erfahrungssplitter
Als ich 16 bin, stirbt mein Vater in einer Spezialklinik in Kassel an seiner Krebserkrankung. Meine Mutter, die ihn dahin gefahren hat, erzählt immer wieder von seinen letzten Worten, die er im Sterben gesprochen hat. Er hielt wohl mit einer Hand die Metallstange fest, an der die Infusionsflasche hing und sagte zweimal: „… dass es sowas gibt… dass es sowas gibt.“ Und darin hätte mehr Staunen als Angst gelegen.

Als ich 55 bin, stirbt meine Mutter. Ihr Sterbetag ist in Köln, wo sie (wir) seit 1968 lebten, die berühmte Nacht „Kölner Lichter“. Ich komme zusammen mit ihrer liebsten Freundin an ihr Totenbett im achten Stock der Kalker Klinik, sehe sie und in dem Moment übersprühen den Himmel zwei Feuerwerkskörper mit roten Sternen. Meine Mutter liebte Feuerwerk!! Ein Gruß…

Fünf Jahre später begleite ich einen Freund in seinen letzten Stunden. Fast 30 Jahre sind wir gemeinsam unterwegs. Er liegt nur noch da, die Augen weit geöffnet, atmet. Ich singe ihm das Lied von Simeon aus dem biblischen Text vor:

„Nun lässest Du, Herr, Deinen Knecht in Frieden scheiden nach Deinem Wort….“ Und – die einzige Reaktion an einem ganzen Tag – seine linke Augenbraue hebt sich nach oben.

Als ich gehen muss, sage ich zu ihm: „wir gehen jetzt unseren Weg – und Du gehst Deinen Weg. Lass Dich plumpsen.“

Ich bin noch nicht zuhause, da ist er schon tot.

In einem „anderen“ Licht
Gerade heute komme ich von einer Beerdigungsfeier. Die alte Dame ist einen Sekundentod gestorben. Wunderbar für sie. Schlimm für die Angehörigen.

Und ich spüre wieder mal sehr deutlich: in welch anderem Licht scheint ihr Leben JETZT?! Welche Facetten leuchten auf … was strahlt von ihrem Leben zu uns?!

Ich habe es bei meiner Mutter, bei anderen Freunden ebenso erfahren.

Nach deren Tod leuchteten Aspekte dieses einen konkreten Lebens auf, die vorher so gar nicht sichtbar gewesen sind.

Ein anderes Licht…. gewiss, von „rückwärts“ betrachtet, lässt sich manches erkennen, was vorher durch die konkreten Bedürfnisse des jeweiligen Menschen verstellt war.

ODER: leuchtet hier etwas von drüben … ??

Im Licht
Gerade bei den Menschen, die von Nahtoderfahrungen erzählen, hat die Lichterfahrung einen besonderen Stellenwert. Sie erfahren sich im Licht, sehen ein Licht auf sich zukommen, fühlen sich von einem warmen Licht umborgen.

„Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.“ schreibt der Apostel Paulus am Ende des Hohen Liedes der Liebe (1 Kor. 13, 12b)

„Erkennen“ heißt für mich „im Licht sein“ … in einem Licht, in dem es nicht mehr die Schatten liebloser Selbstkritik, kleinlichen Aufrechnens, rechthaberischen Beharrens gibt – sondern eben nur noch Licht, das Liebe ist.

„ Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich Euch gesagt haben, Ich gehe hin, Euch eine Stätte zu bereiten?“ – so lässt der Evangelist Johannes Jesus sprechen (Joh14,2)

Auch dies Aussage eines Glaubenden.

Ich glaube.
Trotz aller (scheinbar) vernünftigen Gegenargumente.
Vielleicht unvernünftig?
Vielleicht auch nicht?!

Wir werden es sehen. Im Licht.

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Liebe Gabriele, da geht mir grad mal mein Herz auf, beim Einstellen und Lesen Deines Textes. Herzlichen Dank, dass Du wieder bei uns bist im Totenhemd-Blog :-).

Wir lesen Dich in Deinem Blog.

5 Gedanken zu „2.4. Gabriele Panning: Im Licht

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  4. Liebe Gabriele,
    danke, dass du solch persönliche Schwellenerfahrungen mit uns geteilt hast! Mir nimmt das die Angst vor dem Moment des Sterbens. Inzwischen glaube ich, dass da etwas Gutes geschehen wird. Und bei jedem/jeder wird es anders sein.
    Herzlich
    Annegret

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