Zweite Blüte auf dem Friedhof

Hannah und Malte haben vor einigen Jahren die Initiative „Zweite Blüte Bonn“ gegründet. Ihr Ziel: Aussortierte Grabpflanzen zu retten und ihnen ein zweites Leben zu schenken. Hier erzählen sie, warum und wie sie das machen.

Totenhemdblog: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Friedhofspflanzen zu „containern“– und ist das nicht eigentlich verboten?

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23.11. Sarah: Huch!?

Leseanweisung :
Lieber Leser, liebe Frau,
für die nächsten Zeilen schau,
welch Ideen ich gesponnen,
etwas ab vom Weg gekommen:

Keinen Grabstein abgelichtet!
Kein‘ humorvoll Ding gedichtet,
Doch stattdessen findet ihr
eine Szen‘ am Grabe hier.

Was dort passiert, wird nun bedacht,
wie ich mich wohl „davon“ gemacht.
Und erst am Ende kannst du lesen,
was als Grabinschrift gewesen.

Humor jedoch ist zu entdecken
in den Zeilen, in den Ecken,
die mit Lächeln, Liebe, Leben 
in den Strophen sich umgeben.

Auf der Toten Ruheraum
war ich nicht live, aber im Traum.
So denk ich mir, es könnt einst sein –
drum lad ich euch zum Träumen ein.

Wenn du magst, schreib dich hinein,
setz deinen Nam‘ statt meinem ein.
Ergänz dein Leben hier und dort
und schreib dein Ende mit mir fort,

indem du dich zu mir gesellst,
dein Füße neben meine stellst.
Oder an dem Grabstein stehst
und dann am Ende von ihm gehst.

Nun, so denk dir meinen Stein,
er ist nicht grau, nicht groß, nicht klein,
viel eher von der bunten Sorte,
vielleicht an einem hübschen Orte.

Unter Sonnenblumen gar,
die blühen dort das ganze Jahr.
ganz unten steht – dann ists genuch –
in Stein gemeißelt das Wort „Huch!?“

Das Gedicht – oder kurz: „Huch!?“
An meinem Grabstein stehn geschlossen
zögernd, lachend, unverdrossen,
manch bekannt-vertraut Gestalten,
wollen wohl noch einmal halten

mich in ihren gut Gedanken,
welch Geschichten um mich ranken.
Was noch immer nicht ganz klar,
das, was einst, was früher war.

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Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof mit Sigrid Tinz: Der Friedhof lebt.

In Deutschland ist Tag des Friedhofs. 17. September. Der Frankfurter Hauptfriedhof hatte zu verschiedensten Veranstaltungen geladen: „Persönlichkeiten besuchen, die hier begraben sind“ oder „Meditation zwischen den Gräbern“. Unser Thema war Sigrids Buch: „Der Friedhof lebt“.

Wir spazierten auf weichen Wegen mit altem Baumbestand. Alte Bäume sind gut. Auf dem Friedhof dürfen sie nämlich alt werden. Sehr alt. Sie bieten Vögeln und Eichhörnchen Höhlen und Astlöcher. Die Wurzeln wachsen tief und breit und in den Vertiefungen können Tiere wohnen. Oder es sammelt sich Wasser – auch Igel haben ja mal Durst.

Oft müssen solche Bäume gestutzt und gefällt werden, auf einem Friedhof weniger als in der Stadt. Aus Sicherheitsgründen zum Beispiel oder weil sie Bauvorhaben im Weg stehen. Bis ein neu gepflanzter Baum wieder so viele Höhlen und Wohnungen hat, muss er sehr alt werden. Deshalb ist es wichtig, Nistkästen aufzuhängen. Für Vögel, Fledermäuse, Siebenschläfer – und sie werden auch von anderen genutzt, von Hummelköniginnen zum Überwintern zum Beispiel.

Stille …wir hören Amseln rufen… ein Eichhörnchen huscht über uns weg … Haselnüsse und Laub knacken unter unseren  Füßen … der Friedhofspaziergang mit Sigrid startete an einem überaus schönen spätsommerlichen Sonntag. Totholzhaufen sollte man pflegen, sie bieten Tieren Platz zum Überwintern und zum Verstecken. Beim Stichwort Ribbeckscher Garten waren wir beim „Bestatten unterm Baum“ gelandet , wie im Friedwald … der ewige Kreislauf des Baumes und die Asche vermischt sich mit der Erde und dem Wurzelwerk und „man blüht/wächst als Tote/r sozusagen“ mit den Jahreszeiten mit. 

An einem mächtigen Grabstein hielt Sigrid mit ihrem Buch an und erzählte Interessantes zu Moosen. Grabsteine sind für Moose ein Paradies, besonders die unebenen und nicht geschliffenen Natursteine, in denen sich in den kleinen Ritzen und Löchern Wasser und ein bisschen organische Substanz sammeln kann. Moosen reicht das, sie sind noch viel bescheidener als das sprichwörtliche „Veilchen im Moose“ und wachsen überall da, wo sonst nichts wachsen mag – auf, Mauern oder Dächern – oder Grabsteinen. Wunderschöne Polster bedecken die Steine dann mit der Zeit. Wenn sich auf dem Moos Schnee oder Tau sammelt und die Sonne scheint, funkelt es wie Perlen. 

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Friedhof beim Bergkirchli Arosa: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen

Ganz gezielt bin ich in Arosa zum Bergkirchli gewandert letzte Woche, das seit 1493 im Ort steht und heutzutage für Gottesdienste und Konzerte genutzt wird. Ein kleiner Friedhof schmiegt sich um das Kirchlein. Meine Entdeckungen mag ich mit euch teilen.

Zunächst dieser wunderbare weite Blick über die Kirche hin zu den Bergen. Es war schönes Wetter. Einige Wolken zogen vorbei. Leichtigkeit lag in der Luft. Man ist immer wieder eingeladen, in die Ferne zu schauen um die Bergwelt zu bestaunen.

Auf einem der Grabsteine steht dieser schöne Vers: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Er kommt aus Psalm 121. Dieser wird als Segen für Reisende und Pilger verwendet. Bei Wikipedia lerne ich: „Er gehört zu den Texten, die im Rahmen der Sterbebegleitung, insbesondere bei der Aussegnung Verstorbener, sowie bei kirchlichen Trauerfeiern gerne verwendet werden“.

Es hat mir auf dem kleinen Friedhof gut gefallen, wäre da nicht ein Touristenpaar laut gewesen. Sie zogen dann aber Gott sei Dank bald weiter. Andere Menschen, die kamen, waren ruhiger und spazierten langsam wie ich über die Wege. Mir fielen die drei Tonfiguren auf. Sehr viele Gräber zierten blau-lila Distelblüten. Das sieht man ja auf unseren Gräbern nicht. Ich mochte das.

Über diese kleine Zeichnung auf dem Grabstein freute ich mich besonders. Dummerweise weiß ich nicht mehr wer dort begraben ist. Eine Frau? Ein Mann? Beide? Ein Kind? Nächstes Mal guck ich nochmals.

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Termin: Friedhofspaziergang auf dem Frankfurter Hauptfriedhof mit Sigrid Tinz am Sonntag, 17.9.23 14 Uhr

Der Friedhof lebt – Lesung und Führung

Für die Natur sind unsere Friedhöfe keine toten Orte – sondern artenreiche Inseln des Lebens.

Darüber hat die Geoökologin Sigrid Tinz ein Buch geschrieben: „Der Friedhof lebt!“  – und wie er lebt, das zeigt sie uns ganz konkret an verschiedenen Beispielen auf diesem Spaziergang über den Frankfurter Hauptfriedhof. Dazu liest sie passende Stellen aus ihrem Buch. 

Nach der Veranstaltung wissen Sie nicht nur, wie jede und jeder beitragen kann zur Artenvielfalt auf Friedhöfen und deren Charakter als besonderen Ort zu erhalten. Sondern Sie werden Ihren Friedhof in Zukunft mit anderen Augen betrachten und jedes Mal aufs Neue wundervolle Schätze der Natur entdecken.

Die Veranstaltung dauert circa 1 ½ Stunden; am Ende des Spaziergangs ist Gelegenheit zum Gespräch und um einen Blick in das Buch zu werfen, zum Kaufen und Signieren lassen.

Der Spaziergang mit Lesung findet im Rahmen des Tag des Friedhofs veranstaltet vom Frankfurter Hauptfriedhof statt.

Melden Sie sich bitte an:

Treffpunkt um 13.55 Uhr am Sonntag, Tag des Friedhofs, 17. September 23

Frankfurter Hauptfriedhof. Haupteingang Eckenheimer Landstraße 194, vor der Trauerhalle.
U-Bahn-Haltestelle „Hauptfriedhof“ mit der U5.

Du kannst nicht nach Frankfurt kommen, dann schau hier, ob in Deiner Gegend eine Veranstaltung geplant ist.

Sigrid Tinz ist freie Journalistin, Autorin und Referentin sowie Diplom-Geoökologin.

So war es auf dem Friedhof Westhausen

www.krautundbuecher.de
@kraut_und_buecher

Sigrids Buch habe ich hier vorgestellt / Buchtipp: Der Friedhof lebt

Wasser für die Friedhofsbewohner

Friedhöfe sind Stätten für unsere Toten, für unsere Trauer und für die Erinnerung und zur Besinnlichkeit. Friedhöfe sind auch grüne Inseln, dicht bepflanzt mit Bäumen, Büschen und Blumen und voller Leben: Insekten, Vögel, Fledermäuse, von Allerweltsarten bis zur Roten Liste leben hier oft mehr Arten als sonst. Friedhöfe sind deshalb beinahe kleine Naturschutzgebiete und leisten so eine wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt. Je naturnäher, desto erlebenswerter sind Friedhöfe außerdem. So wiederum trägt der Naturschutz dazu bei, dass Friedhöfe im Wandel der Bestattungskultur attraktiv sind, werden und bleiben.

Jetzt im Sommer ist das Wichtigste für die Tiere: Wasser. Je heißer und trockener, desto mehr. Denn auch Tiere haben Durst, ob Biene, Vogel, Igel oder Eichhörnchen; zum Teil benötigen die Tiere Wasser auch zum Nestbau, um Holzfasern oder andere Materialien schön klebrig und matschig zu bekommen. In der Natur versorgen sie sich aus Pfützen und kleinen Tümpeln, Insekten trinken auch an Regentropfen auf Blütenblättern.

Je trockener Wetter und Klima, desto weniger gibt es davon. Deswegen tut man der Natur einen guten Dienst, kleine Wasserstellen künstlich zu schaffen. Das geht ganz einfach bei jedem Friedhofsbesuch.

Es braucht Schalen oder Schüsseln, ein Blumentopf-Untersetzer, ein Steingutgefäß, ein Vogelbad aus dem Handel – was da ist und gefällt. Das kommt auf einen gut einsehbaren Platz, so dass Vögel, Igel oder Eichhörnchen trinken können, ohne dass sich Fressfeinde anschleichen können. Für Insekten eignen sich windstille Sonnenplätzchen besonders. Hinein kommt natürlich Wasser und außerdem einige Steine, Zapfen, Muscheln oder Holzstücke. Die sind wie kleine Inseln – sichere Landeplätze für Insekten, sie können trinken ohne zu ertrinken. Oder falls doch mal ein Käfer hineingefallen ist, kann er von dort wieder starten.

Auch ausgeputzte Blüten lassen sich verwenden.

Wichtig: die Tränke regelmäßig reinigen und frisch befüllen. Dann bleiben alle Tiere fit und gesund.